Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite

Fünfzehntes Kapitel.
lang ohne jede Unterstützung völlig frei in der Luft
zu schweben.

Saltner hätte dies gern auch einmal probiert, aber
La riet ihm dringend, sein Gestell noch nicht zu ver-
lassen, da es längerer Uebung bedürfe, ehe man sich
in dem schwerelosen Raume geschickt bewegen könne.
Dagegen forderte sie zwei Damen, welche die Fahrt
mitmachten, zu einem kleinen Tänzchen auf, und die
drei graziösen Figuren schwebten nun, indem sie mit
geschickten Bewegungen sich vom Boden und den
Wänden abstießen, Hand in Hand um das Zimmer.
Jn ihren wehenden Schleiern glichen sie den Elfen
des Märchens, die in der Mondnacht ihren luftigen
Reigen führen. Darauf zogen sie sich wieder auf ihre
Plätze zurück.

Grunthe nahm sein Fernrohr aus der Tasche,
streckte die Hand aus und öffnete sie dann. Das
Fernrohr blieb frei in der Luft schweben, ohne zu
fallen. Er konnte es sich nicht versagen, selbst einmal
zu versuchen, wie es sich ohne Schwere gehe, und trat
aus seinem Gestell. Sobald er aber dasselbe losge-
lassen und den Fuß zum ersten Schritte erhob, verlor
er das Gleichgewicht und focht mit Händen und Füßen
in der Luft herum, ohne wieder auf den Boden
kommen zu können. Es sah ungeheuer possierlich aus,
wie der ernste Mann hin und herstrampelte, und Saltner
war sehr froh, daß er Las Rate gefolgt war, sich nicht
von seinem festen Punkte fortzuwagen. Erst durch Hilfe
einiger Martier kam Grunthe wieder auf den Boden
zu stehen und wurde in sein Gestell zurückgeführt.

Fünfzehntes Kapitel.
lang ohne jede Unterſtützung völlig frei in der Luft
zu ſchweben.

Saltner hätte dies gern auch einmal probiert, aber
La riet ihm dringend, ſein Geſtell noch nicht zu ver-
laſſen, da es längerer Uebung bedürfe, ehe man ſich
in dem ſchwereloſen Raume geſchickt bewegen könne.
Dagegen forderte ſie zwei Damen, welche die Fahrt
mitmachten, zu einem kleinen Tänzchen auf, und die
drei graziöſen Figuren ſchwebten nun, indem ſie mit
geſchickten Bewegungen ſich vom Boden und den
Wänden abſtießen, Hand in Hand um das Zimmer.
Jn ihren wehenden Schleiern glichen ſie den Elfen
des Märchens, die in der Mondnacht ihren luftigen
Reigen führen. Darauf zogen ſie ſich wieder auf ihre
Plätze zurück.

Grunthe nahm ſein Fernrohr aus der Taſche,
ſtreckte die Hand aus und öffnete ſie dann. Das
Fernrohr blieb frei in der Luft ſchweben, ohne zu
fallen. Er konnte es ſich nicht verſagen, ſelbſt einmal
zu verſuchen, wie es ſich ohne Schwere gehe, und trat
aus ſeinem Geſtell. Sobald er aber dasſelbe losge-
laſſen und den Fuß zum erſten Schritte erhob, verlor
er das Gleichgewicht und focht mit Händen und Füßen
in der Luft herum, ohne wieder auf den Boden
kommen zu können. Es ſah ungeheuer poſſierlich aus,
wie der ernſte Mann hin und herſtrampelte, und Saltner
war ſehr froh, daß er Las Rate gefolgt war, ſich nicht
von ſeinem feſten Punkte fortzuwagen. Erſt durch Hilfe
einiger Martier kam Grunthe wieder auf den Boden
zu ſtehen und wurde in ſein Geſtell zurückgeführt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0232" n="224"/><fw place="top" type="header">Fünfzehntes Kapitel.</fw><lb/>
lang ohne jede Unter&#x017F;tützung völlig frei in der Luft<lb/>
zu &#x017F;chweben.</p><lb/>
          <p>Saltner hätte dies gern auch einmal probiert, aber<lb/>
La riet ihm dringend, &#x017F;ein Ge&#x017F;tell noch nicht zu ver-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en, da es längerer Uebung bedürfe, ehe man &#x017F;ich<lb/>
in dem &#x017F;chwerelo&#x017F;en Raume ge&#x017F;chickt bewegen könne.<lb/>
Dagegen forderte &#x017F;ie zwei Damen, welche die Fahrt<lb/>
mitmachten, zu einem kleinen Tänzchen auf, und die<lb/>
drei graziö&#x017F;en Figuren &#x017F;chwebten nun, indem &#x017F;ie mit<lb/>
ge&#x017F;chickten Bewegungen &#x017F;ich vom Boden und den<lb/>
Wänden ab&#x017F;tießen, Hand in Hand um das Zimmer.<lb/>
Jn ihren wehenden Schleiern glichen &#x017F;ie den Elfen<lb/>
des Märchens, die in der Mondnacht ihren luftigen<lb/>
Reigen führen. Darauf zogen &#x017F;ie &#x017F;ich wieder auf ihre<lb/>
Plätze zurück.</p><lb/>
          <p>Grunthe nahm &#x017F;ein Fernrohr aus der Ta&#x017F;che,<lb/>
&#x017F;treckte die Hand aus und öffnete &#x017F;ie dann. Das<lb/>
Fernrohr blieb frei in der Luft &#x017F;chweben, ohne zu<lb/>
fallen. Er konnte es &#x017F;ich nicht ver&#x017F;agen, &#x017F;elb&#x017F;t einmal<lb/>
zu ver&#x017F;uchen, wie es &#x017F;ich ohne Schwere gehe, und trat<lb/>
aus &#x017F;einem Ge&#x017F;tell. Sobald er aber das&#x017F;elbe losge-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en und den Fuß zum er&#x017F;ten Schritte erhob, verlor<lb/>
er das Gleichgewicht und focht mit Händen und Füßen<lb/>
in der Luft herum, ohne wieder auf den Boden<lb/>
kommen zu können. Es &#x017F;ah ungeheuer po&#x017F;&#x017F;ierlich aus,<lb/>
wie der ern&#x017F;te Mann hin und her&#x017F;trampelte, und Saltner<lb/>
war &#x017F;ehr froh, daß er Las Rate gefolgt war, &#x017F;ich nicht<lb/>
von &#x017F;einem fe&#x017F;ten Punkte fortzuwagen. Er&#x017F;t durch Hilfe<lb/>
einiger Martier kam Grunthe wieder auf den Boden<lb/>
zu &#x017F;tehen und wurde in &#x017F;ein Ge&#x017F;tell zurückgeführt.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[224/0232] Fünfzehntes Kapitel. lang ohne jede Unterſtützung völlig frei in der Luft zu ſchweben. Saltner hätte dies gern auch einmal probiert, aber La riet ihm dringend, ſein Geſtell noch nicht zu ver- laſſen, da es längerer Uebung bedürfe, ehe man ſich in dem ſchwereloſen Raume geſchickt bewegen könne. Dagegen forderte ſie zwei Damen, welche die Fahrt mitmachten, zu einem kleinen Tänzchen auf, und die drei graziöſen Figuren ſchwebten nun, indem ſie mit geſchickten Bewegungen ſich vom Boden und den Wänden abſtießen, Hand in Hand um das Zimmer. Jn ihren wehenden Schleiern glichen ſie den Elfen des Märchens, die in der Mondnacht ihren luftigen Reigen führen. Darauf zogen ſie ſich wieder auf ihre Plätze zurück. Grunthe nahm ſein Fernrohr aus der Taſche, ſtreckte die Hand aus und öffnete ſie dann. Das Fernrohr blieb frei in der Luft ſchweben, ohne zu fallen. Er konnte es ſich nicht verſagen, ſelbſt einmal zu verſuchen, wie es ſich ohne Schwere gehe, und trat aus ſeinem Geſtell. Sobald er aber dasſelbe losge- laſſen und den Fuß zum erſten Schritte erhob, verlor er das Gleichgewicht und focht mit Händen und Füßen in der Luft herum, ohne wieder auf den Boden kommen zu können. Es ſah ungeheuer poſſierlich aus, wie der ernſte Mann hin und herſtrampelte, und Saltner war ſehr froh, daß er Las Rate gefolgt war, ſich nicht von ſeinem feſten Punkte fortzuwagen. Erſt durch Hilfe einiger Martier kam Grunthe wieder auf den Boden zu ſtehen und wurde in ſein Geſtell zurückgeführt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/232
Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/232>, abgerufen am 09.11.2024.