die ganze Stadt zusammenlaufen würde. O, Sie wissen nicht, wie man in Friedau über mich denkt."
"Das ist schade. Jch möchte so gern --" La zögerte einen Augenblick und fuhr dann fort: "Jch möchte, offen gestanden, gern einmal mit Grunthe sprechen. Wir hatten uns eigentlich vorgenommen, ihn zu besuchen, nicht wahr, Se?"
"Natürlich", sagte Se lächelnd. "Wir wollen ein- mal sehen, was er für Augen macht. Und vielleicht weiß er, wo Sal --"
Sie unterbrach sich auf einen Blick von La.
"Jch aber muß, wie Sie wissen", sagte Jsma, gegen sieben Uhr wieder in Berlin sein, ich habe noch eine Vorlesung heute Abend -- und jetzt -- es ist schon fünf Uhr vorüber."
"Nun, dann müssen wir Sie freilich nach Hause bringen. Oder noch einfacher, wir können ja beides vereinigen -- das Schiff führt Sie nach Berlin und holt uns dann wieder hier ab. Es ist so schön hier, und ich sitze sehr gern noch ein Stündchen im Freien."
Jsma überlegte. "Aber dann ist es doch besser", sagte sie, "Sie suchen einen geschützteren Ort auf, daß Sie eine Unterkunft finden können, falls das Gewitter heraufkommt. Hier wäre es auch für das Schiff nicht möglich, Sie während des Unwetters aufzunehmen, denn dann ist alles dicht in Wolken gehüllt. Wollen Sie denn überhaupt mit diesem auffallenden Schiff bei Grunthe ankommen?"
"Sie haben recht", sagte La, "er ist imstande und macht sich vor uns aus dem Staube, wenn wir ihn
Zweiundfünfzigſtes Kapitel.
die ganze Stadt zuſammenlaufen würde. O, Sie wiſſen nicht, wie man in Friedau über mich denkt.‟
„Das iſt ſchade. Jch möchte ſo gern —‟ La zögerte einen Augenblick und fuhr dann fort: „Jch möchte, offen geſtanden, gern einmal mit Grunthe ſprechen. Wir hatten uns eigentlich vorgenommen, ihn zu beſuchen, nicht wahr, Se?‟
„Natürlich‟, ſagte Se lächelnd. „Wir wollen ein- mal ſehen, was er für Augen macht. Und vielleicht weiß er, wo Sal —‟
Sie unterbrach ſich auf einen Blick von La.
„Jch aber muß, wie Sie wiſſen‟, ſagte Jsma, gegen ſieben Uhr wieder in Berlin ſein, ich habe noch eine Vorleſung heute Abend — und jetzt — es iſt ſchon fünf Uhr vorüber.‟
„Nun, dann müſſen wir Sie freilich nach Hauſe bringen. Oder noch einfacher, wir können ja beides vereinigen — das Schiff führt Sie nach Berlin und holt uns dann wieder hier ab. Es iſt ſo ſchön hier, und ich ſitze ſehr gern noch ein Stündchen im Freien.‟
Jsma überlegte. „Aber dann iſt es doch beſſer‟, ſagte ſie, „Sie ſuchen einen geſchützteren Ort auf, daß Sie eine Unterkunft finden können, falls das Gewitter heraufkommt. Hier wäre es auch für das Schiff nicht möglich, Sie während des Unwetters aufzunehmen, denn dann iſt alles dicht in Wolken gehüllt. Wollen Sie denn überhaupt mit dieſem auffallenden Schiff bei Grunthe ankommen?‟
„Sie haben recht‟, ſagte La, „er iſt imſtande und macht ſich vor uns aus dem Staube, wenn wir ihn
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[398/0406]
Zweiundfünfzigſtes Kapitel.
die ganze Stadt zuſammenlaufen würde. O, Sie
wiſſen nicht, wie man in Friedau über mich denkt.‟
„Das iſt ſchade. Jch möchte ſo gern —‟ La
zögerte einen Augenblick und fuhr dann fort: „Jch
möchte, offen geſtanden, gern einmal mit Grunthe
ſprechen. Wir hatten uns eigentlich vorgenommen,
ihn zu beſuchen, nicht wahr, Se?‟
„Natürlich‟, ſagte Se lächelnd. „Wir wollen ein-
mal ſehen, was er für Augen macht. Und vielleicht
weiß er, wo Sal —‟
Sie unterbrach ſich auf einen Blick von La.
„Jch aber muß, wie Sie wiſſen‟, ſagte Jsma,
gegen ſieben Uhr wieder in Berlin ſein, ich habe noch
eine Vorleſung heute Abend — und jetzt — es iſt
ſchon fünf Uhr vorüber.‟
„Nun, dann müſſen wir Sie freilich nach Hauſe
bringen. Oder noch einfacher, wir können ja beides
vereinigen — das Schiff führt Sie nach Berlin und
holt uns dann wieder hier ab. Es iſt ſo ſchön hier,
und ich ſitze ſehr gern noch ein Stündchen im Freien.‟
Jsma überlegte. „Aber dann iſt es doch beſſer‟,
ſagte ſie, „Sie ſuchen einen geſchützteren Ort auf, daß
Sie eine Unterkunft finden können, falls das Gewitter
heraufkommt. Hier wäre es auch für das Schiff nicht
möglich, Sie während des Unwetters aufzunehmen,
denn dann iſt alles dicht in Wolken gehüllt. Wollen
Sie denn überhaupt mit dieſem auffallenden Schiff
bei Grunthe ankommen?‟
„Sie haben recht‟, ſagte La, „er iſt imſtande und
macht ſich vor uns aus dem Staube, wenn wir ihn
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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/406>, abgerufen am 22.11.2024.
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