weder reiten oder getragen werden, war also auf die gangbaren Wege angewiesen. Die Hütten, welche in Betracht kamen, waren entweder Unterstandshütten für Touristen, oder es waren Sennhütten oder Zu- fluchtsorte für Hirten. Sie lagen stets an hervor- ragenden Punkten oder offen auf Wiesen und Almen, so daß sie von der Höhe aus leicht wahrgenommen werden konnten. Wollte Saltner für ein Luftschiff unentdeckbar bleiben, so konnte es nur dadurch ge- schehen, daß er sich in den Wald flüchtete, der die Abhänge der Bergrücken bedeckte.
Da am ersten Tage nach Palaoros Ankunft des dichten Nebels wegen auf den Bergen noch keine Ge- fahr der Entdeckung vorlag, brach Saltner mit dem Führer auf, um in den Wäldern eine passende Unter- kunft zu suchen. Die Hütten, die sich hier für Köhler und Holzschläger errichtet fanden, waren allerdings höchst primitiver Art. Es gelang ihnen aber, doch einen Bau aufzufinden, der sich durch einige Arbeit wenigstens für den Notfall bewohnbar machen ließ. Sie setzten diese ärmliche Wohnung, so gut es ging, in stand und kehrten abends nach der sogenannten Kleinen Hütte zurück. Jn der Nacht wäre es nicht möglich gewesen, Frau Saltner in das abgelegene Thal durch den Wald zu transportieren, da sie ge- tragen werden mußte. Sie beschlossen also, am Tage es zu wagen. Gefährlich für die Entdeckung war dies freilich, denn es mußte ein weites, baumloses Plateau, dann eine steile Schutthalde und ein Fels- abstieg passiert werden, ehe man in den Wald ge-
Jn höchſter Not.
weder reiten oder getragen werden, war alſo auf die gangbaren Wege angewieſen. Die Hütten, welche in Betracht kamen, waren entweder Unterſtandshütten für Touriſten, oder es waren Sennhütten oder Zu- fluchtsorte für Hirten. Sie lagen ſtets an hervor- ragenden Punkten oder offen auf Wieſen und Almen, ſo daß ſie von der Höhe aus leicht wahrgenommen werden konnten. Wollte Saltner für ein Luftſchiff unentdeckbar bleiben, ſo konnte es nur dadurch ge- ſchehen, daß er ſich in den Wald flüchtete, der die Abhänge der Bergrücken bedeckte.
Da am erſten Tage nach Palaoros Ankunft des dichten Nebels wegen auf den Bergen noch keine Ge- fahr der Entdeckung vorlag, brach Saltner mit dem Führer auf, um in den Wäldern eine paſſende Unter- kunft zu ſuchen. Die Hütten, die ſich hier für Köhler und Holzſchläger errichtet fanden, waren allerdings höchſt primitiver Art. Es gelang ihnen aber, doch einen Bau aufzufinden, der ſich durch einige Arbeit wenigſtens für den Notfall bewohnbar machen ließ. Sie ſetzten dieſe ärmliche Wohnung, ſo gut es ging, in ſtand und kehrten abends nach der ſogenannten Kleinen Hütte zurück. Jn der Nacht wäre es nicht möglich geweſen, Frau Saltner in das abgelegene Thal durch den Wald zu transportieren, da ſie ge- tragen werden mußte. Sie beſchloſſen alſo, am Tage es zu wagen. Gefährlich für die Entdeckung war dies freilich, denn es mußte ein weites, baumloſes Plateau, dann eine ſteile Schutthalde und ein Fels- abſtieg paſſiert werden, ehe man in den Wald ge-
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Jn höchſter Not.
weder reiten oder getragen werden, war alſo auf die
gangbaren Wege angewieſen. Die Hütten, welche in
Betracht kamen, waren entweder Unterſtandshütten
für Touriſten, oder es waren Sennhütten oder Zu-
fluchtsorte für Hirten. Sie lagen ſtets an hervor-
ragenden Punkten oder offen auf Wieſen und Almen,
ſo daß ſie von der Höhe aus leicht wahrgenommen
werden konnten. Wollte Saltner für ein Luftſchiff
unentdeckbar bleiben, ſo konnte es nur dadurch ge-
ſchehen, daß er ſich in den Wald flüchtete, der die
Abhänge der Bergrücken bedeckte.
Da am erſten Tage nach Palaoros Ankunft des
dichten Nebels wegen auf den Bergen noch keine Ge-
fahr der Entdeckung vorlag, brach Saltner mit dem
Führer auf, um in den Wäldern eine paſſende Unter-
kunft zu ſuchen. Die Hütten, die ſich hier für Köhler
und Holzſchläger errichtet fanden, waren allerdings
höchſt primitiver Art. Es gelang ihnen aber, doch
einen Bau aufzufinden, der ſich durch einige Arbeit
wenigſtens für den Notfall bewohnbar machen ließ.
Sie ſetzten dieſe ärmliche Wohnung, ſo gut es ging,
in ſtand und kehrten abends nach der ſogenannten
Kleinen Hütte zurück. Jn der Nacht wäre es nicht
möglich geweſen, Frau Saltner in das abgelegene
Thal durch den Wald zu transportieren, da ſie ge-
tragen werden mußte. Sie beſchloſſen alſo, am Tage
es zu wagen. Gefährlich für die Entdeckung war
dies freilich, denn es mußte ein weites, baumloſes
Plateau, dann eine ſteile Schutthalde und ein Fels-
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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/445>, abgerufen am 22.11.2024.
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