Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890.Geber: Grundstoffe. Metallentstehung. im einzelnen modifiziert, beherrschte lange Zeit hindurch dieChemie; sie läßt sich im wesentlichen dahin zusammenfassen, daß Mercurius und Sulfur die Prinzipien sind, durch deren Verbindung in verschiedenen Verhältnissen die Metalle, also zusammengesetzte Körper entstehen. Dschabir gibt an, daß ältere Alchymisten als Prinzipien der natürlichen Körper den Spiritus foetens und die aqua viva, auch sicca genannt, angesehen haben.1 Die Ansicht der Neueren dagegen sei die, daß Queck- silber und Schwefel die Prinzipien der Metalle seien, jedoch nicht Quecksilber und Schwefel in ihrem natürlichen Zustande, sondern in einem veränderten (alteratum et in terram mutatum). 1 A. a. O. c. 25. p. 537. Es scheint dies auf die Erklärung der Metall- entstehung durch Aristoteles hinzuweisen, nach welchem dieselbe dadurch zu stande kommt, daß die feuchten Ausdünstungen (die trocknen bilden die übrigen Mineralien) im Erdinnern verhärten und mit dem Wasser sich verbinden. (Aristot., Meteor. III, 6. p. 378 a. 26 f. Vgl. Platon, Timaeus p. 58.) Die # # (exhalatio vapida) des Aristoteles ist durch die arabische und lateinische Übersetzung zum spiritus foetens geworden, während die Ansicht des Aristoteles, daß der Hauptbestandteil der Metalle Wasser sei, durch die aqua viva repräsentiert wird. An diese von Theophrast aufgenommene Theorie erinnert aber auch die folgende Beschreibung Gebers, nur daß hier die Begriffe Schwefel und Quecksilber eingetreten sind. Nach der Encyklo- pädie "der lautern Brüder" besteht die Ansicht über die Entstehung dieser Stoffe, welche Geber hier den "Neueren" zuschreibt, nach Dietericis Angabe (Phil. d. Arab. II. Mikrokosmos S. 13, 14.) in folgendem: "Alle Metalle be- stehen aus denselben Stoffen, nur in ihrer Zubereitung und der Einwirkung des Feuers liegt die Differenz. Sie gehen aber nicht direkt aus den Elementen hervor, es werden erst die Grundbestandteile derselben, Quecksilber und Schwefel, gebildet. Die verschiedenen Feuchtigkeiten im Innern der Erde nämlich, sowie die dort verschlossenen Dünste, lösen sich, wenn die Grubenhitze sie rings umgibt, auf; sie verflüchtigen sich, werden leicht, steigen empor bis zum Oberrand der Tiefgründe und Höhlen und verweilen dort eine Zeit. Wird dann das Innere der Erde im Sommer kalt, so gerinnen sie, verdicken sich und kehren endlich niedertröpfelnd auf den Grund der Höhlen zurück; dabei vermischen sie sich mit dem Staub und Lehm jener Landstriche. Sie verweilen nun dort eine Zeit, während die Grubenhitze sie fortwährend reifen und kochen läßt. Sie werden durch ihr langes Stehenbleiben daselbst geläu- tert und nehmen an Schwere und Dicke zu. Diese Feuchtigkeiten (Wasserteile) verwandeln sich durch die Beimischung der Staubteile, sowie dadurch, daß sie Dicke und Schwere annehmen und die Hitze sie reifen und kochen läßt, in zitterndes Quecksilber. Die öligen Luftteile aber werden mittelst der sich ihnen beimischenden Staubteile sowie dadurch, daß die Hitze sie kocht, in der Zeit zu Schwefel." Laßwitz. 15
Geber: Grundstoffe. Metallentstehung. im einzelnen modifiziert, beherrschte lange Zeit hindurch dieChemie; sie läßt sich im wesentlichen dahin zusammenfassen, daß Mercurius und Sulfur die Prinzipien sind, durch deren Verbindung in verschiedenen Verhältnissen die Metalle, also zusammengesetzte Körper entstehen. Dschabir gibt an, daß ältere Alchymisten als Prinzipien der natürlichen Körper den Spiritus foetens und die aqua viva, auch sicca genannt, angesehen haben.1 Die Ansicht der Neueren dagegen sei die, daß Queck- silber und Schwefel die Prinzipien der Metalle seien, jedoch nicht Quecksilber und Schwefel in ihrem natürlichen Zustande, sondern in einem veränderten (alteratum et in terram mutatum). 1 A. a. O. c. 25. p. 537. Es scheint dies auf die Erklärung der Metall- entstehung durch Aristoteles hinzuweisen, nach welchem dieselbe dadurch zu stande kommt, daß die feuchten Ausdünstungen (die trocknen bilden die übrigen Mineralien) im Erdinnern verhärten und mit dem Wasser sich verbinden. (Aristot., Meteor. III, 6. p. 378 a. 26 f. Vgl. Platon, Timaeus p. 58.) Die # # (exhalatio vapida) des Aristoteles ist durch die arabische und lateinische Übersetzung zum spiritus foetens geworden, während die Ansicht des Aristoteles, daß der Hauptbestandteil der Metalle Wasser sei, durch die aqua viva repräsentiert wird. An diese von Theophrast aufgenommene Theorie erinnert aber auch die folgende Beschreibung Gebers, nur daß hier die Begriffe Schwefel und Quecksilber eingetreten sind. Nach der Encyklo- pädie „der lautern Brüder‟ besteht die Ansicht über die Entstehung dieser Stoffe, welche Geber hier den „Neueren‟ zuschreibt, nach Dietericis Angabe (Phil. d. Arab. II. Mikrokosmos S. 13, 14.) in folgendem: „Alle Metalle be- stehen aus denselben Stoffen, nur in ihrer Zubereitung und der Einwirkung des Feuers liegt die Differenz. Sie gehen aber nicht direkt aus den Elementen hervor, es werden erst die Grundbestandteile derselben, Quecksilber und Schwefel, gebildet. Die verschiedenen Feuchtigkeiten im Innern der Erde nämlich, sowie die dort verschlossenen Dünste, lösen sich, wenn die Grubenhitze sie rings umgibt, auf; sie verflüchtigen sich, werden leicht, steigen empor bis zum Oberrand der Tiefgründe und Höhlen und verweilen dort eine Zeit. Wird dann das Innere der Erde im Sommer kalt, so gerinnen sie, verdicken sich und kehren endlich niedertröpfelnd auf den Grund der Höhlen zurück; dabei vermischen sie sich mit dem Staub und Lehm jener Landstriche. Sie verweilen nun dort eine Zeit, während die Grubenhitze sie fortwährend reifen und kochen läßt. Sie werden durch ihr langes Stehenbleiben daselbst geläu- tert und nehmen an Schwere und Dicke zu. Diese Feuchtigkeiten (Wasserteile) verwandeln sich durch die Beimischung der Staubteile, sowie dadurch, daß sie Dicke und Schwere annehmen und die Hitze sie reifen und kochen läßt, in zitterndes Quecksilber. Die öligen Luftteile aber werden mittelst der sich ihnen beimischenden Staubteile sowie dadurch, daß die Hitze sie kocht, in der Zeit zu Schwefel.‟ Laßwitz. 15
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Geber: Grundstoffe. Metallentstehung.
im einzelnen modifiziert, beherrschte lange Zeit hindurch die
Chemie; sie läßt sich im wesentlichen dahin zusammenfassen,
daß Mercurius und Sulfur die Prinzipien sind, durch deren
Verbindung in verschiedenen Verhältnissen die Metalle, also
zusammengesetzte Körper entstehen. Dschabir gibt an, daß
ältere Alchymisten als Prinzipien der natürlichen Körper den
Spiritus foetens und die aqua viva, auch sicca genannt, angesehen
haben. 1 Die Ansicht der Neueren dagegen sei die, daß Queck-
silber und Schwefel die Prinzipien der Metalle seien, jedoch
nicht Quecksilber und Schwefel in ihrem natürlichen Zustande,
sondern in einem veränderten (alteratum et in terram mutatum).
1 A. a. O. c. 25. p. 537. Es scheint dies auf die Erklärung der Metall-
entstehung durch Aristoteles hinzuweisen, nach welchem dieselbe dadurch
zu stande kommt, daß die feuchten Ausdünstungen (die trocknen bilden die
übrigen Mineralien) im Erdinnern verhärten und mit dem Wasser sich verbinden.
(Aristot., Meteor. III, 6. p. 378 a. 26 f. Vgl. Platon, Timaeus p. 58.) Die #
# (exhalatio vapida) des Aristoteles ist durch die arabische
und lateinische Übersetzung zum spiritus foetens geworden, während die Ansicht des
Aristoteles, daß der Hauptbestandteil der Metalle Wasser sei, durch die
aqua viva repräsentiert wird. An diese von Theophrast aufgenommene
Theorie erinnert aber auch die folgende Beschreibung Gebers, nur daß hier
die Begriffe Schwefel und Quecksilber eingetreten sind. Nach der Encyklo-
pädie „der lautern Brüder‟ besteht die Ansicht über die Entstehung dieser
Stoffe, welche Geber hier den „Neueren‟ zuschreibt, nach Dietericis Angabe
(Phil. d. Arab. II. Mikrokosmos S. 13, 14.) in folgendem: „Alle Metalle be-
stehen aus denselben Stoffen, nur in ihrer Zubereitung und der Einwirkung
des Feuers liegt die Differenz. Sie gehen aber nicht direkt aus den Elementen
hervor, es werden erst die Grundbestandteile derselben, Quecksilber und
Schwefel, gebildet. Die verschiedenen Feuchtigkeiten im Innern der Erde
nämlich, sowie die dort verschlossenen Dünste, lösen sich, wenn die Grubenhitze
sie rings umgibt, auf; sie verflüchtigen sich, werden leicht, steigen empor bis
zum Oberrand der Tiefgründe und Höhlen und verweilen dort eine Zeit.
Wird dann das Innere der Erde im Sommer kalt, so gerinnen sie, verdicken
sich und kehren endlich niedertröpfelnd auf den Grund der Höhlen zurück;
dabei vermischen sie sich mit dem Staub und Lehm jener Landstriche. Sie
verweilen nun dort eine Zeit, während die Grubenhitze sie fortwährend reifen
und kochen läßt. Sie werden durch ihr langes Stehenbleiben daselbst geläu-
tert und nehmen an Schwere und Dicke zu. Diese Feuchtigkeiten (Wasserteile)
verwandeln sich durch die Beimischung der Staubteile, sowie dadurch, daß
sie Dicke und Schwere annehmen und die Hitze sie reifen und kochen läßt,
in zitterndes Quecksilber. Die öligen Luftteile aber werden mittelst der sich
ihnen beimischenden Staubteile sowie dadurch, daß die Hitze sie kocht, in der
Zeit zu Schwefel.‟
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