Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897.Die Schlacht bei Portsmouth. neben dem Kapitän des Schiffes befand. Vergeblichrichtete sich ein Hagel von Geschossen gegen das kühne Luftschiff. Es schien in einem leichten Nebel zu schwim- men, in welchem Granaten wie Langblei wirkungslos zerrannen. Und nun geschah etwas ganz Unerwartetes. Jmmer näher rückte das Luftschiff dem Kommandoturm, und lautlos, ein unerhörtes Wunder, lösten sich die stählernen Platten des Panzerturms auf der Seite des Luftschiffs und verdampften oder verschwanden in der Luft. Schutzlos sahen sich die Befehlshaber dem schwebenden Feinde gegenüber. Aber kein Angriff auf sie erfolgte. Durch den Donner der Geschütze der in der Front befindlichen Schiffe geschwächt, aber deutlich verständlich vernahmen sie die englischen Worte: "Der Oberbefehlshaber der martischen Luftflotte, Dolf, be- ehrt sich an Ew. kgl. Hoheit die Bitte zu richten, sämtlichen unter Jhren Befehlen stehenden Schiffen die Weisung zu erteilen, die Flagge zu streichen und sich binnen einer Stunde in den Hafen von Portsmouth zurückzuziehen. Jch würde mich sonst gezwungen sehen, jedes Schiff, das nach zehn Minuten noch seine Flagge zeigt oder einen Schuß abgiebt, und das nach einer Stunde sich nicht im Hafen befindet, zu versenken, und müßte Ew. kgl. Hoheit für die entstehenden Verluste verantwortlich machen." Ohne eine Antwort abzuwarten war das Luftschiff Die Schlacht bei Portsmouth. neben dem Kapitän des Schiffes befand. Vergeblichrichtete ſich ein Hagel von Geſchoſſen gegen das kühne Luftſchiff. Es ſchien in einem leichten Nebel zu ſchwim- men, in welchem Granaten wie Langblei wirkungslos zerrannen. Und nun geſchah etwas ganz Unerwartetes. Jmmer näher rückte das Luftſchiff dem Kommandoturm, und lautlos, ein unerhörtes Wunder, löſten ſich die ſtählernen Platten des Panzerturms auf der Seite des Luftſchiffs und verdampften oder verſchwanden in der Luft. Schutzlos ſahen ſich die Befehlshaber dem ſchwebenden Feinde gegenüber. Aber kein Angriff auf ſie erfolgte. Durch den Donner der Geſchütze der in der Front befindlichen Schiffe geſchwächt, aber deutlich verſtändlich vernahmen ſie die engliſchen Worte: „Der Oberbefehlshaber der martiſchen Luftflotte, Dolf, be- ehrt ſich an Ew. kgl. Hoheit die Bitte zu richten, ſämtlichen unter Jhren Befehlen ſtehenden Schiffen die Weiſung zu erteilen, die Flagge zu ſtreichen und ſich binnen einer Stunde in den Hafen von Portsmouth zurückzuziehen. Jch würde mich ſonſt gezwungen ſehen, jedes Schiff, das nach zehn Minuten noch ſeine Flagge zeigt oder einen Schuß abgiebt, und das nach einer Stunde ſich nicht im Hafen befindet, zu verſenken, und müßte Ew. kgl. Hoheit für die entſtehenden Verluſte verantwortlich machen.‟ Ohne eine Antwort abzuwarten war das Luftſchiff <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0229" n="221"/><fw place="top" type="header">Die Schlacht bei Portsmouth.</fw><lb/> neben dem Kapitän des Schiffes befand. Vergeblich<lb/> richtete ſich ein Hagel von Geſchoſſen gegen das kühne<lb/> Luftſchiff. Es ſchien in einem leichten Nebel zu ſchwim-<lb/> men, in welchem Granaten wie Langblei wirkungslos<lb/> zerrannen. Und nun geſchah etwas ganz Unerwartetes.<lb/> Jmmer näher rückte das Luftſchiff dem Kommandoturm,<lb/> und lautlos, ein unerhörtes Wunder, löſten ſich die<lb/> ſtählernen Platten des Panzerturms auf der Seite<lb/> des Luftſchiffs und verdampften oder verſchwanden in<lb/> der Luft. Schutzlos ſahen ſich die Befehlshaber dem<lb/> ſchwebenden Feinde gegenüber. Aber kein Angriff auf<lb/> ſie erfolgte. Durch den Donner der Geſchütze der in<lb/> der Front befindlichen Schiffe geſchwächt, aber deutlich<lb/> verſtändlich vernahmen ſie die engliſchen Worte: „Der<lb/> Oberbefehlshaber der martiſchen Luftflotte, Dolf, be-<lb/> ehrt ſich an Ew. kgl. Hoheit die Bitte zu richten,<lb/> ſämtlichen unter Jhren Befehlen ſtehenden Schiffen die<lb/> Weiſung zu erteilen, die Flagge zu ſtreichen und ſich<lb/> binnen einer Stunde in den Hafen von Portsmouth<lb/> zurückzuziehen. Jch würde mich ſonſt gezwungen ſehen,<lb/> jedes Schiff, das nach zehn Minuten noch ſeine Flagge<lb/> zeigt oder einen Schuß abgiebt, und das nach einer<lb/> Stunde ſich nicht im Hafen befindet, zu verſenken, und<lb/> müßte Ew. kgl. Hoheit für die entſtehenden Verluſte<lb/> verantwortlich machen.‟</p><lb/> <p>Ohne eine Antwort abzuwarten war das Luftſchiff<lb/> verſchwunden. Aber ehe es noch in die Linie der<lb/> Marsſchiffe zurückgekehrt war, hatte der „Viktor‟ den<lb/> Punkt erreicht, den nach der Jnſtruktion der Martier<lb/> kein Schiff überſchreiten durfte. Da ging das dort<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [221/0229]
Die Schlacht bei Portsmouth.
neben dem Kapitän des Schiffes befand. Vergeblich
richtete ſich ein Hagel von Geſchoſſen gegen das kühne
Luftſchiff. Es ſchien in einem leichten Nebel zu ſchwim-
men, in welchem Granaten wie Langblei wirkungslos
zerrannen. Und nun geſchah etwas ganz Unerwartetes.
Jmmer näher rückte das Luftſchiff dem Kommandoturm,
und lautlos, ein unerhörtes Wunder, löſten ſich die
ſtählernen Platten des Panzerturms auf der Seite
des Luftſchiffs und verdampften oder verſchwanden in
der Luft. Schutzlos ſahen ſich die Befehlshaber dem
ſchwebenden Feinde gegenüber. Aber kein Angriff auf
ſie erfolgte. Durch den Donner der Geſchütze der in
der Front befindlichen Schiffe geſchwächt, aber deutlich
verſtändlich vernahmen ſie die engliſchen Worte: „Der
Oberbefehlshaber der martiſchen Luftflotte, Dolf, be-
ehrt ſich an Ew. kgl. Hoheit die Bitte zu richten,
ſämtlichen unter Jhren Befehlen ſtehenden Schiffen die
Weiſung zu erteilen, die Flagge zu ſtreichen und ſich
binnen einer Stunde in den Hafen von Portsmouth
zurückzuziehen. Jch würde mich ſonſt gezwungen ſehen,
jedes Schiff, das nach zehn Minuten noch ſeine Flagge
zeigt oder einen Schuß abgiebt, und das nach einer
Stunde ſich nicht im Hafen befindet, zu verſenken, und
müßte Ew. kgl. Hoheit für die entſtehenden Verluſte
verantwortlich machen.‟
Ohne eine Antwort abzuwarten war das Luftſchiff
verſchwunden. Aber ehe es noch in die Linie der
Marsſchiffe zurückgekehrt war, hatte der „Viktor‟ den
Punkt erreicht, den nach der Jnſtruktion der Martier
kein Schiff überſchreiten durfte. Da ging das dort
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