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Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890.

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G. Bruno: Kosmologie.
auf, der zur Erklärung von Bewegungen in der Materie von
der atomistischen Konstitution der letzteren zu entnehmen ist.
Hier tritt es aufs Deutlichste zu Tage, daß es Bruno um eine
physikalische Atomistik gar nicht zu thun war, daß z. B. die
Schwierigkeit, Bewegungen in einer Flüssigkeit ohne Annahme
von atomistischer Konstitution sich vorzustellen, für ihn noch
gar nicht existierte. Daß er die festen Körper als aus Atomen
bestehend betrachtete, entsprang bei ihm nicht aus einem
physikalischen Bedürfnis zur Erklärung der Erscheinungen,
sondern es war nur ein Ausfluß seiner metaphysischen
Monadenlehre, der wir freilich eine Reihe grundlegender
Begriffe verdanken.

7. Weltanschauung und Ausblick.

Bedeutungsvoller als die Körperlehre Brunos ist seine
Kosmologie, eine würdige Schöpfung seines genialen Geistes.
Er verbindet die Lehre des Coppernikus mit der Theorie von
der Unendlichkeit der Welten bei den alten Atomikern.
Ahnungsvoll nimmt er hier die Ergebnisse der späteren Astro-
nomie vorweg und diviniert die Entdeckungen Galileis. So
bereitet er die moderne Naturauffassung vor, welche den
Grundpfeiler der aristotelischen Physik, die Lehre von der
Abgeschlossenheit der Welt und der Differenz zwischen cö-
lestischem und terrestrischem Sein, zu stürzen berufen war.
Wenn auch Bruno sich nicht wie Galilei auf empirische Be-
weise stützen konnte, sondern seine großartige Weltanschauung
nur auf spekulativer Basis errichtete, so hat er dafür mit be-
geisterten Worten, aus der Tiefe des Gemüts und mit dem
ganzen Feuer seiner phantasievollen Dichternatur die ihm zur
Religion gewordene Überzeugung von der Unendlichkeit des
göttlichen Universums verkündet. Das Universum ist unend-
lich und umfaßt zahllose endliche Welten, von denen unser
Sonnensystem eine ist. Wie um unsere Sonne sich die Planeten,
unter ihnen die Erde bewegen, so werden auch all die Fix-
sterne, welche uns nur der großen Entfernung wegen als
Punkte erscheinen, aber selbstleuchtende Sonnen sind, von
Planeten umkreist. Und diese Planeten sind vermutlich ebenso
von vernünftigen Wesen bewohnt, wie unsre Erde. Ihre Be-

G. Bruno: Kosmologie.
auf, der zur Erklärung von Bewegungen in der Materie von
der atomistischen Konstitution der letzteren zu entnehmen ist.
Hier tritt es aufs Deutlichste zu Tage, daß es Bruno um eine
physikalische Atomistik gar nicht zu thun war, daß z. B. die
Schwierigkeit, Bewegungen in einer Flüssigkeit ohne Annahme
von atomistischer Konstitution sich vorzustellen, für ihn noch
gar nicht existierte. Daß er die festen Körper als aus Atomen
bestehend betrachtete, entsprang bei ihm nicht aus einem
physikalischen Bedürfnis zur Erklärung der Erscheinungen,
sondern es war nur ein Ausfluß seiner metaphysischen
Monadenlehre, der wir freilich eine Reihe grundlegender
Begriffe verdanken.

7. Weltanschauung und Ausblick.

Bedeutungsvoller als die Körperlehre Brunos ist seine
Kosmologie, eine würdige Schöpfung seines genialen Geistes.
Er verbindet die Lehre des Coppernikus mit der Theorie von
der Unendlichkeit der Welten bei den alten Atomikern.
Ahnungsvoll nimmt er hier die Ergebnisse der späteren Astro-
nomie vorweg und diviniert die Entdeckungen Galileis. So
bereitet er die moderne Naturauffassung vor, welche den
Grundpfeiler der aristotelischen Physik, die Lehre von der
Abgeschlossenheit der Welt und der Differenz zwischen cö-
lestischem und terrestrischem Sein, zu stürzen berufen war.
Wenn auch Bruno sich nicht wie Galilei auf empirische Be-
weise stützen konnte, sondern seine großartige Weltanschauung
nur auf spekulativer Basis errichtete, so hat er dafür mit be-
geisterten Worten, aus der Tiefe des Gemüts und mit dem
ganzen Feuer seiner phantasievollen Dichternatur die ihm zur
Religion gewordene Überzeugung von der Unendlichkeit des
göttlichen Universums verkündet. Das Universum ist unend-
lich und umfaßt zahllose endliche Welten, von denen unser
Sonnensystem eine ist. Wie um unsere Sonne sich die Planeten,
unter ihnen die Erde bewegen, so werden auch all die Fix-
sterne, welche uns nur der großen Entfernung wegen als
Punkte erscheinen, aber selbstleuchtende Sonnen sind, von
Planeten umkreist. Und diese Planeten sind vermutlich ebenso
von vernünftigen Wesen bewohnt, wie unsre Erde. Ihre Be-

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[396/0414] G. Bruno: Kosmologie. auf, der zur Erklärung von Bewegungen in der Materie von der atomistischen Konstitution der letzteren zu entnehmen ist. Hier tritt es aufs Deutlichste zu Tage, daß es Bruno um eine physikalische Atomistik gar nicht zu thun war, daß z. B. die Schwierigkeit, Bewegungen in einer Flüssigkeit ohne Annahme von atomistischer Konstitution sich vorzustellen, für ihn noch gar nicht existierte. Daß er die festen Körper als aus Atomen bestehend betrachtete, entsprang bei ihm nicht aus einem physikalischen Bedürfnis zur Erklärung der Erscheinungen, sondern es war nur ein Ausfluß seiner metaphysischen Monadenlehre, der wir freilich eine Reihe grundlegender Begriffe verdanken. 7. Weltanschauung und Ausblick. Bedeutungsvoller als die Körperlehre Brunos ist seine Kosmologie, eine würdige Schöpfung seines genialen Geistes. Er verbindet die Lehre des Coppernikus mit der Theorie von der Unendlichkeit der Welten bei den alten Atomikern. Ahnungsvoll nimmt er hier die Ergebnisse der späteren Astro- nomie vorweg und diviniert die Entdeckungen Galileis. So bereitet er die moderne Naturauffassung vor, welche den Grundpfeiler der aristotelischen Physik, die Lehre von der Abgeschlossenheit der Welt und der Differenz zwischen cö- lestischem und terrestrischem Sein, zu stürzen berufen war. Wenn auch Bruno sich nicht wie Galilei auf empirische Be- weise stützen konnte, sondern seine großartige Weltanschauung nur auf spekulativer Basis errichtete, so hat er dafür mit be- geisterten Worten, aus der Tiefe des Gemüts und mit dem ganzen Feuer seiner phantasievollen Dichternatur die ihm zur Religion gewordene Überzeugung von der Unendlichkeit des göttlichen Universums verkündet. Das Universum ist unend- lich und umfaßt zahllose endliche Welten, von denen unser Sonnensystem eine ist. Wie um unsere Sonne sich die Planeten, unter ihnen die Erde bewegen, so werden auch all die Fix- sterne, welche uns nur der großen Entfernung wegen als Punkte erscheinen, aber selbstleuchtende Sonnen sind, von Planeten umkreist. Und diese Planeten sind vermutlich ebenso von vernünftigen Wesen bewohnt, wie unsre Erde. Ihre Be-

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Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_atom01_1890/414>, abgerufen am 22.11.2024.