lang ohne jede Unterstützung völlig frei in der Luft zu schweben.
Saltner hätte dies gern auch einmal probiert, aber La riet ihm dringend, sein Gestell noch nicht zu ver- lassen, da es längerer Uebung bedürfe, ehe man sich in dem schwerelosen Raume geschickt bewegen könne. Dagegen forderte sie zwei Damen, welche die Fahrt mitmachten, zu einem kleinen Tänzchen auf, und die drei graziösen Figuren schwebten nun, indem sie mit geschickten Bewegungen sich vom Boden und den Wänden abstießen, Hand in Hand um das Zimmer. Jn ihren wehenden Schleiern glichen sie den Elfen des Märchens, die in der Mondnacht ihren luftigen Reigen führen. Darauf zogen sie sich wieder auf ihre Plätze zurück.
Grunthe nahm sein Fernrohr aus der Tasche, streckte die Hand aus und öffnete sie dann. Das Fernrohr blieb frei in der Luft schweben, ohne zu fallen. Er konnte es sich nicht versagen, selbst einmal zu versuchen, wie es sich ohne Schwere gehe, und trat aus seinem Gestell. Sobald er aber dasselbe losge- lassen und den Fuß zum ersten Schritte erhob, verlor er das Gleichgewicht und focht mit Händen und Füßen in der Luft herum, ohne wieder auf den Boden kommen zu können. Es sah ungeheuer possierlich aus, wie der ernste Mann hin und herstrampelte, und Saltner war sehr froh, daß er Las Rate gefolgt war, sich nicht von seinem festen Punkte fortzuwagen. Erst durch Hilfe einiger Martier kam Grunthe wieder auf den Boden zu stehen und wurde in sein Gestell zurückgeführt.
Fünfzehntes Kapitel.
lang ohne jede Unterſtützung völlig frei in der Luft zu ſchweben.
Saltner hätte dies gern auch einmal probiert, aber La riet ihm dringend, ſein Geſtell noch nicht zu ver- laſſen, da es längerer Uebung bedürfe, ehe man ſich in dem ſchwereloſen Raume geſchickt bewegen könne. Dagegen forderte ſie zwei Damen, welche die Fahrt mitmachten, zu einem kleinen Tänzchen auf, und die drei graziöſen Figuren ſchwebten nun, indem ſie mit geſchickten Bewegungen ſich vom Boden und den Wänden abſtießen, Hand in Hand um das Zimmer. Jn ihren wehenden Schleiern glichen ſie den Elfen des Märchens, die in der Mondnacht ihren luftigen Reigen führen. Darauf zogen ſie ſich wieder auf ihre Plätze zurück.
Grunthe nahm ſein Fernrohr aus der Taſche, ſtreckte die Hand aus und öffnete ſie dann. Das Fernrohr blieb frei in der Luft ſchweben, ohne zu fallen. Er konnte es ſich nicht verſagen, ſelbſt einmal zu verſuchen, wie es ſich ohne Schwere gehe, und trat aus ſeinem Geſtell. Sobald er aber dasſelbe losge- laſſen und den Fuß zum erſten Schritte erhob, verlor er das Gleichgewicht und focht mit Händen und Füßen in der Luft herum, ohne wieder auf den Boden kommen zu können. Es ſah ungeheuer poſſierlich aus, wie der ernſte Mann hin und herſtrampelte, und Saltner war ſehr froh, daß er Las Rate gefolgt war, ſich nicht von ſeinem feſten Punkte fortzuwagen. Erſt durch Hilfe einiger Martier kam Grunthe wieder auf den Boden zu ſtehen und wurde in ſein Geſtell zurückgeführt.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0232"n="224"/><fwplace="top"type="header">Fünfzehntes Kapitel.</fw><lb/>
lang ohne jede Unterſtützung völlig frei in der Luft<lb/>
zu ſchweben.</p><lb/><p>Saltner hätte dies gern auch einmal probiert, aber<lb/>
La riet ihm dringend, ſein Geſtell noch nicht zu ver-<lb/>
laſſen, da es längerer Uebung bedürfe, ehe man ſich<lb/>
in dem ſchwereloſen Raume geſchickt bewegen könne.<lb/>
Dagegen forderte ſie zwei Damen, welche die Fahrt<lb/>
mitmachten, zu einem kleinen Tänzchen auf, und die<lb/>
drei graziöſen Figuren ſchwebten nun, indem ſie mit<lb/>
geſchickten Bewegungen ſich vom Boden und den<lb/>
Wänden abſtießen, Hand in Hand um das Zimmer.<lb/>
Jn ihren wehenden Schleiern glichen ſie den Elfen<lb/>
des Märchens, die in der Mondnacht ihren luftigen<lb/>
Reigen führen. Darauf zogen ſie ſich wieder auf ihre<lb/>
Plätze zurück.</p><lb/><p>Grunthe nahm ſein Fernrohr aus der Taſche,<lb/>ſtreckte die Hand aus und öffnete ſie dann. Das<lb/>
Fernrohr blieb frei in der Luft ſchweben, ohne zu<lb/>
fallen. Er konnte es ſich nicht verſagen, ſelbſt einmal<lb/>
zu verſuchen, wie es ſich ohne Schwere gehe, und trat<lb/>
aus ſeinem Geſtell. Sobald er aber dasſelbe losge-<lb/>
laſſen und den Fuß zum erſten Schritte erhob, verlor<lb/>
er das Gleichgewicht und focht mit Händen und Füßen<lb/>
in der Luft herum, ohne wieder auf den Boden<lb/>
kommen zu können. Es ſah ungeheuer poſſierlich aus,<lb/>
wie der ernſte Mann hin und herſtrampelte, und Saltner<lb/>
war ſehr froh, daß er Las Rate gefolgt war, ſich nicht<lb/>
von ſeinem feſten Punkte fortzuwagen. Erſt durch Hilfe<lb/>
einiger Martier kam Grunthe wieder auf den Boden<lb/>
zu ſtehen und wurde in ſein Geſtell zurückgeführt.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[224/0232]
Fünfzehntes Kapitel.
lang ohne jede Unterſtützung völlig frei in der Luft
zu ſchweben.
Saltner hätte dies gern auch einmal probiert, aber
La riet ihm dringend, ſein Geſtell noch nicht zu ver-
laſſen, da es längerer Uebung bedürfe, ehe man ſich
in dem ſchwereloſen Raume geſchickt bewegen könne.
Dagegen forderte ſie zwei Damen, welche die Fahrt
mitmachten, zu einem kleinen Tänzchen auf, und die
drei graziöſen Figuren ſchwebten nun, indem ſie mit
geſchickten Bewegungen ſich vom Boden und den
Wänden abſtießen, Hand in Hand um das Zimmer.
Jn ihren wehenden Schleiern glichen ſie den Elfen
des Märchens, die in der Mondnacht ihren luftigen
Reigen führen. Darauf zogen ſie ſich wieder auf ihre
Plätze zurück.
Grunthe nahm ſein Fernrohr aus der Taſche,
ſtreckte die Hand aus und öffnete ſie dann. Das
Fernrohr blieb frei in der Luft ſchweben, ohne zu
fallen. Er konnte es ſich nicht verſagen, ſelbſt einmal
zu verſuchen, wie es ſich ohne Schwere gehe, und trat
aus ſeinem Geſtell. Sobald er aber dasſelbe losge-
laſſen und den Fuß zum erſten Schritte erhob, verlor
er das Gleichgewicht und focht mit Händen und Füßen
in der Luft herum, ohne wieder auf den Boden
kommen zu können. Es ſah ungeheuer poſſierlich aus,
wie der ernſte Mann hin und herſtrampelte, und Saltner
war ſehr froh, daß er Las Rate gefolgt war, ſich nicht
von ſeinem feſten Punkte fortzuwagen. Erſt durch Hilfe
einiger Martier kam Grunthe wieder auf den Boden
zu ſtehen und wurde in ſein Geſtell zurückgeführt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/232>, abgerufen am 09.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.