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Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890.

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Aristoteles: Die Bestandteile in d. Mischung.
während des Verbrennens nicht mit dem Feuer gemischt, son-
dern das Holz vergeht und das Feuer entsteht; ebensowenig
wird die Nahrung mit dem Körper gemischt. Es ist ferner
keine Mischung, wenn die Form zur Materie tritt und ihr
bestimmte Beschaffenheiten gibt; die geometrische Figur
mischt sich nicht mit dem Wachse, das dieselbe annimmt, der
Körper nicht mit dem Weißen, überhaupt nicht Zustände mit
Dingen; denn wir sehen ja, daß die Zustände dabei unver-
ändert bleiben. Überhaupt kann nicht jedes mit jedem ge-
mischt werden, das Weiße und das Wissen und dergleichen.
Sondern nur Substanzen (#) können miteinander ver-
mischt werden.

Da es nun aber zwei Arten der Existenz, nämlich die
Potenz und den Aktus gibt, so darf man annehmen, daß die
Bestandteile in der Mischung in gewissem Sinne seiende und
auch nichtseiende sind. Es ist nämlich aus den Bestand-
teilen dem Aktus nach etwas anderes durch die
Mischung geworden (so daß sie in Wirklichkeit
nicht mehr existieren), der Potenz nach aber sind
sie noch das, was sie vor der Mischung waren, und
nicht zu Grunde gegangen
.1

So löst sich die oben erwähnte Schwierigkeit. Das Re-
sultat der Mischung entsteht durch Zusammentreten von vor-
her Getrenntem und kann wieder in seine Bestandteile getrennt
werden. Also bleiben die Bestandteile weder aktuell beharren,
wie etwa der Körper und seine Eigenschaft weiß zu sein,
noch auch vergehen sie bei der Verbindung, weil ihre Potenz
in derselben bewahrt bleibt. In welcher Weise Aristoteles
sich das Verhältnis zwischen den Bestandteilen und der Ver-
bindung denkt, darüber gibt noch die Stelle2 Aufschluß, in
welcher er den Unterschied untersucht, der zwischen der Ver-
wandlung der Elemente ineinander und ihrer Veränderung
bei der Bildung einer Verbindung besteht. Während bei der

1 Diese Stelle, an welche sich die ganze Entwickelung der chemischen
Atomistik anknüpft, lautet: (p. 327 b 22--26) #.
2 De gen. et corr. II, 7. p. 334 a ff.

Aristoteles: Die Bestandteile in d. Mischung.
während des Verbrennens nicht mit dem Feuer gemischt, son-
dern das Holz vergeht und das Feuer entsteht; ebensowenig
wird die Nahrung mit dem Körper gemischt. Es ist ferner
keine Mischung, wenn die Form zur Materie tritt und ihr
bestimmte Beschaffenheiten gibt; die geometrische Figur
mischt sich nicht mit dem Wachse, das dieselbe annimmt, der
Körper nicht mit dem Weißen, überhaupt nicht Zustände mit
Dingen; denn wir sehen ja, daß die Zustände dabei unver-
ändert bleiben. Überhaupt kann nicht jedes mit jedem ge-
mischt werden, das Weiße und das Wissen und dergleichen.
Sondern nur Substanzen (#) können miteinander ver-
mischt werden.

Da es nun aber zwei Arten der Existenz, nämlich die
Potenz und den Aktus gibt, so darf man annehmen, daß die
Bestandteile in der Mischung in gewissem Sinne seiende und
auch nichtseiende sind. Es ist nämlich aus den Bestand-
teilen dem Aktus nach etwas anderes durch die
Mischung geworden (so daß sie in Wirklichkeit
nicht mehr existieren), der Potenz nach aber sind
sie noch das, was sie vor der Mischung waren, und
nicht zu Grunde gegangen
.1

So löst sich die oben erwähnte Schwierigkeit. Das Re-
sultat der Mischung entsteht durch Zusammentreten von vor-
her Getrenntem und kann wieder in seine Bestandteile getrennt
werden. Also bleiben die Bestandteile weder aktuell beharren,
wie etwa der Körper und seine Eigenschaft weiß zu sein,
noch auch vergehen sie bei der Verbindung, weil ihre Potenz
in derselben bewahrt bleibt. In welcher Weise Aristoteles
sich das Verhältnis zwischen den Bestandteilen und der Ver-
bindung denkt, darüber gibt noch die Stelle2 Aufschluß, in
welcher er den Unterschied untersucht, der zwischen der Ver-
wandlung der Elemente ineinander und ihrer Veränderung
bei der Bildung einer Verbindung besteht. Während bei der

1 Diese Stelle, an welche sich die ganze Entwickelung der chemischen
Atomistik anknüpft, lautet: (p. 327 b 22—26) #.
2 De gen. et corr. II, 7. p. 334 a ff.
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[125/0143] Aristoteles: Die Bestandteile in d. Mischung. während des Verbrennens nicht mit dem Feuer gemischt, son- dern das Holz vergeht und das Feuer entsteht; ebensowenig wird die Nahrung mit dem Körper gemischt. Es ist ferner keine Mischung, wenn die Form zur Materie tritt und ihr bestimmte Beschaffenheiten gibt; die geometrische Figur mischt sich nicht mit dem Wachse, das dieselbe annimmt, der Körper nicht mit dem Weißen, überhaupt nicht Zustände mit Dingen; denn wir sehen ja, daß die Zustände dabei unver- ändert bleiben. Überhaupt kann nicht jedes mit jedem ge- mischt werden, das Weiße und das Wissen und dergleichen. Sondern nur Substanzen (#) können miteinander ver- mischt werden. Da es nun aber zwei Arten der Existenz, nämlich die Potenz und den Aktus gibt, so darf man annehmen, daß die Bestandteile in der Mischung in gewissem Sinne seiende und auch nichtseiende sind. Es ist nämlich aus den Bestand- teilen dem Aktus nach etwas anderes durch die Mischung geworden (so daß sie in Wirklichkeit nicht mehr existieren), der Potenz nach aber sind sie noch das, was sie vor der Mischung waren, und nicht zu Grunde gegangen. 1 So löst sich die oben erwähnte Schwierigkeit. Das Re- sultat der Mischung entsteht durch Zusammentreten von vor- her Getrenntem und kann wieder in seine Bestandteile getrennt werden. Also bleiben die Bestandteile weder aktuell beharren, wie etwa der Körper und seine Eigenschaft weiß zu sein, noch auch vergehen sie bei der Verbindung, weil ihre Potenz in derselben bewahrt bleibt. In welcher Weise Aristoteles sich das Verhältnis zwischen den Bestandteilen und der Ver- bindung denkt, darüber gibt noch die Stelle 2 Aufschluß, in welcher er den Unterschied untersucht, der zwischen der Ver- wandlung der Elemente ineinander und ihrer Veränderung bei der Bildung einer Verbindung besteht. Während bei der 1 Diese Stelle, an welche sich die ganze Entwickelung der chemischen Atomistik anknüpft, lautet: (p. 327 b 22—26) #. 2 De gen. et corr. II, 7. p. 334 a ff.

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Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_atom01_1890/143>, abgerufen am 24.11.2024.