Laßwitz, Kurd: Seifenblasen. Hamburg, 1890.Der Traumfabrikant. "Damit Jhr Euch nun nicht länger wundert, Kinder, "Was war das für ein schrecklicher Traum?" fragte "Zuerst," fuhr Siebler fort, "hatte ich ein "Freudvoll und leidvoll Gedankenvoll sein, Langen und bangen Der Traumfabrikant. „Damit Jhr Euch nun nicht länger wundert, Kinder, „Was war das für ein ſchrecklicher Traum?“ fragte „Zuerſt,“ fuhr Siebler fort, „hatte ich ein „Freudvoll und leidvoll Gedankenvoll ſein, Langen und bangen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0160" n="154"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Traumfabrikant.</hi> </fw><lb/> <p>„Damit Jhr Euch nun nicht länger wundert, Kinder,<lb/> wie ich dazu komme, meine geſtrige Rede für das Traum-<lb/> monopol heute ſo weit zu verleugnen, daß ich mich<lb/> dieſem Privatfabrikanten hier ausliefere, ſo will ich Euch<lb/> ſagen, daß ich beſchloſſen habe, mich überhaupt von der<lb/> Politik zurückzuziehen und kein Mandat mehr anzu-<lb/> nehmen, wenigſtens ſo lange nicht, als die Traumfrage<lb/> auf der Tagesordnung ſteht. Jhr ſeht mich höchſt ver-<lb/> wundert an und fragt, wie ich dazu komme, und ich<lb/> ſage Euch zur Antwort: durch einen niederträchtigen<lb/> Traum, den ich dieſe Nacht hatte. Nun, lieber Dormio,<lb/> Sie werden dafür ſorgen, daß mir Ähnliches nicht wieder<lb/> paſſiert; eben zu dieſem Zwecke bin ich Jhr Kunde<lb/> geworden.“</p><lb/> <p>„Was war das für ein ſchrecklicher Traum?“ fragte<lb/> Forbach eifrig, während Amalie im Bewußtſein ihrer<lb/> Schuld tief errötete.</p><lb/> <p>„Zuerſt,“ fuhr Siebler fort, „hatte ich ein<lb/> äußerſt angenehmes Gefühl, das ich kaum beſchreiben<lb/> kann, es war das Gefühl erreichter Sehnſucht, das<lb/> zwar mit dem Bedürfnis neuen Ringens und Kämpfens<lb/> wechſelte, aber doch immer die freudige Sicherheit<lb/> des Sieges beibehielt; ein Auf- und Nieder-<lb/> ſchwanken der Stimmung mit dem Vorwiegen der<lb/> Befriedigung; immer glaubte ich die Worte des Dichters<lb/> zu hören:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>„Freudvoll und leidvoll</l><lb/> <l>Gedankenvoll ſein,</l><lb/> <l>Langen und bangen</l><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [154/0160]
Der Traumfabrikant.
„Damit Jhr Euch nun nicht länger wundert, Kinder,
wie ich dazu komme, meine geſtrige Rede für das Traum-
monopol heute ſo weit zu verleugnen, daß ich mich
dieſem Privatfabrikanten hier ausliefere, ſo will ich Euch
ſagen, daß ich beſchloſſen habe, mich überhaupt von der
Politik zurückzuziehen und kein Mandat mehr anzu-
nehmen, wenigſtens ſo lange nicht, als die Traumfrage
auf der Tagesordnung ſteht. Jhr ſeht mich höchſt ver-
wundert an und fragt, wie ich dazu komme, und ich
ſage Euch zur Antwort: durch einen niederträchtigen
Traum, den ich dieſe Nacht hatte. Nun, lieber Dormio,
Sie werden dafür ſorgen, daß mir Ähnliches nicht wieder
paſſiert; eben zu dieſem Zwecke bin ich Jhr Kunde
geworden.“
„Was war das für ein ſchrecklicher Traum?“ fragte
Forbach eifrig, während Amalie im Bewußtſein ihrer
Schuld tief errötete.
„Zuerſt,“ fuhr Siebler fort, „hatte ich ein
äußerſt angenehmes Gefühl, das ich kaum beſchreiben
kann, es war das Gefühl erreichter Sehnſucht, das
zwar mit dem Bedürfnis neuen Ringens und Kämpfens
wechſelte, aber doch immer die freudige Sicherheit
des Sieges beibehielt; ein Auf- und Nieder-
ſchwanken der Stimmung mit dem Vorwiegen der
Befriedigung; immer glaubte ich die Worte des Dichters
zu hören:
„Freudvoll und leidvoll
Gedankenvoll ſein,
Langen und bangen
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