Laßwitz, Kurd: Seifenblasen. Hamburg, 1890.Musen und Weise. so genau; denn es sei jetzt sehr schwer, sich auf demLaufenden zu erhalten, und die Journale seien sehr teuer, ebenso wie die Bücher; sie könnten diese Schriften erst antiquarisch erwerben. "Nicht wahr," sagte eine der Musen zu Solon, "Gewiß, mein Fräulein, viel, viel mehr." "Und wenn es schon damals unter den wenigen "Oder auch nur einige von ihnen kennen lernen," "Das wäre reizend," bestätigte der Chorus. "Aber "Zu unserer Zeit," begann Thales, "fanden meine Muſen und Weiſe. ſo genau; denn es ſei jetzt ſehr ſchwer, ſich auf demLaufenden zu erhalten, und die Journale ſeien ſehr teuer, ebenſo wie die Bücher; ſie könnten dieſe Schriften erſt antiquariſch erwerben. „Nicht wahr,“ ſagte eine der Muſen zu Solon, „Gewiß, mein Fräulein, viel, viel mehr.“ „Und wenn es ſchon damals unter den wenigen „Oder auch nur einige von ihnen kennen lernen,“ „Das wäre reizend,“ beſtätigte der Chorus. „Aber „Zu unſerer Zeit,“ begann Thales, „fanden meine <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0133" n="127"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Muſen und Weiſe.</hi></fw><lb/> ſo genau; denn es ſei jetzt ſehr ſchwer, ſich auf dem<lb/> Laufenden zu erhalten, und die Journale ſeien ſehr<lb/> teuer, ebenſo wie die Bücher; ſie könnten dieſe Schriften<lb/> erſt antiquariſch erwerben.</p><lb/> <p>„Nicht wahr,“ ſagte eine der Muſen zu Solon,<lb/> „es giebt doch jetzt viel mehr Menſchen als damals zu<lb/> Jhren Lebzeiten?“</p><lb/> <p>„Gewiß, mein Fräulein, viel, viel mehr.“</p><lb/> <p>„Und wenn es ſchon damals unter den wenigen<lb/> Menſchen in Hellas zweiundzwanzig Weiſe gegeben hat,<lb/> wie viel Weiſe mag es erſt jetzt in ganz Europa geben?<lb/> Die möchte ich einmal zuſammen ſehen!“</p><lb/> <p>„Oder auch nur einige von ihnen kennen lernen,“<lb/> rief Erato.</p><lb/> <p>„Das wäre reizend,“ beſtätigte der Chorus. „Aber<lb/> wie finden wir ſie heraus, und wie bringen wir ſie<lb/> zuſammen?“</p><lb/> <p>„Zu unſerer Zeit,“ begann Thales, „fanden meine<lb/> Landsleute einmal in einem von ihnen angekauften<lb/> Fiſchfange einen goldenen Dreifuß, den, wie man ſagt,<lb/> einſt Helena ins Meer geworfen hat, damit er Anlaß<lb/> zum Streite ſpäterer Geſchlechter gebe. Und ſo kam’s<lb/> denn auch, daß wir mit den Bewohnern von Kos über<lb/> den Beſitz des Dreifußes in Streit gerieten, bis wir<lb/> uns einigten, den delphiſchen Apoll zu fragen, wem das<lb/> Kleinod gehören ſolle. „Dem Weiſeſten!“ antwortete<lb/> das Orakel. Da brachten die Mileſier mir den<lb/> Dreifuß, weil ſie mich für den Weiſeſten hielten; ſie<lb/> kannten wohl Solon nicht. Jch aber ſchickte den Drei-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [127/0133]
Muſen und Weiſe.
ſo genau; denn es ſei jetzt ſehr ſchwer, ſich auf dem
Laufenden zu erhalten, und die Journale ſeien ſehr
teuer, ebenſo wie die Bücher; ſie könnten dieſe Schriften
erſt antiquariſch erwerben.
„Nicht wahr,“ ſagte eine der Muſen zu Solon,
„es giebt doch jetzt viel mehr Menſchen als damals zu
Jhren Lebzeiten?“
„Gewiß, mein Fräulein, viel, viel mehr.“
„Und wenn es ſchon damals unter den wenigen
Menſchen in Hellas zweiundzwanzig Weiſe gegeben hat,
wie viel Weiſe mag es erſt jetzt in ganz Europa geben?
Die möchte ich einmal zuſammen ſehen!“
„Oder auch nur einige von ihnen kennen lernen,“
rief Erato.
„Das wäre reizend,“ beſtätigte der Chorus. „Aber
wie finden wir ſie heraus, und wie bringen wir ſie
zuſammen?“
„Zu unſerer Zeit,“ begann Thales, „fanden meine
Landsleute einmal in einem von ihnen angekauften
Fiſchfange einen goldenen Dreifuß, den, wie man ſagt,
einſt Helena ins Meer geworfen hat, damit er Anlaß
zum Streite ſpäterer Geſchlechter gebe. Und ſo kam’s
denn auch, daß wir mit den Bewohnern von Kos über
den Beſitz des Dreifußes in Streit gerieten, bis wir
uns einigten, den delphiſchen Apoll zu fragen, wem das
Kleinod gehören ſolle. „Dem Weiſeſten!“ antwortete
das Orakel. Da brachten die Mileſier mir den
Dreifuß, weil ſie mich für den Weiſeſten hielten; ſie
kannten wohl Solon nicht. Jch aber ſchickte den Drei-
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