ihre Wimpern senkten sich über die Sterne ihrer Augen, und Saltner fühlte, wie ein Strom von Wärme ihrem Antlitz entstrahlte, das sie nun zur Seite wandte.
Vom Zauber ihrer Nähe hingerissen beugte er sich ihr entgegen und drückte seine Lippen auf ihren Hals.
La zuckte zusammen. Schon fürchtete Saltner, sie beleidigt zu haben, aber sie wandte sich mit einem glücklichen Lächeln und duldete seinen Kuß auf ihren Mund.
"Geliebte La", flüsterte er, "wie glücklich machst Du mich! Jst es denn möglich, Du Wunderbare, daß ein armer Mensch eine Nume lieben darf?"
Sie sah ihn freundlich an und antwortete: "Jch weiß es nicht, was Jhr Liebe nennt und was ein Mensch darf. La aber darf dem Menschen nicht zürnen, ohne den sie den Nu nicht wiedersehn würde -- -- doch, mein Freund" -- und ihr Blick wurde ernst -- "vergiß nicht, daß ich eine Nume bin."
"Aber ich liebe Dich!"
"Jch will es nicht verbieten, nur vergiß niemals --"
"Das verstehe ich nicht, wenn ich nur Dein sein darf --"
"Die Liebe der Nume macht niemals unfrei", sagte La.
"Und wenn Du mich lieb hast --"
"Wie Nume lieb haben. Und Du mußt wissen, wenn sie es thun, daß dies niemand etwas angeht, als sie selbst, und daß -- ich weiß es auf deutsch nicht recht zu sagen --"
Fünfzehntes Kapitel.
ihre Wimpern ſenkten ſich über die Sterne ihrer Augen, und Saltner fühlte, wie ein Strom von Wärme ihrem Antlitz entſtrahlte, das ſie nun zur Seite wandte.
Vom Zauber ihrer Nähe hingeriſſen beugte er ſich ihr entgegen und drückte ſeine Lippen auf ihren Hals.
La zuckte zuſammen. Schon fürchtete Saltner, ſie beleidigt zu haben, aber ſie wandte ſich mit einem glücklichen Lächeln und duldete ſeinen Kuß auf ihren Mund.
„Geliebte La‟, flüſterte er, „wie glücklich machſt Du mich! Jſt es denn möglich, Du Wunderbare, daß ein armer Menſch eine Nume lieben darf?‟
Sie ſah ihn freundlich an und antwortete: „Jch weiß es nicht, was Jhr Liebe nennt und was ein Menſch darf. La aber darf dem Menſchen nicht zürnen, ohne den ſie den Nu nicht wiederſehn würde — — doch, mein Freund‟ — und ihr Blick wurde ernſt — „vergiß nicht, daß ich eine Nume bin.‟
„Aber ich liebe Dich!‟
„Jch will es nicht verbieten, nur vergiß niemals —‟
„Das verſtehe ich nicht, wenn ich nur Dein ſein darf —‟
„Die Liebe der Nume macht niemals unfrei‟, ſagte La.
„Und wenn Du mich lieb haſt —‟
„Wie Nume lieb haben. Und Du mußt wiſſen, wenn ſie es thun, daß dies niemand etwas angeht, als ſie ſelbſt, und daß — ich weiß es auf deutſch nicht recht zu ſagen —‟
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Fünfzehntes Kapitel.
ihre Wimpern ſenkten ſich über die Sterne ihrer
Augen, und Saltner fühlte, wie ein Strom von
Wärme ihrem Antlitz entſtrahlte, das ſie nun zur
Seite wandte.
Vom Zauber ihrer Nähe hingeriſſen beugte er ſich
ihr entgegen und drückte ſeine Lippen auf ihren Hals.
La zuckte zuſammen. Schon fürchtete Saltner,
ſie beleidigt zu haben, aber ſie wandte ſich mit einem
glücklichen Lächeln und duldete ſeinen Kuß auf ihren
Mund.
„Geliebte La‟, flüſterte er, „wie glücklich machſt
Du mich! Jſt es denn möglich, Du Wunderbare, daß
ein armer Menſch eine Nume lieben darf?‟
Sie ſah ihn freundlich an und antwortete: „Jch
weiß es nicht, was Jhr Liebe nennt und was ein
Menſch darf. La aber darf dem Menſchen nicht zürnen,
ohne den ſie den Nu nicht wiederſehn würde — —
doch, mein Freund‟ — und ihr Blick wurde ernſt —
„vergiß nicht, daß ich eine Nume bin.‟
„Aber ich liebe Dich!‟
„Jch will es nicht verbieten, nur vergiß niemals —‟
„Das verſtehe ich nicht, wenn ich nur Dein ſein
darf —‟
„Die Liebe der Nume macht niemals unfrei‟,
ſagte La.
„Und wenn Du mich lieb haſt —‟
„Wie Nume lieb haben. Und Du mußt wiſſen,
wenn ſie es thun, daß dies niemand etwas angeht,
als ſie ſelbſt, und daß — ich weiß es auf deutſch
nicht recht zu ſagen —‟
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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/242>, abgerufen am 26.06.2024.
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