Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897.Die Wüste Gol. näherte sich dem Rande des Plateaus. Mitunter wares ihm, als höre er in der Ferne ein Geräusch wie Donner, er schob es auf Sprengungen in den Berg- werken. Jetzt hörte der Schatten auf. Zwischen Fels- trümmern mußte er sich emporarbeiten. Der Schweiß rann ihm von der Stirn, er empfand heftigen Durst, und noch immer wollte sich die ebene Hochfläche nicht zeigen. Da endlich erkannte er einen Gegenstand, der wohl nur das Dach eines Gebäudes sein konnte. Er eilte darauf zu, und plötzlich blickte er auf eine weite Ebene, nur hier und da von einzelnen Fels- riegeln unterbrochen. Eben wollte er, aus den Fels- trümmern des Absturzes heraussteigend, den Rand des Plateaus betreten, als er sich durch einen Draht von weißer Farbe gehemmt sah, der an diesem Rande sich hinzog. Er achtete nicht darauf, sondern überstieg ihn. Die Sonne, gegen die kein Schirm ihn schützte, brannte so furchtbar, daß er jeden Augenblick um- zusinken fürchtete und nur daran dachte, ein schatten- spendendes Dach zu gewinnen. Er sah jetzt das Haus dicht vor sich, und einige eilende Sprünge brachten ihn in den Schatten eines Pfeilers. Nachdem er sich hier einen Augenblick erholt, blickte Die Wüſte Gol. näherte ſich dem Rande des Plateaus. Mitunter wares ihm, als höre er in der Ferne ein Geräuſch wie Donner, er ſchob es auf Sprengungen in den Berg- werken. Jetzt hörte der Schatten auf. Zwiſchen Fels- trümmern mußte er ſich emporarbeiten. Der Schweiß rann ihm von der Stirn, er empfand heftigen Durſt, und noch immer wollte ſich die ebene Hochfläche nicht zeigen. Da endlich erkannte er einen Gegenſtand, der wohl nur das Dach eines Gebäudes ſein konnte. Er eilte darauf zu, und plötzlich blickte er auf eine weite Ebene, nur hier und da von einzelnen Fels- riegeln unterbrochen. Eben wollte er, aus den Fels- trümmern des Abſturzes herausſteigend, den Rand des Plateaus betreten, als er ſich durch einen Draht von weißer Farbe gehemmt ſah, der an dieſem Rande ſich hinzog. Er achtete nicht darauf, ſondern überſtieg ihn. Die Sonne, gegen die kein Schirm ihn ſchützte, brannte ſo furchtbar, daß er jeden Augenblick um- zuſinken fürchtete und nur daran dachte, ein ſchatten- ſpendendes Dach zu gewinnen. Er ſah jetzt das Haus dicht vor ſich, und einige eilende Sprünge brachten ihn in den Schatten eines Pfeilers. Nachdem er ſich hier einen Augenblick erholt, blickte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0181" n="173"/><fw place="top" type="header">Die Wüſte Gol.</fw><lb/> näherte ſich dem Rande des Plateaus. Mitunter war<lb/> es ihm, als höre er in der Ferne ein Geräuſch wie<lb/> Donner, er ſchob es auf Sprengungen in den Berg-<lb/> werken. Jetzt hörte der Schatten auf. Zwiſchen Fels-<lb/> trümmern mußte er ſich emporarbeiten. Der Schweiß<lb/> rann ihm von der Stirn, er empfand heftigen Durſt,<lb/> und noch immer wollte ſich die ebene Hochfläche nicht<lb/> zeigen. Da endlich erkannte er einen Gegenſtand,<lb/> der wohl nur das Dach eines Gebäudes ſein konnte.<lb/> Er eilte darauf zu, und plötzlich blickte er auf eine<lb/> weite Ebene, nur hier und da von einzelnen Fels-<lb/> riegeln unterbrochen. Eben wollte er, aus den Fels-<lb/> trümmern des Abſturzes herausſteigend, den Rand<lb/> des Plateaus betreten, als er ſich durch einen Draht<lb/> von weißer Farbe gehemmt ſah, der an dieſem Rande<lb/> ſich hinzog. Er achtete nicht darauf, ſondern überſtieg<lb/> ihn. Die Sonne, gegen die kein Schirm ihn ſchützte,<lb/> brannte ſo furchtbar, daß er jeden Augenblick um-<lb/> zuſinken fürchtete und nur daran dachte, ein ſchatten-<lb/> ſpendendes Dach zu gewinnen. Er ſah jetzt das Haus<lb/> dicht vor ſich, und einige eilende Sprünge brachten<lb/> ihn in den Schatten eines Pfeilers.</p><lb/> <p>Nachdem er ſich hier einen Augenblick erholt, blickte<lb/> er ſich erſtaunt um. Wenn das ein Haus war, ſo<lb/> war es ein ſehr ſeltſames. Wie eine Brücke ruhte<lb/> es ſchwebend auf zwei ſchmalen Pfeilern. Es hatte<lb/> die Geſtalt eines Botes, auf das man ein zweites<lb/> mit dem Kiel nach oben geſetzt hatte. Dazwiſchen<lb/> war ein etwa meterhoher Zwiſchenraum, nach welchem<lb/> eine Leiter hinaufführte. Saltner überlegte.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [173/0181]
Die Wüſte Gol.
näherte ſich dem Rande des Plateaus. Mitunter war
es ihm, als höre er in der Ferne ein Geräuſch wie
Donner, er ſchob es auf Sprengungen in den Berg-
werken. Jetzt hörte der Schatten auf. Zwiſchen Fels-
trümmern mußte er ſich emporarbeiten. Der Schweiß
rann ihm von der Stirn, er empfand heftigen Durſt,
und noch immer wollte ſich die ebene Hochfläche nicht
zeigen. Da endlich erkannte er einen Gegenſtand,
der wohl nur das Dach eines Gebäudes ſein konnte.
Er eilte darauf zu, und plötzlich blickte er auf eine
weite Ebene, nur hier und da von einzelnen Fels-
riegeln unterbrochen. Eben wollte er, aus den Fels-
trümmern des Abſturzes herausſteigend, den Rand
des Plateaus betreten, als er ſich durch einen Draht
von weißer Farbe gehemmt ſah, der an dieſem Rande
ſich hinzog. Er achtete nicht darauf, ſondern überſtieg
ihn. Die Sonne, gegen die kein Schirm ihn ſchützte,
brannte ſo furchtbar, daß er jeden Augenblick um-
zuſinken fürchtete und nur daran dachte, ein ſchatten-
ſpendendes Dach zu gewinnen. Er ſah jetzt das Haus
dicht vor ſich, und einige eilende Sprünge brachten
ihn in den Schatten eines Pfeilers.
Nachdem er ſich hier einen Augenblick erholt, blickte
er ſich erſtaunt um. Wenn das ein Haus war, ſo
war es ein ſehr ſeltſames. Wie eine Brücke ruhte
es ſchwebend auf zwei ſchmalen Pfeilern. Es hatte
die Geſtalt eines Botes, auf das man ein zweites
mit dem Kiel nach oben geſetzt hatte. Dazwiſchen
war ein etwa meterhoher Zwiſchenraum, nach welchem
eine Leiter hinaufführte. Saltner überlegte.
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