"Das wollen wir doch sehen! Da können Sie ganz unbesorgt sein!"
"Was nützt es Jhnen, wenn der Oß in ein paar Tagen vor das Disziplinargericht gestellt wird, und Sie sind inzwischen irgendwie verunglückt?"
"Jch verunglücke nicht so leicht. Aber was will denn der Mann von mir?"
"Jch weiß es nicht. Jch weiß nur privatim durch den Bezirkshauptmann, daß Sie gesucht werden, aber amtlich ist es nicht. Es muß irgend etwas sein, worüber der Oß vorläufig nicht reden will."
Saltner runzelte die Stirn. "Nun, wie gesagt, ich danke Jhnen und will mich vorsehen. Jetzt ent- schuldigen Sie mich, ich darf nicht länger zögern."
Er schritt eilend durch die Straßen der Stadt, ohne auf die Umgebung zu achten. Was konnte dieser Oß von ihm wollen? Wo hatte er ihn gesehen? Oß war ja der Name des Kapitäns gewesen, auf dessen Raumschiff "Meteor" Saltner die Reise nach dem Mars gemacht hatte, und dann war er ihm manchmal in Fru's Hause begegnet. Sollte es derselbe sein? Er hatte mit ihm sich ganz gut unterhalten, und der tüchtige, wenngleich etwas selbstbewußte Mann war mit La und Se immer sehr vertraut gewesen. Mit Se? Sein Gewissen schlug ihm. Das war das Ein- zige, was er sich hatte zu schulden kommen lassen, die Belauschung der Schießversuche und die Flucht aus dem als Ziel dienenden Schiffe. Aber dann hätte ihn Se verraten müssen, das war unmöglich, ganz un- möglich.
Der Jnſtruktor von Bozen.
„Das wollen wir doch ſehen! Da können Sie ganz unbeſorgt ſein!‟
„Was nützt es Jhnen, wenn der Oß in ein paar Tagen vor das Disziplinargericht geſtellt wird, und Sie ſind inzwiſchen irgendwie verunglückt?‟
„Jch verunglücke nicht ſo leicht. Aber was will denn der Mann von mir?‟
„Jch weiß es nicht. Jch weiß nur privatim durch den Bezirkshauptmann, daß Sie geſucht werden, aber amtlich iſt es nicht. Es muß irgend etwas ſein, worüber der Oß vorläufig nicht reden will.‟
Saltner runzelte die Stirn. „Nun, wie geſagt, ich danke Jhnen und will mich vorſehen. Jetzt ent- ſchuldigen Sie mich, ich darf nicht länger zögern.‟
Er ſchritt eilend durch die Straßen der Stadt, ohne auf die Umgebung zu achten. Was konnte dieſer Oß von ihm wollen? Wo hatte er ihn geſehen? Oß war ja der Name des Kapitäns geweſen, auf deſſen Raumſchiff „Meteor‟ Saltner die Reiſe nach dem Mars gemacht hatte, und dann war er ihm manchmal in Fru’s Hauſe begegnet. Sollte es derſelbe ſein? Er hatte mit ihm ſich ganz gut unterhalten, und der tüchtige, wenngleich etwas ſelbſtbewußte Mann war mit La und Se immer ſehr vertraut geweſen. Mit Se? Sein Gewiſſen ſchlug ihm. Das war das Ein- zige, was er ſich hatte zu ſchulden kommen laſſen, die Belauſchung der Schießverſuche und die Flucht aus dem als Ziel dienenden Schiffe. Aber dann hätte ihn Se verraten müſſen, das war unmöglich, ganz un- möglich.
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Der Jnſtruktor von Bozen.
„Das wollen wir doch ſehen! Da können Sie
ganz unbeſorgt ſein!‟
„Was nützt es Jhnen, wenn der Oß in ein paar
Tagen vor das Disziplinargericht geſtellt wird, und
Sie ſind inzwiſchen irgendwie verunglückt?‟
„Jch verunglücke nicht ſo leicht. Aber was will
denn der Mann von mir?‟
„Jch weiß es nicht. Jch weiß nur privatim durch
den Bezirkshauptmann, daß Sie geſucht werden, aber
amtlich iſt es nicht. Es muß irgend etwas ſein,
worüber der Oß vorläufig nicht reden will.‟
Saltner runzelte die Stirn. „Nun, wie geſagt,
ich danke Jhnen und will mich vorſehen. Jetzt ent-
ſchuldigen Sie mich, ich darf nicht länger zögern.‟
Er ſchritt eilend durch die Straßen der Stadt,
ohne auf die Umgebung zu achten. Was konnte dieſer
Oß von ihm wollen? Wo hatte er ihn geſehen? Oß
war ja der Name des Kapitäns geweſen, auf deſſen
Raumſchiff „Meteor‟ Saltner die Reiſe nach dem
Mars gemacht hatte, und dann war er ihm manchmal
in Fru’s Hauſe begegnet. Sollte es derſelbe ſein?
Er hatte mit ihm ſich ganz gut unterhalten, und der
tüchtige, wenngleich etwas ſelbſtbewußte Mann war
mit La und Se immer ſehr vertraut geweſen. Mit
Se? Sein Gewiſſen ſchlug ihm. Das war das Ein-
zige, was er ſich hatte zu ſchulden kommen laſſen, die
Belauſchung der Schießverſuche und die Flucht aus
dem als Ziel dienenden Schiffe. Aber dann hätte ihn
Se verraten müſſen, das war unmöglich, ganz un-
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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/343>, abgerufen am 23.11.2024.
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