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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

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mit Einer Angel zu fangen, und die Leute
klug und geschickt zu machen, nun dieß
versteht sich recht schön. Jch verwunderte
mich, und weinte zweymal, weil ich es
zweymal durchlesen mußte, um es recht zu
fassen. Jch schrieb darunter: alles, alles
bewilligt, und gleich auf Morgen, -- aber
dieß sagte ich ihr mündlich, und ich schrieb
es auch auf das Papier, wenn ichs zum
Testament lege, daß sie mich nicht ihre
Wohlthäterinn nennen soll. Was gab
ich ihr dann? -- ein Bißchen Essen und
ein Zimmerchen. -- Aber warten Sie
nur, ich will schon was aussinnen; sie
soll nicht aus meinem Hause kommen, wie
sie meint. Wenn ich nur noch den Bau
meines Gesindhauses erlebe; da laß ich
ihren Namen zu dem meinigen in Stein
hauen, und da heiße ich sie meine ange-
nommene Tochter, und da wird sich jeder
wundern, daß sie mein Geld nicht für
sich behalten, und einen andern hübschen
Mann genommen habe, und da lobt man
mich und sie zusammen, und dieß gönn'
ich ihr recht wohl. Sie muß mir auch

arme
F 4


mit Einer Angel zu fangen, und die Leute
klug und geſchickt zu machen, nun dieß
verſteht ſich recht ſchoͤn. Jch verwunderte
mich, und weinte zweymal, weil ich es
zweymal durchleſen mußte, um es recht zu
faſſen. Jch ſchrieb darunter: alles, alles
bewilligt, und gleich auf Morgen, — aber
dieß ſagte ich ihr muͤndlich, und ich ſchrieb
es auch auf das Papier, wenn ichs zum
Teſtament lege, daß ſie mich nicht ihre
Wohlthaͤterinn nennen ſoll. Was gab
ich ihr dann? — ein Bißchen Eſſen und
ein Zimmerchen. — Aber warten Sie
nur, ich will ſchon was ausſinnen; ſie
ſoll nicht aus meinem Hauſe kommen, wie
ſie meint. Wenn ich nur noch den Bau
meines Geſindhauſes erlebe; da laß ich
ihren Namen zu dem meinigen in Stein
hauen, und da heiße ich ſie meine ange-
nommene Tochter, und da wird ſich jeder
wundern, daß ſie mein Geld nicht fuͤr
ſich behalten, und einen andern huͤbſchen
Mann genommen habe, und da lobt man
mich und ſie zuſammen, und dieß goͤnn’
ich ihr recht wohl. Sie muß mir auch

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F 4
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[87/0093] mit Einer Angel zu fangen, und die Leute klug und geſchickt zu machen, nun dieß verſteht ſich recht ſchoͤn. Jch verwunderte mich, und weinte zweymal, weil ich es zweymal durchleſen mußte, um es recht zu faſſen. Jch ſchrieb darunter: alles, alles bewilligt, und gleich auf Morgen, — aber dieß ſagte ich ihr muͤndlich, und ich ſchrieb es auch auf das Papier, wenn ichs zum Teſtament lege, daß ſie mich nicht ihre Wohlthaͤterinn nennen ſoll. Was gab ich ihr dann? — ein Bißchen Eſſen und ein Zimmerchen. — Aber warten Sie nur, ich will ſchon was ausſinnen; ſie ſoll nicht aus meinem Hauſe kommen, wie ſie meint. Wenn ich nur noch den Bau meines Geſindhauſes erlebe; da laß ich ihren Namen zu dem meinigen in Stein hauen, und da heiße ich ſie meine ange- nommene Tochter, und da wird ſich jeder wundern, daß ſie mein Geld nicht fuͤr ſich behalten, und einen andern huͤbſchen Mann genommen habe, und da lobt man mich und ſie zuſammen, und dieß goͤnn’ ich ihr recht wohl. Sie muß mir auch arme F 4

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Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/93>, abgerufen am 21.11.2024.