Der vorliegende Versuch, eine Geschichte der Atomistik herzustellen, ist aus den Bemühungen des Verfassers hervor- gegangen, die Korpuskulartheorie des 17. Jahrhunderts in ihrem Zusammenhange mit der Entstehung der modernen Natur- wissenschaft und Philosophie zu studieren. Er beschränkt sich deshalb auf die Zeit von dem beginnenden Kampfe gegen die scholastische Physik bis zur Einführung des Begriffs der fern- wirkenden Kräfte durch Newton; die antike Atomistik tritt somit nur unter dem Gesichtspunkte ihrer Gegner und Erneuerer auf. Im ersten Buche, welches vornehmlich einleitenden Charakter trägt, konnte der Verfasser nicht vermeiden, über Teile der griechischen und orientalischen Philosophie zu be- richten, in denen er die gebotenen Quellen einer selbständigen philologischen Kritik zu unterziehen nicht in der Lage war. Wenn die mathematisch-naturwissenschaftliche Vorbildung des Verfassers sich hier als ein Hemmnis erwies, so ist dieselbe hoffentlich der sachlichen Durchdringung des Hauptproblems zu gute gekommen, welches der Geschichte der Physik ange- hört und von der philologisch-historischen Seite allein nicht zugänglich gewesen wäre. Eine Reihe von Spezialfragen mußte berührt werden, über welche Vorarbeiten kaum oder doch sehr lückenhaft vorhanden sind; in dieser Hinsicht kann das Buch vielleicht dazu dienen, für gewisse Kapitel der allge-
Vorwort.
Der vorliegende Versuch, eine Geschichte der Atomistik herzustellen, ist aus den Bemühungen des Verfassers hervor- gegangen, die Korpuskulartheorie des 17. Jahrhunderts in ihrem Zusammenhange mit der Entstehung der modernen Natur- wissenschaft und Philosophie zu studieren. Er beschränkt sich deshalb auf die Zeit von dem beginnenden Kampfe gegen die scholastische Physik bis zur Einführung des Begriffs der fern- wirkenden Kräfte durch Newton; die antike Atomistik tritt somit nur unter dem Gesichtspunkte ihrer Gegner und Erneuerer auf. Im ersten Buche, welches vornehmlich einleitenden Charakter trägt, konnte der Verfasser nicht vermeiden, über Teile der griechischen und orientalischen Philosophie zu be- richten, in denen er die gebotenen Quellen einer selbständigen philologischen Kritik zu unterziehen nicht in der Lage war. Wenn die mathematisch-naturwissenschaftliche Vorbildung des Verfassers sich hier als ein Hemmnis erwies, so ist dieselbe hoffentlich der sachlichen Durchdringung des Hauptproblems zu gute gekommen, welches der Geschichte der Physik ange- hört und von der philologisch-historischen Seite allein nicht zugänglich gewesen wäre. Eine Reihe von Spezialfragen mußte berührt werden, über welche Vorarbeiten kaum oder doch sehr lückenhaft vorhanden sind; in dieser Hinsicht kann das Buch vielleicht dazu dienen, für gewisse Kapitel der allge-
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Vorwort.
Der vorliegende Versuch, eine Geschichte der Atomistik
herzustellen, ist aus den Bemühungen des Verfassers hervor-
gegangen, die Korpuskulartheorie des 17. Jahrhunderts in ihrem
Zusammenhange mit der Entstehung der modernen Natur-
wissenschaft und Philosophie zu studieren. Er beschränkt sich
deshalb auf die Zeit von dem beginnenden Kampfe gegen die
scholastische Physik bis zur Einführung des Begriffs der fern-
wirkenden Kräfte durch Newton; die antike Atomistik tritt
somit nur unter dem Gesichtspunkte ihrer Gegner und Erneuerer
auf. Im ersten Buche, welches vornehmlich einleitenden
Charakter trägt, konnte der Verfasser nicht vermeiden, über
Teile der griechischen und orientalischen Philosophie zu be-
richten, in denen er die gebotenen Quellen einer selbständigen
philologischen Kritik zu unterziehen nicht in der Lage war.
Wenn die mathematisch-naturwissenschaftliche Vorbildung des
Verfassers sich hier als ein Hemmnis erwies, so ist dieselbe
hoffentlich der sachlichen Durchdringung des Hauptproblems
zu gute gekommen, welches der Geschichte der Physik ange-
hört und von der philologisch-historischen Seite allein nicht
zugänglich gewesen wäre. Eine Reihe von Spezialfragen
mußte berührt werden, über welche Vorarbeiten kaum oder
doch sehr lückenhaft vorhanden sind; in dieser Hinsicht kann
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Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890, S. [V]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_atom01_1890/11>, abgerufen am 21.11.2024.
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