Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890.Paracelsus: Die chemischen Grundsubstanzen. lischen Elemente verworfen. Auch die Elemente sollenauf noch einfachere Bestandteile zurückgeführt werden, und zwar nicht auf Qualitäten, sondern auf Substanzen, Mercurius, Sulfur und Sal. Es sind dies allerdings keine gewöhnlichen Körper, sondern gewissermaßen Idealzustände des Quecksilbers, Schwefels und Salzes, Repräsentanten der hauptsächlichen Verhaltungsweisen der Körper, nämlich der Fähigkeit sich zu verflüchtigen, zu verbrennen und feuerbeständig zu sein. Man kann also in der Einführung dieser Idealsubstanzen den ersten Versuch sehen, dasjenige Verhalten der Körper zu rubrizieren, was wir unter dem Namen der Aggregatzustände begreifen. Gas, Flüssigkeit und fester Körper sind uns ebenfalls Bezeich- nungen für Körper, wenn wir dieselben unter einem bestimmten Gesichtspunkte ordnen, nämlich in Bezug auf das Verhalten ihrer Teile zu einander. Wir unterscheiden verschiedene Gase, Flüssigkeiten u. s. w., wie Paracelsus verschiedene Merkure, Sulfure etc. Der Einteilungsgrund ist allerdings bei Para- celsus ein anderer und nicht konsequent durchgeführt. Mer- curius bezieht sich auf die Eigenschaft des gasförmig-flüssigen Zustandes, Sal auf die des festen. Sulfur dagegen läßt sich in diese Gliederung nicht einreihen. Der Prozeß der Verbrennung war noch nicht geklärt und erscheint als ein der Flüssigkeit und Festigkeit gleichartiges, analoges Verhalten. Aber man wird sich die beste Vorstellung von diesen drei Substanzen machen können und die Unterscheidung in ver- schiedenartige Mercurii etc. verstehen, wenn man an unsre Allgemeinbegriffe von Gas etc. denkt. Auch wir sprechen ja von einem idealen Gas- oder Flüssigkeitszustande, der in Wirk- lichkeit nicht existiert. Vielleicht kommt man dem Sinne der Grundsubstanzen noch näher, wenn man sie als Repräsen- tanten der Fähigkeit der Körper auffaßt, in bestimmte Aggregatzustände überzugehen. Freilich ist zu bemerken, daß diese Analogie nur eine Seite der paracelsischen Vorstellung verdeutlichen soll. In andrer Beziehung sind seine Grundsub- stanzen wieder durchaus von unseren Aggregatzuständen ver- schieden, sie sind eben nicht nur Zustände, sondern Substanzen. Denn während wir von jedem Stoffe annehmen, daß er alle drei Aggregatformen gewinnen kann, sind bei Paracelsus die Grundsubstanzen generisch verschieden und nicht ineinander Paracelsus: Die chemischen Grundsubstanzen. lischen Elemente verworfen. Auch die Elemente sollenauf noch einfachere Bestandteile zurückgeführt werden, und zwar nicht auf Qualitäten, sondern auf Substanzen, Mercurius, Sulfur und Sal. Es sind dies allerdings keine gewöhnlichen Körper, sondern gewissermaßen Idealzustände des Quecksilbers, Schwefels und Salzes, Repräsentanten der hauptsächlichen Verhaltungsweisen der Körper, nämlich der Fähigkeit sich zu verflüchtigen, zu verbrennen und feuerbeständig zu sein. Man kann also in der Einführung dieser Idealsubstanzen den ersten Versuch sehen, dasjenige Verhalten der Körper zu rubrizieren, was wir unter dem Namen der Aggregatzustände begreifen. Gas, Flüssigkeit und fester Körper sind uns ebenfalls Bezeich- nungen für Körper, wenn wir dieselben unter einem bestimmten Gesichtspunkte ordnen, nämlich in Bezug auf das Verhalten ihrer Teile zu einander. Wir unterscheiden verschiedene Gase, Flüssigkeiten u. s. w., wie Paracelsus verschiedene Merkure, Sulfure etc. Der Einteilungsgrund ist allerdings bei Para- celsus ein anderer und nicht konsequent durchgeführt. Mer- curius bezieht sich auf die Eigenschaft des gasförmig-flüssigen Zustandes, Sal auf die des festen. Sulfur dagegen läßt sich in diese Gliederung nicht einreihen. Der Prozeß der Verbrennung war noch nicht geklärt und erscheint als ein der Flüssigkeit und Festigkeit gleichartiges, analoges Verhalten. Aber man wird sich die beste Vorstellung von diesen drei Substanzen machen können und die Unterscheidung in ver- schiedenartige Mercurii etc. verstehen, wenn man an unsre Allgemeinbegriffe von Gas etc. denkt. Auch wir sprechen ja von einem idealen Gas- oder Flüssigkeitszustande, der in Wirk- lichkeit nicht existiert. Vielleicht kommt man dem Sinne der Grundsubstanzen noch näher, wenn man sie als Repräsen- tanten der Fähigkeit der Körper auffaßt, in bestimmte Aggregatzustände überzugehen. Freilich ist zu bemerken, daß diese Analogie nur eine Seite der paracelsischen Vorstellung verdeutlichen soll. In andrer Beziehung sind seine Grundsub- stanzen wieder durchaus von unseren Aggregatzuständen ver- schieden, sie sind eben nicht nur Zustände, sondern Substanzen. 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Paracelsus: Die chemischen Grundsubstanzen.
lischen Elemente verworfen. Auch die Elemente sollen
auf noch einfachere Bestandteile zurückgeführt werden, und
zwar nicht auf Qualitäten, sondern auf Substanzen, Mercurius,
Sulfur und Sal. Es sind dies allerdings keine gewöhnlichen
Körper, sondern gewissermaßen Idealzustände des Quecksilbers,
Schwefels und Salzes, Repräsentanten der hauptsächlichen
Verhaltungsweisen der Körper, nämlich der Fähigkeit sich zu
verflüchtigen, zu verbrennen und feuerbeständig zu sein. Man
kann also in der Einführung dieser Idealsubstanzen den ersten
Versuch sehen, dasjenige Verhalten der Körper zu rubrizieren,
was wir unter dem Namen der Aggregatzustände begreifen.
Gas, Flüssigkeit und fester Körper sind uns ebenfalls Bezeich-
nungen für Körper, wenn wir dieselben unter einem bestimmten
Gesichtspunkte ordnen, nämlich in Bezug auf das Verhalten
ihrer Teile zu einander. Wir unterscheiden verschiedene Gase,
Flüssigkeiten u. s. w., wie Paracelsus verschiedene Merkure,
Sulfure etc. Der Einteilungsgrund ist allerdings bei Para-
celsus ein anderer und nicht konsequent durchgeführt. Mer-
curius bezieht sich auf die Eigenschaft des gasförmig-flüssigen
Zustandes, Sal auf die des festen. Sulfur dagegen läßt
sich in diese Gliederung nicht einreihen. Der Prozeß der
Verbrennung war noch nicht geklärt und erscheint als ein der
Flüssigkeit und Festigkeit gleichartiges, analoges Verhalten.
Aber man wird sich die beste Vorstellung von diesen drei
Substanzen machen können und die Unterscheidung in ver-
schiedenartige Mercurii etc. verstehen, wenn man an unsre
Allgemeinbegriffe von Gas etc. denkt. Auch wir sprechen ja
von einem idealen Gas- oder Flüssigkeitszustande, der in Wirk-
lichkeit nicht existiert. Vielleicht kommt man dem Sinne
der Grundsubstanzen noch näher, wenn man sie als Repräsen-
tanten der Fähigkeit der Körper auffaßt, in bestimmte
Aggregatzustände überzugehen. Freilich ist zu bemerken, daß
diese Analogie nur eine Seite der paracelsischen Vorstellung
verdeutlichen soll. In andrer Beziehung sind seine Grundsub-
stanzen wieder durchaus von unseren Aggregatzuständen ver-
schieden, sie sind eben nicht nur Zustände, sondern Substanzen.
Denn während wir von jedem Stoffe annehmen, daß er alle
drei Aggregatformen gewinnen kann, sind bei Paracelsus die
Grundsubstanzen generisch verschieden und nicht ineinander
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