Die Besatzung stieg aus, und andre Martier traten an ihre Stelle. Nur die beiden Männer, die an den beiden Enden des Botes sich befunden hatten, nahmen ihre Plätze wieder ein. Sie waren Grunthe und Saltner unbekannt, und diese schlossen daher, daß es die mit dem Glo angekommenen Konstrukteure des neuen Luftschiffes seien, die hier die Martier mit der Behandlung des Botes bekannt machten. Die Galerien der Jnsel waren von zuschauenden Martiern besetzt, doch konnte man diese von dem tiefen Standpunkte Grunthes und Saltners aus nicht erblicken; auch der untere Teil des Luftschiffes blieb ihnen verborgen, und sie konnten die Bemannung nur in dem Augenblicke sehen, in welchem sie das Schiff verließ oder betrat, was durch das Verdeck desselben zu geschehen schien.
Ein neues Manöver begann. Ohne Flügel und Steuer, horizontal liegend, stieg das Bot mit zu- nehmender Geschwindigkeit senkrecht in die Höhe. Da war kein Luftballon sichtbar, keine Schraube, kein Flügelschlag hob es. Jn wenigen Minuten war es so hoch gestiegen, daß es dem bloßen Auge nur als ein Pünktchen mit Mühe wahrnehmbar erschien. Plötz- lich vergrößerte sich der Punkt schnell. Das Schiff stürzte herab. Aber jetzt entfaltete es seine Flügel und sein Steuer, und wie ein riesiger Raubvogel sauste es in weitem Kreise um die Jnsel, streifte fast an der Meeresoberfläche hin und erhob sich dann wieder in einer Spirale. Dabei wurden offenbar Signale mit den Martiern der Jnsel gewechselt, die aber für Grunthe nicht verständlich waren. Man sah
Zwanzigſtes Kapitel.
Die Beſatzung ſtieg aus, und andre Martier traten an ihre Stelle. Nur die beiden Männer, die an den beiden Enden des Botes ſich befunden hatten, nahmen ihre Plätze wieder ein. Sie waren Grunthe und Saltner unbekannt, und dieſe ſchloſſen daher, daß es die mit dem Glo angekommenen Konſtrukteure des neuen Luftſchiffes ſeien, die hier die Martier mit der Behandlung des Botes bekannt machten. Die Galerien der Jnſel waren von zuſchauenden Martiern beſetzt, doch konnte man dieſe von dem tiefen Standpunkte Grunthes und Saltners aus nicht erblicken; auch der untere Teil des Luftſchiffes blieb ihnen verborgen, und ſie konnten die Bemannung nur in dem Augenblicke ſehen, in welchem ſie das Schiff verließ oder betrat, was durch das Verdeck desſelben zu geſchehen ſchien.
Ein neues Manöver begann. Ohne Flügel und Steuer, horizontal liegend, ſtieg das Bot mit zu- nehmender Geſchwindigkeit ſenkrecht in die Höhe. Da war kein Luftballon ſichtbar, keine Schraube, kein Flügelſchlag hob es. Jn wenigen Minuten war es ſo hoch geſtiegen, daß es dem bloßen Auge nur als ein Pünktchen mit Mühe wahrnehmbar erſchien. Plötz- lich vergrößerte ſich der Punkt ſchnell. Das Schiff ſtürzte herab. Aber jetzt entfaltete es ſeine Flügel und ſein Steuer, und wie ein rieſiger Raubvogel ſauſte es in weitem Kreiſe um die Jnſel, ſtreifte faſt an der Meeresoberfläche hin und erhob ſich dann wieder in einer Spirale. Dabei wurden offenbar Signale mit den Martiern der Jnſel gewechſelt, die aber für Grunthe nicht verſtändlich waren. Man ſah
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Zwanzigſtes Kapitel.
Die Beſatzung ſtieg aus, und andre Martier traten
an ihre Stelle. Nur die beiden Männer, die an den
beiden Enden des Botes ſich befunden hatten, nahmen
ihre Plätze wieder ein. Sie waren Grunthe und
Saltner unbekannt, und dieſe ſchloſſen daher, daß es
die mit dem Glo angekommenen Konſtrukteure des
neuen Luftſchiffes ſeien, die hier die Martier mit der
Behandlung des Botes bekannt machten. Die Galerien
der Jnſel waren von zuſchauenden Martiern beſetzt,
doch konnte man dieſe von dem tiefen Standpunkte
Grunthes und Saltners aus nicht erblicken; auch der
untere Teil des Luftſchiffes blieb ihnen verborgen, und
ſie konnten die Bemannung nur in dem Augenblicke
ſehen, in welchem ſie das Schiff verließ oder betrat,
was durch das Verdeck desſelben zu geſchehen ſchien.
Ein neues Manöver begann. Ohne Flügel und
Steuer, horizontal liegend, ſtieg das Bot mit zu-
nehmender Geſchwindigkeit ſenkrecht in die Höhe. Da
war kein Luftballon ſichtbar, keine Schraube, kein
Flügelſchlag hob es. Jn wenigen Minuten war es
ſo hoch geſtiegen, daß es dem bloßen Auge nur als
ein Pünktchen mit Mühe wahrnehmbar erſchien. Plötz-
lich vergrößerte ſich der Punkt ſchnell. Das Schiff
ſtürzte herab. Aber jetzt entfaltete es ſeine Flügel
und ſein Steuer, und wie ein rieſiger Raubvogel
ſauſte es in weitem Kreiſe um die Jnſel, ſtreifte
faſt an der Meeresoberfläche hin und erhob ſich dann
wieder in einer Spirale. Dabei wurden offenbar
Signale mit den Martiern der Jnſel gewechſelt, die
aber für Grunthe nicht verſtändlich waren. Man ſah
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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/314>, abgerufen am 26.06.2024.
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