Endlich standen sie vor der Thür, welche die Auf- schrift "Jsma Torm" trug. Sie hatten nun ihre Schleier abgenommen. Auf ihr Klingeln öffnete sich die gegenüberliegende Thür, und eine ältere freundliche Dame sagte, Frau Torm sei nicht zu Hause. Jetzt erkannte sie, daß sie zwei Damen vom Mars vor sich habe und erschöpfte sich in Entschuldigungen. Frau Torm werde sogleich nach Hause kommen, es sei jetzt ihre Zeit, und die Damen möchten nur einen Augen- blick warten, es sei alles geimpft im Hause, und sie werde sie sogleich in Frau Torms Zimmer führen. Das geschah denn, und die unterhaltende Dame ließ sie nun allein.
Die beiden Martierinnen sahen sich sorgfältig in dem freundlichen und geräumigen Zimmer um. Jn dem lebensgroßen Porträt an der Wand erkannte Se sogleich Jsmas Gatten, dessen Bild ihr in allen Schrif- ten über die Erde begegnet war. Mit besonderem Jnteresse betrachtete La die Einrichtung im Einzelnen, nur irrte sie sich, wenn sie glaubte, etwa hier den Typus des Wohnzimmers einer deutschen Hausfrau vor sich zu haben. Denn wenn auch die Thätigkeit der weiblichen Hand unverkennbar war, so enthielt doch die Einrichtung nicht nur viele Züge des Studier- zimmers eines Mannes, sondern auch allerlei, was von den landesüblichen Gewohnheiten abwich und an den Einfluß des Mars erinnerte. Da waren zahl- reiche Kleinigkeiten, die von Jsmas Planetenreise er- zählten, eine Fluorescenzlampe über dem Schreibtisch
Einundfünfzigſtes Kapitel.
„Ach ſo.‟
Endlich ſtanden ſie vor der Thür, welche die Auf- ſchrift „Jsma Torm‟ trug. Sie hatten nun ihre Schleier abgenommen. Auf ihr Klingeln öffnete ſich die gegenüberliegende Thür, und eine ältere freundliche Dame ſagte, Frau Torm ſei nicht zu Hauſe. Jetzt erkannte ſie, daß ſie zwei Damen vom Mars vor ſich habe und erſchöpfte ſich in Entſchuldigungen. Frau Torm werde ſogleich nach Hauſe kommen, es ſei jetzt ihre Zeit, und die Damen möchten nur einen Augen- blick warten, es ſei alles geimpft im Hauſe, und ſie werde ſie ſogleich in Frau Torms Zimmer führen. Das geſchah denn, und die unterhaltende Dame ließ ſie nun allein.
Die beiden Martierinnen ſahen ſich ſorgfältig in dem freundlichen und geräumigen Zimmer um. Jn dem lebensgroßen Porträt an der Wand erkannte Se ſogleich Jsmas Gatten, deſſen Bild ihr in allen Schrif- ten über die Erde begegnet war. Mit beſonderem Jntereſſe betrachtete La die Einrichtung im Einzelnen, nur irrte ſie ſich, wenn ſie glaubte, etwa hier den Typus des Wohnzimmers einer deutſchen Hausfrau vor ſich zu haben. Denn wenn auch die Thätigkeit der weiblichen Hand unverkennbar war, ſo enthielt doch die Einrichtung nicht nur viele Züge des Studier- zimmers eines Mannes, ſondern auch allerlei, was von den landesüblichen Gewohnheiten abwich und an den Einfluß des Mars erinnerte. Da waren zahl- reiche Kleinigkeiten, die von Jsmas Planetenreiſe er- zählten, eine Fluoreſcenzlampe über dem Schreibtiſch
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Einundfünfzigſtes Kapitel.
„Ach ſo.‟
Endlich ſtanden ſie vor der Thür, welche die Auf-
ſchrift „Jsma Torm‟ trug. Sie hatten nun ihre
Schleier abgenommen. Auf ihr Klingeln öffnete ſich
die gegenüberliegende Thür, und eine ältere freundliche
Dame ſagte, Frau Torm ſei nicht zu Hauſe. Jetzt
erkannte ſie, daß ſie zwei Damen vom Mars vor ſich
habe und erſchöpfte ſich in Entſchuldigungen. Frau
Torm werde ſogleich nach Hauſe kommen, es ſei jetzt
ihre Zeit, und die Damen möchten nur einen Augen-
blick warten, es ſei alles geimpft im Hauſe, und ſie
werde ſie ſogleich in Frau Torms Zimmer führen.
Das geſchah denn, und die unterhaltende Dame ließ
ſie nun allein.
Die beiden Martierinnen ſahen ſich ſorgfältig in
dem freundlichen und geräumigen Zimmer um. Jn
dem lebensgroßen Porträt an der Wand erkannte Se
ſogleich Jsmas Gatten, deſſen Bild ihr in allen Schrif-
ten über die Erde begegnet war. Mit beſonderem
Jntereſſe betrachtete La die Einrichtung im Einzelnen,
nur irrte ſie ſich, wenn ſie glaubte, etwa hier den
Typus des Wohnzimmers einer deutſchen Hausfrau
vor ſich zu haben. Denn wenn auch die Thätigkeit
der weiblichen Hand unverkennbar war, ſo enthielt
doch die Einrichtung nicht nur viele Züge des Studier-
zimmers eines Mannes, ſondern auch allerlei, was von
den landesüblichen Gewohnheiten abwich und an
den Einfluß des Mars erinnerte. Da waren zahl-
reiche Kleinigkeiten, die von Jsmas Planetenreiſe er-
zählten, eine Fluoreſcenzlampe über dem Schreibtiſch
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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/394>, abgerufen am 22.11.2024.
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