"Verzeihen Sie mir, mein lieber Freund", sagte sie herzlich. "Erzählen Sie mir! Jch sehe ja selbst ein, daß ich mich in Geduld fassen muß. Aber es hätte mich so glücklich gemacht, sogleich etwas thun zu können."
Ell schwieg noch immer. Er stützte den Kopf in seine Hand.
"Jch hab' Sie darum nicht weniger lieb", sagte Jsma einfach.
Beide sahen sich tief in die Augen.
Ell sprang auf und machte einige Schritte durch das Zimmer. Dann blieb er vor Jsma stehen.
"Jch dachte einen Augenblick -- eine Möglichkeit -- aber nein, es geht nicht. Es geht nicht."
Er setzte sich ihr gegenüber.
"Hören Sie zu", sagte er. "Was ich Jhnen jetzt sage, wird Jhnen unglaublich erscheinen. Aber die Beweise sollen Sie selbst sehen. Grunthe ist hier. Und Saltner ist auf der Reise nach dem Mars. Oben in meinem Garten liegt ein Luftschiff der Martier. Mein Oheim Jll, der Bruder meines Vaters, hat Grunthe darin hierher gebracht. Die Fahrt nach dem Pol dauert sechs Stunden --"
"Um Gotteswillen Ell, hören Sie auf!" rief Jsma zurückweichend, die gefalteten Hände nach ihm aus- streckend. Jn ihren Augen malte sich Angst. Sie fürchtete für seinen Verstand. War das seine fixe Jdee, die jetzt mit ihren Wahnvorstellungen zum Aus- bruch kam?
Dreiundzwanzigſtes Kapitel.
Jsma legte ihre Hand auf ſeinen Arm.
„Verzeihen Sie mir, mein lieber Freund‟, ſagte ſie herzlich. „Erzählen Sie mir! Jch ſehe ja ſelbſt ein, daß ich mich in Geduld faſſen muß. Aber es hätte mich ſo glücklich gemacht, ſogleich etwas thun zu können.‟
Ell ſchwieg noch immer. Er ſtützte den Kopf in ſeine Hand.
„Jch hab’ Sie darum nicht weniger lieb‟, ſagte Jsma einfach.
Beide ſahen ſich tief in die Augen.
Ell ſprang auf und machte einige Schritte durch das Zimmer. Dann blieb er vor Jsma ſtehen.
„Jch dachte einen Augenblick — eine Möglichkeit — aber nein, es geht nicht. Es geht nicht.‟
Er ſetzte ſich ihr gegenüber.
„Hören Sie zu‟, ſagte er. „Was ich Jhnen jetzt ſage, wird Jhnen unglaublich erſcheinen. Aber die Beweiſe ſollen Sie ſelbſt ſehen. Grunthe iſt hier. Und Saltner iſt auf der Reiſe nach dem Mars. Oben in meinem Garten liegt ein Luftſchiff der Martier. Mein Oheim Jll, der Bruder meines Vaters, hat Grunthe darin hierher gebracht. Die Fahrt nach dem Pol dauert ſechs Stunden —‟
„Um Gotteswillen Ell, hören Sie auf!‟ rief Jsma zurückweichend, die gefalteten Hände nach ihm aus- ſtreckend. Jn ihren Augen malte ſich Angſt. Sie fürchtete für ſeinen Verſtand. War das ſeine fixe Jdee, die jetzt mit ihren Wahnvorſtellungen zum Aus- bruch kam?
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Dreiundzwanzigſtes Kapitel.
Jsma legte ihre Hand auf ſeinen Arm.
„Verzeihen Sie mir, mein lieber Freund‟, ſagte
ſie herzlich. „Erzählen Sie mir! Jch ſehe ja ſelbſt
ein, daß ich mich in Geduld faſſen muß. Aber es
hätte mich ſo glücklich gemacht, ſogleich etwas thun zu
können.‟
Ell ſchwieg noch immer. Er ſtützte den Kopf in
ſeine Hand.
„Jch hab’ Sie darum nicht weniger lieb‟, ſagte
Jsma einfach.
Beide ſahen ſich tief in die Augen.
Ell ſprang auf und machte einige Schritte durch
das Zimmer. Dann blieb er vor Jsma ſtehen.
„Jch dachte einen Augenblick — eine Möglichkeit —
aber nein, es geht nicht. Es geht nicht.‟
Er ſetzte ſich ihr gegenüber.
„Hören Sie zu‟, ſagte er. „Was ich Jhnen jetzt
ſage, wird Jhnen unglaublich erſcheinen. Aber die
Beweiſe ſollen Sie ſelbſt ſehen. Grunthe iſt hier. Und
Saltner iſt auf der Reiſe nach dem Mars. Oben in
meinem Garten liegt ein Luftſchiff der Martier. Mein
Oheim Jll, der Bruder meines Vaters, hat Grunthe
darin hierher gebracht. Die Fahrt nach dem Pol
dauert ſechs Stunden —‟
„Um Gotteswillen Ell, hören Sie auf!‟ rief Jsma
zurückweichend, die gefalteten Hände nach ihm aus-
ſtreckend. Jn ihren Augen malte ſich Angſt. Sie
fürchtete für ſeinen Verſtand. War das ſeine fixe
Jdee, die jetzt mit ihren Wahnvorſtellungen zum Aus-
bruch kam?
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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/366>, abgerufen am 24.11.2024.
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