Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite
Zweiundzwanzigstes Kapitel.

"Wahrscheinlich. Der Ballon wurde in die Höhe
gerissen. Wir verloren das Bewußtsein. Als wir wieder
zu uns kamen, war Torm verschwunden. Er ist bis
jetzt nicht wiedergefunden worden."

"Bis jetzt? Das heißt, Sie haben noch eine
Hoffnung?"

"Auch der Fallschirm fehlte, es ist möglich, daß er
sich damit gerettet hat -- aber sehr unwahrscheinlich.
Wohin sollte er gekommen sein?"

Ell trat an die Thür und starrte in die Nacht,
wortlos -- dann drehte er sich plötzlich um.

"Und Sie, Grunthe?" rief er. "Und Saltner?"

"Wir wurden von den Bewohnern der Polinsel
gerettet. Mich brachten sie hierher in einem Luftschiff.
Saltner ist noch am Pol, er reist morgen auf den
Mars. Da sind seine Briefe, da sein Tagebuch." Er
legte zwei Päckchen auf den Tisch.

"So sind sie da?" fragte Ell fast jubelnd.

"Sie sind da. Wir haben Jhren Sprachführer ge-
funden. Und wenn Sie sich gefaßt haben, so kommen
Sie mit mir. Jch bin nicht allein, meine Begleiter
sind hier."

"Wo? Wo?"

"Auf dem mittleren Rasenplatz neben dem Sommer-
häuschen liegt das Luftschiff. Man erwartet Sie!"

Ell wollte hinausstürzen. Die Füße versagten ihm.
Er setzte sich wieder.

"Jch kann noch nicht. Bitte, erzählen Sie mir
erst noch etwas. Dort steht Wein, geben Sie mir
ein Glas!"

Zweiundzwanzigſtes Kapitel.

„Wahrſcheinlich. Der Ballon wurde in die Höhe
geriſſen. Wir verloren das Bewußtſein. Als wir wieder
zu uns kamen, war Torm verſchwunden. Er iſt bis
jetzt nicht wiedergefunden worden.‟

„Bis jetzt? Das heißt, Sie haben noch eine
Hoffnung?‟

„Auch der Fallſchirm fehlte, es iſt möglich, daß er
ſich damit gerettet hat — aber ſehr unwahrſcheinlich.
Wohin ſollte er gekommen ſein?‟

Ell trat an die Thür und ſtarrte in die Nacht,
wortlos — dann drehte er ſich plötzlich um.

„Und Sie, Grunthe?‟ rief er. „Und Saltner?‟

„Wir wurden von den Bewohnern der Polinſel
gerettet. Mich brachten ſie hierher in einem Luftſchiff.
Saltner iſt noch am Pol, er reiſt morgen auf den
Mars. Da ſind ſeine Briefe, da ſein Tagebuch.‟ Er
legte zwei Päckchen auf den Tiſch.

„So ſind ſie da?‟ fragte Ell faſt jubelnd.

„Sie ſind da. Wir haben Jhren Sprachführer ge-
funden. Und wenn Sie ſich gefaßt haben, ſo kommen
Sie mit mir. Jch bin nicht allein, meine Begleiter
ſind hier.‟

„Wo? Wo?‟

„Auf dem mittleren Raſenplatz neben dem Sommer-
häuschen liegt das Luftſchiff. Man erwartet Sie!‟

Ell wollte hinausſtürzen. Die Füße verſagten ihm.
Er ſetzte ſich wieder.

„Jch kann noch nicht. Bitte, erzählen Sie mir
erſt noch etwas. Dort ſteht Wein, geben Sie mir
ein Glas!‟

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0352" n="344"/>
          <fw place="top" type="header">Zweiundzwanzig&#x017F;tes Kapitel.</fw><lb/>
          <p>&#x201E;Wahr&#x017F;cheinlich. Der Ballon wurde in die Höhe<lb/>
geri&#x017F;&#x017F;en. Wir verloren das Bewußt&#x017F;ein. Als wir wieder<lb/>
zu uns kamen, war Torm ver&#x017F;chwunden. Er i&#x017F;t bis<lb/>
jetzt nicht wiedergefunden worden.&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Bis jetzt? Das heißt, Sie haben noch eine<lb/>
Hoffnung?&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Auch der Fall&#x017F;chirm fehlte, es i&#x017F;t möglich, daß er<lb/>
&#x017F;ich damit gerettet hat &#x2014; aber &#x017F;ehr unwahr&#x017F;cheinlich.<lb/>
Wohin &#x017F;ollte er gekommen &#x017F;ein?&#x201F;</p><lb/>
          <p>Ell trat an die Thür und &#x017F;tarrte in die Nacht,<lb/>
wortlos &#x2014; dann drehte er &#x017F;ich plötzlich um.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Und Sie, Grunthe?&#x201F; rief er. &#x201E;Und Saltner?&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Wir wurden von den Bewohnern der Polin&#x017F;el<lb/>
gerettet. Mich brachten &#x017F;ie hierher in einem Luft&#x017F;chiff.<lb/>
Saltner i&#x017F;t noch am Pol, er rei&#x017F;t morgen auf den<lb/>
Mars. Da &#x017F;ind &#x017F;eine Briefe, da &#x017F;ein Tagebuch.&#x201F; Er<lb/>
legte zwei Päckchen auf den Ti&#x017F;ch.</p><lb/>
          <p>&#x201E;So &#x017F;ind &#x017F;ie da?&#x201F; fragte Ell fa&#x017F;t jubelnd.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Sie &#x017F;ind da. Wir haben Jhren Sprachführer ge-<lb/>
funden. Und wenn Sie &#x017F;ich gefaßt haben, &#x017F;o kommen<lb/>
Sie mit mir. Jch bin nicht allein, meine Begleiter<lb/>
&#x017F;ind hier.&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Wo? Wo?&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Auf dem mittleren Ra&#x017F;enplatz neben dem Sommer-<lb/>
häuschen liegt das Luft&#x017F;chiff. Man erwartet Sie!&#x201F;</p><lb/>
          <p>Ell wollte hinaus&#x017F;türzen. Die Füße ver&#x017F;agten ihm.<lb/>
Er &#x017F;etzte &#x017F;ich wieder.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Jch kann noch nicht. Bitte, erzählen Sie mir<lb/>
er&#x017F;t noch etwas. Dort &#x017F;teht Wein, geben Sie mir<lb/>
ein Glas!&#x201F;</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[344/0352] Zweiundzwanzigſtes Kapitel. „Wahrſcheinlich. Der Ballon wurde in die Höhe geriſſen. Wir verloren das Bewußtſein. Als wir wieder zu uns kamen, war Torm verſchwunden. Er iſt bis jetzt nicht wiedergefunden worden.‟ „Bis jetzt? Das heißt, Sie haben noch eine Hoffnung?‟ „Auch der Fallſchirm fehlte, es iſt möglich, daß er ſich damit gerettet hat — aber ſehr unwahrſcheinlich. Wohin ſollte er gekommen ſein?‟ Ell trat an die Thür und ſtarrte in die Nacht, wortlos — dann drehte er ſich plötzlich um. „Und Sie, Grunthe?‟ rief er. „Und Saltner?‟ „Wir wurden von den Bewohnern der Polinſel gerettet. Mich brachten ſie hierher in einem Luftſchiff. Saltner iſt noch am Pol, er reiſt morgen auf den Mars. Da ſind ſeine Briefe, da ſein Tagebuch.‟ Er legte zwei Päckchen auf den Tiſch. „So ſind ſie da?‟ fragte Ell faſt jubelnd. „Sie ſind da. Wir haben Jhren Sprachführer ge- funden. Und wenn Sie ſich gefaßt haben, ſo kommen Sie mit mir. Jch bin nicht allein, meine Begleiter ſind hier.‟ „Wo? Wo?‟ „Auf dem mittleren Raſenplatz neben dem Sommer- häuschen liegt das Luftſchiff. Man erwartet Sie!‟ Ell wollte hinausſtürzen. Die Füße verſagten ihm. Er ſetzte ſich wieder. „Jch kann noch nicht. Bitte, erzählen Sie mir erſt noch etwas. Dort ſteht Wein, geben Sie mir ein Glas!‟

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/352
Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/352>, abgerufen am 24.11.2024.