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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897.

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Der Sturz des Ballons.

Dieser Umstand hatte die Luftschiffer vor einem
sofortigen Tode bewahrt. Zunächst schützte sie die Ein-
hüllung in den Ballon vor dem Erfrieren; ja merk-
würdigerweise stieg die Temperatur im Jnnern des
Korbes wieder, als die Atmosphäre der Erde durch-
flogen war. Dies rührte von der Sonnenstrahlung
her, welche jetzt in voller Stärke, durch die Luft nicht
mehr aufgehalten, den Ballon traf. Sie wurde durch
die Hülle des Ballons absorbiert und erwärmte alles,
was sich in derselben befand.

Ein glücklicher Zufall hatte es aber auch so gefügt,
daß sich noch ein Teil des Gases im Ballon hielt,
dessen Stoff von so vorzüglicher Beschaffenheit war,
daß er die Diffusion des Wasserstoffs selbst gegenüber
dem leeren Raume fast völlig aufhob. Das Gas
konnte nur durch das Landungsventil entströmen. Das
Versagen der Zerreißvorrichtung, das ihr Verderben
erschien, wurde jetzt die Rettung der Luftschiffer.

Durch die Einstülpung, welche der Ballon im
abarischen Felde erfahren hatte, war der untere Teil
des Ballons so in den oberen hineingetrieben worden,
daß das Ventil zwischen den Falten zusammengepreßt
lag und ein weiteres Ausströmen des Gases verhindert
wurde. Freilich hätte auch dies nicht lange vorgehalten,
aber der ganze Vorgang, von dem Augenblicke, in
welchem Grunthe die Reißleine ergriff, bis zum Zu-
sammenklappen des Ballons und dann zum Abstellen
des abarischen Feldes durch die Martier hatte nur
wenige Minuten betragen.

Da es sich bei dem Niedergang des Ballons im

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Der Sturz des Ballons.

Dieſer Umſtand hatte die Luftſchiffer vor einem
ſofortigen Tode bewahrt. Zunächſt ſchützte ſie die Ein-
hüllung in den Ballon vor dem Erfrieren; ja merk-
würdigerweiſe ſtieg die Temperatur im Jnnern des
Korbes wieder, als die Atmoſphäre der Erde durch-
flogen war. Dies rührte von der Sonnenſtrahlung
her, welche jetzt in voller Stärke, durch die Luft nicht
mehr aufgehalten, den Ballon traf. Sie wurde durch
die Hülle des Ballons abſorbiert und erwärmte alles,
was ſich in derſelben befand.

Ein glücklicher Zufall hatte es aber auch ſo gefügt,
daß ſich noch ein Teil des Gaſes im Ballon hielt,
deſſen Stoff von ſo vorzüglicher Beſchaffenheit war,
daß er die Diffuſion des Waſſerſtoffs ſelbſt gegenüber
dem leeren Raume faſt völlig aufhob. Das Gas
konnte nur durch das Landungsventil entſtrömen. Das
Verſagen der Zerreißvorrichtung, das ihr Verderben
erſchien, wurde jetzt die Rettung der Luftſchiffer.

Durch die Einſtülpung, welche der Ballon im
abariſchen Felde erfahren hatte, war der untere Teil
des Ballons ſo in den oberen hineingetrieben worden,
daß das Ventil zwiſchen den Falten zuſammengepreßt
lag und ein weiteres Ausſtrömen des Gaſes verhindert
wurde. Freilich hätte auch dies nicht lange vorgehalten,
aber der ganze Vorgang, von dem Augenblicke, in
welchem Grunthe die Reißleine ergriff, bis zum Zu-
ſammenklappen des Ballons und dann zum Abſtellen
des abariſchen Feldes durch die Martier hatte nur
wenige Minuten betragen.

Da es ſich bei dem Niedergang des Ballons im

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[51/0059] Der Sturz des Ballons. Dieſer Umſtand hatte die Luftſchiffer vor einem ſofortigen Tode bewahrt. Zunächſt ſchützte ſie die Ein- hüllung in den Ballon vor dem Erfrieren; ja merk- würdigerweiſe ſtieg die Temperatur im Jnnern des Korbes wieder, als die Atmoſphäre der Erde durch- flogen war. Dies rührte von der Sonnenſtrahlung her, welche jetzt in voller Stärke, durch die Luft nicht mehr aufgehalten, den Ballon traf. Sie wurde durch die Hülle des Ballons abſorbiert und erwärmte alles, was ſich in derſelben befand. Ein glücklicher Zufall hatte es aber auch ſo gefügt, daß ſich noch ein Teil des Gaſes im Ballon hielt, deſſen Stoff von ſo vorzüglicher Beſchaffenheit war, daß er die Diffuſion des Waſſerſtoffs ſelbſt gegenüber dem leeren Raume faſt völlig aufhob. Das Gas konnte nur durch das Landungsventil entſtrömen. Das Verſagen der Zerreißvorrichtung, das ihr Verderben erſchien, wurde jetzt die Rettung der Luftſchiffer. Durch die Einſtülpung, welche der Ballon im abariſchen Felde erfahren hatte, war der untere Teil des Ballons ſo in den oberen hineingetrieben worden, daß das Ventil zwiſchen den Falten zuſammengepreßt lag und ein weiteres Ausſtrömen des Gaſes verhindert wurde. Freilich hätte auch dies nicht lange vorgehalten, aber der ganze Vorgang, von dem Augenblicke, in welchem Grunthe die Reißleine ergriff, bis zum Zu- ſammenklappen des Ballons und dann zum Abſtellen des abariſchen Feldes durch die Martier hatte nur wenige Minuten betragen. Da es ſich bei dem Niedergang des Ballons im 4*

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Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/59>, abgerufen am 24.11.2024.