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Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890.

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Gorlaeus: Einheit, Zahl, Quantität, Substanz.
fügt keine neue Realität des Seins hinzu,1 sondern alle Realität
besteht in der Vielheit der an sich existierenden Einzelwesen.
Das Sein eines Dinges beruht auf seiner Einheit -- Unitas ist
von Entitas nicht unterschieden und nicht trennbar. Daher ist
auch die Zahl von dem Gezählten nicht zu scheiden, denn sie
ist nichts andres, als eine und die andre Einheit; die einzelnen
Einheiten werden durch die Vernunft als ein Ganzes gesetzt
und geben dadurch dieses Ganze als Zahl, als die diskrete
Größe, welche zugleich mit den einzelnen Einheiten notwendig
gesetzt ist. Dasselbe gilt auch von der kontinuierlichen Größe.
Jede Quantität ist der Ausdruck für die Aggregation von Ein-
heiten, und man hat darin nichts andres zu sehen als eben das
Gegebensein von Einheiten, welche realen Dingen entsprechen.
Daher ist die Quantität nichts andres als die ihr unterworfene
Substanz. Das Sein der Substanz ist an die Quantität ge-
knüpft und beide werden nur in unserm Denken (ratione)
unterschieden.2 Es gibt daher keine andre Realität im Zu-
sammen als die der Einzelwesen. Wie dieses Ganze, das wir
sehen, nicht ein reales Eins ist, sondern das, was ist, die
Atome sind, so gibt es auch keine reale Quantität in jenem
Ganzen außer derjenigen, welche den Atomen zukommt. Denn
ein reales Accidens existiert nur an einem realen Subjekt. Und
wie die Einheit nicht etwas von dem Einen Unterschiedenes
ist, so auch nicht die Quantität des Atoms von ihrem Atom.
Und wie die Zahl nichts hinzubringt über die Einheiten hinaus,
so fügt auch die Quantität des ganzen Aggregats nichts Reales
über die Quantität der Atome hinzu. Deshalb wird jener ganze
Körper weder vermehrt noch vermindert, außer wegen der
Hinzufügung oder Fortnahme von Atomen, ebenso wie die
Zahl nur durch Addition oder Subtraktion von Einheiten
größer oder kleiner wird.3 Diese wie seine weiteren daraus
sich ergebenden Ausführungen stützt Gorlaeus auf den immer
wiederholten nominalistischen Grundsatz, daß die Wesenheiten
nicht ohne Not zu vermehren sind.4

1 A. a. O. p. 62.
2 A. O. p. 95, 96.
3 Exerc. philos. p. 96, 97.
4 "Entia non sunt multiplicanda absque necessitate." Exerc. phil. p. 99,
104, 146, 159, 178, 185, 187, 251, 298 u. a. Idea phys. p. 34 u. a.

Gorlaeus: Einheit, Zahl, Quantität, Substanz.
fügt keine neue Realität des Seins hinzu,1 sondern alle Realität
besteht in der Vielheit der an sich existierenden Einzelwesen.
Das Sein eines Dinges beruht auf seiner Einheit — Unitas ist
von Entitas nicht unterschieden und nicht trennbar. Daher ist
auch die Zahl von dem Gezählten nicht zu scheiden, denn sie
ist nichts andres, als eine und die andre Einheit; die einzelnen
Einheiten werden durch die Vernunft als ein Ganzes gesetzt
und geben dadurch dieses Ganze als Zahl, als die diskrete
Größe, welche zugleich mit den einzelnen Einheiten notwendig
gesetzt ist. Dasselbe gilt auch von der kontinuierlichen Größe.
Jede Quantität ist der Ausdruck für die Aggregation von Ein-
heiten, und man hat darin nichts andres zu sehen als eben das
Gegebensein von Einheiten, welche realen Dingen entsprechen.
Daher ist die Quantität nichts andres als die ihr unterworfene
Substanz. Das Sein der Substanz ist an die Quantität ge-
knüpft und beide werden nur in unserm Denken (ratione)
unterschieden.2 Es gibt daher keine andre Realität im Zu-
sammen als die der Einzelwesen. Wie dieses Ganze, das wir
sehen, nicht ein reales Eins ist, sondern das, was ist, die
Atome sind, so gibt es auch keine reale Quantität in jenem
Ganzen außer derjenigen, welche den Atomen zukommt. Denn
ein reales Accidens existiert nur an einem realen Subjekt. Und
wie die Einheit nicht etwas von dem Einen Unterschiedenes
ist, so auch nicht die Quantität des Atoms von ihrem Atom.
Und wie die Zahl nichts hinzubringt über die Einheiten hinaus,
so fügt auch die Quantität des ganzen Aggregats nichts Reales
über die Quantität der Atome hinzu. Deshalb wird jener ganze
Körper weder vermehrt noch vermindert, außer wegen der
Hinzufügung oder Fortnahme von Atomen, ebenso wie die
Zahl nur durch Addition oder Subtraktion von Einheiten
größer oder kleiner wird.3 Diese wie seine weiteren daraus
sich ergebenden Ausführungen stützt Gorlaeus auf den immer
wiederholten nominalistischen Grundsatz, daß die Wesenheiten
nicht ohne Not zu vermehren sind.4

1 A. a. O. p. 62.
2 A. O. p. 95, 96.
3 Exerc. philos. p. 96, 97.
4 „Entia non sunt multiplicanda absque necessitate.‟ Exerc. phil. p. 99,
104, 146, 159, 178, 185, 187, 251, 298 u. a. Idea phys. p. 34 u. a.
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[456/0474] Gorlaeus: Einheit, Zahl, Quantität, Substanz. fügt keine neue Realität des Seins hinzu, 1 sondern alle Realität besteht in der Vielheit der an sich existierenden Einzelwesen. Das Sein eines Dinges beruht auf seiner Einheit — Unitas ist von Entitas nicht unterschieden und nicht trennbar. Daher ist auch die Zahl von dem Gezählten nicht zu scheiden, denn sie ist nichts andres, als eine und die andre Einheit; die einzelnen Einheiten werden durch die Vernunft als ein Ganzes gesetzt und geben dadurch dieses Ganze als Zahl, als die diskrete Größe, welche zugleich mit den einzelnen Einheiten notwendig gesetzt ist. Dasselbe gilt auch von der kontinuierlichen Größe. Jede Quantität ist der Ausdruck für die Aggregation von Ein- heiten, und man hat darin nichts andres zu sehen als eben das Gegebensein von Einheiten, welche realen Dingen entsprechen. Daher ist die Quantität nichts andres als die ihr unterworfene Substanz. Das Sein der Substanz ist an die Quantität ge- knüpft und beide werden nur in unserm Denken (ratione) unterschieden. 2 Es gibt daher keine andre Realität im Zu- sammen als die der Einzelwesen. Wie dieses Ganze, das wir sehen, nicht ein reales Eins ist, sondern das, was ist, die Atome sind, so gibt es auch keine reale Quantität in jenem Ganzen außer derjenigen, welche den Atomen zukommt. Denn ein reales Accidens existiert nur an einem realen Subjekt. Und wie die Einheit nicht etwas von dem Einen Unterschiedenes ist, so auch nicht die Quantität des Atoms von ihrem Atom. Und wie die Zahl nichts hinzubringt über die Einheiten hinaus, so fügt auch die Quantität des ganzen Aggregats nichts Reales über die Quantität der Atome hinzu. Deshalb wird jener ganze Körper weder vermehrt noch vermindert, außer wegen der Hinzufügung oder Fortnahme von Atomen, ebenso wie die Zahl nur durch Addition oder Subtraktion von Einheiten größer oder kleiner wird. 3 Diese wie seine weiteren daraus sich ergebenden Ausführungen stützt Gorlaeus auf den immer wiederholten nominalistischen Grundsatz, daß die Wesenheiten nicht ohne Not zu vermehren sind. 4 1 A. a. O. p. 62. 2 A. O. p. 95, 96. 3 Exerc. philos. p. 96, 97. 4 „Entia non sunt multiplicanda absque necessitate.‟ Exerc. phil. p. 99, 104, 146, 159, 178, 185, 187, 251, 298 u. a. Idea phys. p. 34 u. a.

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Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_atom01_1890/474>, abgerufen am 22.11.2024.