"Warum nicht? Jch sehnte mich nach Dir, La, und ich bedarf Deiner Hilfe."
"Meiner Hilfe?" sagte sie warm. Sie hoffte einen Augenblick, es könne sich um etwas anderes handeln, als was sie fürchtete.
"Wenn es mir möglich ist, wie gern bin ich Dir zu Diensten." Sie zog ihn neben sich auf einen Sessel. Er hielt ihre Hand fest.
"Jch habe eine große Bitte, für Frau Torm und für mich."
La wich zurück. "Sprich sie nicht aus! Jch bitte Dich, sprich sie nicht aus, damit Dich meine Weigerung nicht kränkt" --
"Du weißt --?"
"Jch weiß, um was es sich handelt."
"Von Ell!"
"Durch ihn. Sieh, das ist unmöglich! So wenig Du damals am Nordpol der Erde zögertest, die Pflicht für Dein Vaterland zu erfüllen, so wenig kann ich jetzt um Deinetwillen das Gesetz durchbrechen. Das Gesetz verbietet den Menschen unkontrollierte Botschaft nach der Erde zu senden. Hätte ich die freie Ueber- zeugung, daß es ungerecht und thöricht sei, so dürste ich mein Gewissen fragen, ob ich es übertreten will. Es wäre ein Konflikt, aber ich könnte ihn auf mich nehmen. Doch ich kann mich davon nicht überzeugen. Was ihr auch berichtet, es kann nur Verwirrung an- stiften, und Jsmas private Wünsche können nicht in Frage kommen."
Achtunddreißigſtes Kapitel.
„O mein Freund, warum haſt Du mir dies gethan?‟
„Warum nicht? Jch ſehnte mich nach Dir, La, und ich bedarf Deiner Hilfe.‟
„Meiner Hilfe?‟ ſagte ſie warm. Sie hoffte einen Augenblick, es könne ſich um etwas anderes handeln, als was ſie fürchtete.
„Wenn es mir möglich iſt, wie gern bin ich Dir zu Dienſten.‟ Sie zog ihn neben ſich auf einen Seſſel. Er hielt ihre Hand feſt.
„Jch habe eine große Bitte, für Frau Torm und für mich.‟
La wich zurück. „Sprich ſie nicht aus! Jch bitte Dich, ſprich ſie nicht aus, damit Dich meine Weigerung nicht kränkt‟ —
„Du weißt —?‟
„Jch weiß, um was es ſich handelt.‟
„Von Ell!‟
„Durch ihn. Sieh, das iſt unmöglich! So wenig Du damals am Nordpol der Erde zögerteſt, die Pflicht für Dein Vaterland zu erfüllen, ſo wenig kann ich jetzt um Deinetwillen das Geſetz durchbrechen. Das Geſetz verbietet den Menſchen unkontrollierte Botſchaft nach der Erde zu ſenden. Hätte ich die freie Ueber- zeugung, daß es ungerecht und thöricht ſei, ſo dürſte ich mein Gewiſſen fragen, ob ich es übertreten will. Es wäre ein Konflikt, aber ich könnte ihn auf mich nehmen. Doch ich kann mich davon nicht überzeugen. Was ihr auch berichtet, es kann nur Verwirrung an- ſtiften, und Jsmas private Wünſche können nicht in Frage kommen.‟
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Achtunddreißigſtes Kapitel.
„O mein Freund, warum haſt Du mir dies gethan?‟
„Warum nicht? Jch ſehnte mich nach Dir, La,
und ich bedarf Deiner Hilfe.‟
„Meiner Hilfe?‟ ſagte ſie warm. Sie hoffte einen
Augenblick, es könne ſich um etwas anderes handeln,
als was ſie fürchtete.
„Wenn es mir möglich iſt, wie gern bin ich Dir
zu Dienſten.‟ Sie zog ihn neben ſich auf einen
Seſſel. Er hielt ihre Hand feſt.
„Jch habe eine große Bitte, für Frau Torm und
für mich.‟
La wich zurück. „Sprich ſie nicht aus! Jch bitte
Dich, ſprich ſie nicht aus, damit Dich meine Weigerung
nicht kränkt‟ —
„Du weißt —?‟
„Jch weiß, um was es ſich handelt.‟
„Von Ell!‟
„Durch ihn. Sieh, das iſt unmöglich! So wenig
Du damals am Nordpol der Erde zögerteſt, die Pflicht
für Dein Vaterland zu erfüllen, ſo wenig kann ich
jetzt um Deinetwillen das Geſetz durchbrechen. Das
Geſetz verbietet den Menſchen unkontrollierte Botſchaft
nach der Erde zu ſenden. Hätte ich die freie Ueber-
zeugung, daß es ungerecht und thöricht ſei, ſo dürſte
ich mein Gewiſſen fragen, ob ich es übertreten will.
Es wäre ein Konflikt, aber ich könnte ihn auf mich
nehmen. Doch ich kann mich davon nicht überzeugen.
Was ihr auch berichtet, es kann nur Verwirrung an-
ſtiften, und Jsmas private Wünſche können nicht in
Frage kommen.‟
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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/192>, abgerufen am 24.11.2024.
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