derbt ihr das Leben aus lauter Edelmut in der schönsten Selbstlüge."
"Jch verstehe nichts davon", sagte Grunthe wieder- holt, indem er aufstand. "Jch will nichts damit zu thun haben, das sind Sachen, die sich nicht berechnen lassen. Jch bitte nur, wahren Sie ein Geheimnis, das nicht das Jhrige ist, wie auch ich es thue."
"Das versteht sich von selbst", erwiderte Se. "Wir können nur von dem Gebrauch machen, was wir mit eignen Augen gesehen haben."
"Leben Sie wohl", sagte Grunthe. "Und möge Jhre Reise zum Ziele führen."
"Sie werden uns in jedem Falle nächste Nacht wieder hiersehen. Dürfen wir in Jhrem Garten über- nachten?" fragte La.
"Selbstverständlich. Jndessen -- ich kann mich nicht darum kümmern."
"Das beanspruchen wir nicht", sagte La lächelnd. "Wenn wir aber vielleicht Gäste mitbringen, die mit Jhnen sprechen möchten, wie können wir Sie von unsrer Ankunft benachrichtigen?"
"An der Thür, die vom Garten nach dem Hause führt, ist eine Klingel. Wir werden wahrscheinlich die nächste Nacht durch arbeiten, wenn es klar ist."
"Es wird klar werden", sagte La, indem sie jetzt Grunthe die Hand reichte.
Er nahm sie, er drückte sie sogar ein wenig. Dann ging er mit steifen Schritten aus der Thür.
La sah ihm nach.
"Jch fürchte", scherzte Se, "den hast Du
Vierundfünfzigſtes Kapitel.
derbt ihr das Leben aus lauter Edelmut in der ſchönſten Selbſtlüge.‟
„Jch verſtehe nichts davon‟, ſagte Grunthe wieder- holt, indem er aufſtand. „Jch will nichts damit zu thun haben, das ſind Sachen, die ſich nicht berechnen laſſen. Jch bitte nur, wahren Sie ein Geheimnis, das nicht das Jhrige iſt, wie auch ich es thue.‟
„Das verſteht ſich von ſelbſt‟, erwiderte Se. „Wir können nur von dem Gebrauch machen, was wir mit eignen Augen geſehen haben.‟
„Leben Sie wohl‟, ſagte Grunthe. „Und möge Jhre Reiſe zum Ziele führen.‟
„Sie werden uns in jedem Falle nächſte Nacht wieder hierſehen. Dürfen wir in Jhrem Garten über- nachten?‟ fragte La.
„Selbſtverſtändlich. Jndeſſen — ich kann mich nicht darum kümmern.‟
„Das beanſpruchen wir nicht‟, ſagte La lächelnd. „Wenn wir aber vielleicht Gäſte mitbringen, die mit Jhnen ſprechen möchten, wie können wir Sie von unſrer Ankunft benachrichtigen?‟
„An der Thür, die vom Garten nach dem Hauſe führt, iſt eine Klingel. Wir werden wahrſcheinlich die nächſte Nacht durch arbeiten, wenn es klar iſt.‟
„Es wird klar werden‟, ſagte La, indem ſie jetzt Grunthe die Hand reichte.
Er nahm ſie, er drückte ſie ſogar ein wenig. Dann ging er mit ſteifen Schritten aus der Thür.
La ſah ihm nach.
„Jch fürchte‟, ſcherzte Se, „den haſt Du
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0442"n="434"/><fwplace="top"type="header">Vierundfünfzigſtes Kapitel.</fw><lb/>
derbt ihr das Leben aus lauter Edelmut in der<lb/>ſchönſten Selbſtlüge.‟</p><lb/><p>„Jch verſtehe nichts davon‟, ſagte Grunthe wieder-<lb/>
holt, indem er aufſtand. „Jch will nichts damit zu<lb/>
thun haben, das ſind Sachen, die ſich nicht berechnen<lb/>
laſſen. Jch bitte nur, wahren Sie ein Geheimnis,<lb/>
das nicht das Jhrige iſt, wie auch ich es thue.‟</p><lb/><p>„Das verſteht ſich von ſelbſt‟, erwiderte Se. „Wir<lb/>
können nur von dem Gebrauch machen, was wir mit<lb/>
eignen Augen geſehen haben.‟</p><lb/><p>„Leben Sie wohl‟, ſagte Grunthe. „Und möge<lb/>
Jhre Reiſe zum Ziele führen.‟</p><lb/><p>„Sie werden uns in jedem Falle nächſte Nacht<lb/>
wieder hierſehen. Dürfen wir in Jhrem Garten über-<lb/>
nachten?‟ fragte La.</p><lb/><p>„Selbſtverſtändlich. Jndeſſen — ich kann mich<lb/>
nicht darum kümmern.‟</p><lb/><p>„Das beanſpruchen wir nicht‟, ſagte La lächelnd.<lb/>„Wenn wir aber vielleicht Gäſte mitbringen, die mit<lb/>
Jhnen ſprechen möchten, wie können wir Sie von<lb/>
unſrer Ankunft benachrichtigen?‟</p><lb/><p>„An der Thür, die vom Garten nach dem Hauſe<lb/>
führt, iſt eine Klingel. Wir werden wahrſcheinlich die<lb/>
nächſte Nacht durch arbeiten, wenn es klar iſt.‟</p><lb/><p>„Es wird klar werden‟, ſagte La, indem ſie jetzt<lb/>
Grunthe die Hand reichte.</p><lb/><p>Er nahm ſie, er drückte ſie ſogar ein wenig. Dann<lb/>
ging er mit ſteifen Schritten aus der Thür.</p><lb/><p>La ſah ihm nach.</p><lb/><p>„Jch fürchte‟, ſcherzte Se, „den haſt Du<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[434/0442]
Vierundfünfzigſtes Kapitel.
derbt ihr das Leben aus lauter Edelmut in der
ſchönſten Selbſtlüge.‟
„Jch verſtehe nichts davon‟, ſagte Grunthe wieder-
holt, indem er aufſtand. „Jch will nichts damit zu
thun haben, das ſind Sachen, die ſich nicht berechnen
laſſen. Jch bitte nur, wahren Sie ein Geheimnis,
das nicht das Jhrige iſt, wie auch ich es thue.‟
„Das verſteht ſich von ſelbſt‟, erwiderte Se. „Wir
können nur von dem Gebrauch machen, was wir mit
eignen Augen geſehen haben.‟
„Leben Sie wohl‟, ſagte Grunthe. „Und möge
Jhre Reiſe zum Ziele führen.‟
„Sie werden uns in jedem Falle nächſte Nacht
wieder hierſehen. Dürfen wir in Jhrem Garten über-
nachten?‟ fragte La.
„Selbſtverſtändlich. Jndeſſen — ich kann mich
nicht darum kümmern.‟
„Das beanſpruchen wir nicht‟, ſagte La lächelnd.
„Wenn wir aber vielleicht Gäſte mitbringen, die mit
Jhnen ſprechen möchten, wie können wir Sie von
unſrer Ankunft benachrichtigen?‟
„An der Thür, die vom Garten nach dem Hauſe
führt, iſt eine Klingel. Wir werden wahrſcheinlich die
nächſte Nacht durch arbeiten, wenn es klar iſt.‟
„Es wird klar werden‟, ſagte La, indem ſie jetzt
Grunthe die Hand reichte.
Er nahm ſie, er drückte ſie ſogar ein wenig. Dann
ging er mit ſteifen Schritten aus der Thür.
La ſah ihm nach.
„Jch fürchte‟, ſcherzte Se, „den haſt Du
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/442>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.