wohnte daher jetzt seit einer Woche ebenfalls am Rande der Wüste Gol, zwar nicht in Mari, aber dicht an der Grenze, im Bezirk Hed.
Als Saltner durch das Schütteln seines Kopfkissens erwachte, dessen Rüttel-Wecker er auf eine Stunde vor seiner Ankunft -- nach seiner gewohnten Rechnung sieben Uhr morgens -- gestellt hatte, zog er den Fenstervorhang beiseite und sah zu seiner Verwunder- ung, daß der Tag noch nicht angebrochen war. Er hatte nicht berücksichtigt, daß er nach Westen fuhr und daher an seinem Reiseziele die Ortszeit um etwa vier Stunden zurück sei. Er würde etwa um Sonnen- aufgang in Sei ankommen. Dennoch machte er Toilette, benutzte den Frühstücksautomaten und begann, sich aus dem Reisehandbuche über den Staat Mari zu unterrichten. Er erkannte daraus, daß Sei unmittel- bar am Abhange der Wüste Gol läge und die Station ebenfalls, aber ungefähr hundert Kilometer südlicher. Die Radbahn zog sich in einer Strecke von dreihundert Kilometer direkt am Ostabhange der Wüste Gol hin, sodaß er diese zur Rechten hatte. Um nach Sei zu gelangen, wo die Radbahn nicht anhielt, mußte er von der Station aus die letzten hundert Kilometer auf der Stufenbahn zurückfahren. Da ihm die Wege und die Lage der Wohnung Las nicht genau bekannt waren, mußte er eine Stunde auf den Weg von der Station bis zum Hause rechnen. Es blieben ihm also noch ungefähr sechs Stunden zur freien Verfügung, da er nicht eher bei La eintreffen wollte, als zu der Zeit, die sie zur telephonischen Unterhaltung bestimmt
Siebenunddreißigſtes Kapitel.
wohnte daher jetzt ſeit einer Woche ebenfalls am Rande der Wüſte Gol, zwar nicht in Mari, aber dicht an der Grenze, im Bezirk Hed.
Als Saltner durch das Schütteln ſeines Kopfkiſſens erwachte, deſſen Rüttel-Wecker er auf eine Stunde vor ſeiner Ankunft — nach ſeiner gewohnten Rechnung ſieben Uhr morgens — geſtellt hatte, zog er den Fenſtervorhang beiſeite und ſah zu ſeiner Verwunder- ung, daß der Tag noch nicht angebrochen war. Er hatte nicht berückſichtigt, daß er nach Weſten fuhr und daher an ſeinem Reiſeziele die Ortszeit um etwa vier Stunden zurück ſei. Er würde etwa um Sonnen- aufgang in Sei ankommen. Dennoch machte er Toilette, benutzte den Frühſtücksautomaten und begann, ſich aus dem Reiſehandbuche über den Staat Mari zu unterrichten. Er erkannte daraus, daß Sei unmittel- bar am Abhange der Wüſte Gol läge und die Station ebenfalls, aber ungefähr hundert Kilometer ſüdlicher. Die Radbahn zog ſich in einer Strecke von dreihundert Kilometer direkt am Oſtabhange der Wüſte Gol hin, ſodaß er dieſe zur Rechten hatte. Um nach Sei zu gelangen, wo die Radbahn nicht anhielt, mußte er von der Station aus die letzten hundert Kilometer auf der Stufenbahn zurückfahren. Da ihm die Wege und die Lage der Wohnung Las nicht genau bekannt waren, mußte er eine Stunde auf den Weg von der Station bis zum Hauſe rechnen. Es blieben ihm alſo noch ungefähr ſechs Stunden zur freien Verfügung, da er nicht eher bei La eintreffen wollte, als zu der Zeit, die ſie zur telephoniſchen Unterhaltung beſtimmt
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0172"n="164"/><fwplace="top"type="header">Siebenunddreißigſtes Kapitel.</fw><lb/>
wohnte daher jetzt ſeit einer Woche ebenfalls am Rande<lb/>
der Wüſte Gol, zwar nicht in Mari, aber dicht an der<lb/>
Grenze, im Bezirk Hed.</p><lb/><p>Als Saltner durch das Schütteln ſeines Kopfkiſſens<lb/>
erwachte, deſſen Rüttel-Wecker er auf eine Stunde vor<lb/>ſeiner Ankunft — nach ſeiner gewohnten Rechnung<lb/>ſieben Uhr morgens — geſtellt hatte, zog er den<lb/>
Fenſtervorhang beiſeite und ſah zu ſeiner Verwunder-<lb/>
ung, daß der Tag noch nicht angebrochen war. Er<lb/>
hatte nicht berückſichtigt, daß er nach Weſten fuhr und<lb/>
daher an ſeinem Reiſeziele die Ortszeit um etwa vier<lb/>
Stunden zurück ſei. Er würde etwa um Sonnen-<lb/>
aufgang in Sei ankommen. Dennoch machte er<lb/>
Toilette, benutzte den Frühſtücksautomaten und begann,<lb/>ſich aus dem Reiſehandbuche über den Staat Mari zu<lb/>
unterrichten. Er erkannte daraus, daß Sei unmittel-<lb/>
bar am Abhange der Wüſte Gol läge und die Station<lb/>
ebenfalls, aber ungefähr hundert Kilometer ſüdlicher.<lb/>
Die Radbahn zog ſich in einer Strecke von dreihundert<lb/>
Kilometer direkt am Oſtabhange der Wüſte Gol hin,<lb/>ſodaß er dieſe zur Rechten hatte. Um nach Sei zu<lb/>
gelangen, wo die Radbahn nicht anhielt, mußte er<lb/>
von der Station aus die letzten hundert Kilometer<lb/>
auf der Stufenbahn zurückfahren. Da ihm die Wege<lb/>
und die Lage der Wohnung Las nicht genau bekannt<lb/>
waren, mußte er eine Stunde auf den Weg von der<lb/>
Station bis zum Hauſe rechnen. Es blieben ihm alſo<lb/>
noch ungefähr ſechs Stunden zur freien Verfügung,<lb/>
da er nicht eher bei La eintreffen wollte, als zu der<lb/>
Zeit, die ſie zur telephoniſchen Unterhaltung beſtimmt<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[164/0172]
Siebenunddreißigſtes Kapitel.
wohnte daher jetzt ſeit einer Woche ebenfalls am Rande
der Wüſte Gol, zwar nicht in Mari, aber dicht an der
Grenze, im Bezirk Hed.
Als Saltner durch das Schütteln ſeines Kopfkiſſens
erwachte, deſſen Rüttel-Wecker er auf eine Stunde vor
ſeiner Ankunft — nach ſeiner gewohnten Rechnung
ſieben Uhr morgens — geſtellt hatte, zog er den
Fenſtervorhang beiſeite und ſah zu ſeiner Verwunder-
ung, daß der Tag noch nicht angebrochen war. Er
hatte nicht berückſichtigt, daß er nach Weſten fuhr und
daher an ſeinem Reiſeziele die Ortszeit um etwa vier
Stunden zurück ſei. Er würde etwa um Sonnen-
aufgang in Sei ankommen. Dennoch machte er
Toilette, benutzte den Frühſtücksautomaten und begann,
ſich aus dem Reiſehandbuche über den Staat Mari zu
unterrichten. Er erkannte daraus, daß Sei unmittel-
bar am Abhange der Wüſte Gol läge und die Station
ebenfalls, aber ungefähr hundert Kilometer ſüdlicher.
Die Radbahn zog ſich in einer Strecke von dreihundert
Kilometer direkt am Oſtabhange der Wüſte Gol hin,
ſodaß er dieſe zur Rechten hatte. Um nach Sei zu
gelangen, wo die Radbahn nicht anhielt, mußte er
von der Station aus die letzten hundert Kilometer
auf der Stufenbahn zurückfahren. Da ihm die Wege
und die Lage der Wohnung Las nicht genau bekannt
waren, mußte er eine Stunde auf den Weg von der
Station bis zum Hauſe rechnen. Es blieben ihm alſo
noch ungefähr ſechs Stunden zur freien Verfügung,
da er nicht eher bei La eintreffen wollte, als zu der
Zeit, die ſie zur telephoniſchen Unterhaltung beſtimmt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/172>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.