Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897.Siebentes Kapitel. Se aber beugte sich über ihn und sah mit ihremleuchtenden Blicke tief in seine Augen. Diese Damen- gesellschaft war ihm schrecklich; lieber hätte er sich von feindlichen Wilden umgeben gesehen. Ach, und nun fühlte er eine weiche Hand auf seinem Kopfe, Se streichelte sein Haar -- unwillig stieß er die Hand zurück. "Armer Mensch", sagte Se, "er scheint noch ganz "Fürchte dich nicht, wir thun dir nichts, armer "Ko bat" -- so lautete das letzte Wort Ses in Jnzwischen hatte La ein Trinkgefäß herbeigeholt, Siebentes Kapitel. Se aber beugte ſich über ihn und ſah mit ihremleuchtenden Blicke tief in ſeine Augen. Dieſe Damen- geſellſchaft war ihm ſchrecklich; lieber hätte er ſich von feindlichen Wilden umgeben geſehen. Ach, und nun fühlte er eine weiche Hand auf ſeinem Kopfe, Se ſtreichelte ſein Haar — unwillig ſtieß er die Hand zurück. „Armer Menſch‟, ſagte Se, „er ſcheint noch ganz „Fürchte dich nicht, wir thun dir nichts, armer „Ko bat‟ — ſo lautete das letzte Wort Ses in Jnzwiſchen hatte La ein Trinkgefäß herbeigeholt, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0102" n="94"/><fw place="top" type="header">Siebentes Kapitel.</fw><lb/> Se aber beugte ſich über ihn und ſah mit ihrem<lb/> leuchtenden Blicke tief in ſeine Augen. Dieſe Damen-<lb/> geſellſchaft war ihm ſchrecklich; lieber hätte er ſich von<lb/> feindlichen Wilden umgeben geſehen. Ach, und nun<lb/> fühlte er eine weiche Hand auf ſeinem Kopfe, Se<lb/> ſtreichelte ſein Haar — unwillig ſtieß er die Hand<lb/> zurück.</p><lb/> <p>„Armer Menſch‟, ſagte Se, „er ſcheint noch ganz<lb/> verwirrt. Wir müſſen ihm vor allen Dingen zu<lb/> trinken geben.‟ Sie legte die Hand wieder auf ſeine<lb/> Stirn und ſagte:</p><lb/> <p>„Fürchte dich nicht, wir thun dir nichts, armer<lb/> Menſch.‟</p><lb/> <p>„Ko bat‟ — ſo lautete das letzte Wort Ses in<lb/> ihrer Sprache — „Ko bat‟ — es wirkte überraſchend<lb/> auf Grunthe — das war einer der ſeltſamen Aus-<lb/> drücke Friedrich Ells. So pflegte Ell zu ſagen, wenn<lb/> er mit einer ſeiner wunderlichen Anſichten nicht durch-<lb/> dringen konnte, wenn er ſein Mitleid mit dem Mangel<lb/> an Verſtändnis bei den Menſchen bezeichnen wollte.<lb/> Oft hatte ihn Grunthe gefragt, wo dieſe Redensart<lb/> herſtamme, wie er dazu käme. Dann hatte Ell immer<lb/> nur ſtill gelächelt und wiederholt: „Ko bate, das ver-<lb/> ſteht ihr nicht, arme Menſchen!‟ Dieſe Erinnerungen<lb/> waren mit dem Worte in Grunthe wieder aufgetaucht.<lb/> Er verhielt ſich jetzt ganz ruhig.</p><lb/> <p>Jnzwiſchen hatte La ein Trinkgefäß herbeigeholt,<lb/> mit dem wunderbaren Nektar der Martier gefüllt. Die<lb/> Martier tranken ſtets durch einen mit Mundſtück ver-<lb/> ſehenen Schlauch, der in dem Gefäß befeſtigt war, und<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [94/0102]
Siebentes Kapitel.
Se aber beugte ſich über ihn und ſah mit ihrem
leuchtenden Blicke tief in ſeine Augen. Dieſe Damen-
geſellſchaft war ihm ſchrecklich; lieber hätte er ſich von
feindlichen Wilden umgeben geſehen. Ach, und nun
fühlte er eine weiche Hand auf ſeinem Kopfe, Se
ſtreichelte ſein Haar — unwillig ſtieß er die Hand
zurück.
„Armer Menſch‟, ſagte Se, „er ſcheint noch ganz
verwirrt. Wir müſſen ihm vor allen Dingen zu
trinken geben.‟ Sie legte die Hand wieder auf ſeine
Stirn und ſagte:
„Fürchte dich nicht, wir thun dir nichts, armer
Menſch.‟
„Ko bat‟ — ſo lautete das letzte Wort Ses in
ihrer Sprache — „Ko bat‟ — es wirkte überraſchend
auf Grunthe — das war einer der ſeltſamen Aus-
drücke Friedrich Ells. So pflegte Ell zu ſagen, wenn
er mit einer ſeiner wunderlichen Anſichten nicht durch-
dringen konnte, wenn er ſein Mitleid mit dem Mangel
an Verſtändnis bei den Menſchen bezeichnen wollte.
Oft hatte ihn Grunthe gefragt, wo dieſe Redensart
herſtamme, wie er dazu käme. Dann hatte Ell immer
nur ſtill gelächelt und wiederholt: „Ko bate, das ver-
ſteht ihr nicht, arme Menſchen!‟ Dieſe Erinnerungen
waren mit dem Worte in Grunthe wieder aufgetaucht.
Er verhielt ſich jetzt ganz ruhig.
Jnzwiſchen hatte La ein Trinkgefäß herbeigeholt,
mit dem wunderbaren Nektar der Martier gefüllt. Die
Martier tranken ſtets durch einen mit Mundſtück ver-
ſehenen Schlauch, der in dem Gefäß befeſtigt war, und
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