liebte. Jhre Papiere, die sie in der vollen Aufrichtigkeit ihres Herzens schrieb, be- weisen mir, daß sie das Beste mir schenkte, so in ihrer Gewalt war; wahre Hochach- tung für meinen Character, wahres Ver- trauen, zärtliche Wünsche für mein Glück. Der unauflöslich räzelhafte Eigensinn ei- nes einmal gefaßten Vorzugs hatte schon lange und unwillkührlich die Neigung ih- res Herzens gefesselt. -- Jch kenne den hohen Werth ihrer Seele; ihre Freund- schaft ist zärtlicher als die Umarmungen der Liebe einer andern Person. Die Herbst- jahre des Lebens, in denen ich mich befinde, lassen mich alle reine Süßigkeit der Freund- schaft mit Ruhe genießen. Jch werde bey diesen Glücklichen leben; der zweyte Sohn soll Lord Rich, soll der Sohn meines Her- zens, seyn! Alle Tage werde ich mit Lady Seymour sprechen, und die Schönheit ih- res Geistes ist mein Eigenthum; ich trage zu ihrer Glückseligkeit bey. Meine Mut- ter segnet mich über den Entschluß von ih- rem geliebten Seymour, und mein Glück haftet an dem von den wüdigsten und lieb-
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liebte. Jhre Papiere, die ſie in der vollen Aufrichtigkeit ihres Herzens ſchrieb, be- weiſen mir, daß ſie das Beſte mir ſchenkte, ſo in ihrer Gewalt war; wahre Hochach- tung fuͤr meinen Character, wahres Ver- trauen, zaͤrtliche Wuͤnſche fuͤr mein Gluͤck. Der unaufloͤslich raͤzelhafte Eigenſinn ei- nes einmal gefaßten Vorzugs hatte ſchon lange und unwillkuͤhrlich die Neigung ih- res Herzens gefeſſelt. — Jch kenne den hohen Werth ihrer Seele; ihre Freund- ſchaft iſt zaͤrtlicher als die Umarmungen der Liebe einer andern Perſon. Die Herbſt- jahre des Lebens, in denen ich mich befinde, laſſen mich alle reine Suͤßigkeit der Freund- ſchaft mit Ruhe genießen. Jch werde bey dieſen Gluͤcklichen leben; der zweyte Sohn ſoll Lord Rich, ſoll der Sohn meines Her- zens, ſeyn! Alle Tage werde ich mit Lady Seymour ſprechen, und die Schoͤnheit ih- res Geiſtes iſt mein Eigenthum; ich trage zu ihrer Gluͤckſeligkeit bey. Meine Mut- ter ſegnet mich uͤber den Entſchluß von ih- rem geliebten Seymour, und mein Gluͤck haftet an dem von den wuͤdigſten und lieb-
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liebte. Jhre Papiere, die ſie in der vollen
Aufrichtigkeit ihres Herzens ſchrieb, be-
weiſen mir, daß ſie das Beſte mir ſchenkte,
ſo in ihrer Gewalt war; wahre Hochach-
tung fuͤr meinen Character, wahres Ver-
trauen, zaͤrtliche Wuͤnſche fuͤr mein Gluͤck.
Der unaufloͤslich raͤzelhafte Eigenſinn ei-
nes einmal gefaßten Vorzugs hatte ſchon
lange und unwillkuͤhrlich die Neigung ih-
res Herzens gefeſſelt. — Jch kenne den
hohen Werth ihrer Seele; ihre Freund-
ſchaft iſt zaͤrtlicher als die Umarmungen der
Liebe einer andern Perſon. Die Herbſt-
jahre des Lebens, in denen ich mich befinde,
laſſen mich alle reine Suͤßigkeit der Freund-
ſchaft mit Ruhe genießen. Jch werde bey
dieſen Gluͤcklichen leben; der zweyte Sohn
ſoll Lord Rich, ſoll der Sohn meines Her-
zens, ſeyn! Alle Tage werde ich mit Lady
Seymour ſprechen, und die Schoͤnheit ih-
res Geiſtes iſt mein Eigenthum; ich trage
zu ihrer Gluͤckſeligkeit bey. Meine Mut-
ter ſegnet mich uͤber den Entſchluß von ih-
rem geliebten Seymour, und mein Gluͤck
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/297>, abgerufen am 22.11.2024.
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