Laßwitz, Kurd: Seifenblasen. Hamburg, 1890.Psychotomie. bekannten litterarischen Fehde, in welche dieser mit demberühmten Philosophen Weißschon über die Anschaulich- keit des reinen Nichts geraten war. "Kann ein vernünftiger Mensch," so rief Oberwasser Selbstverständlich erwartete er ein ebenso entrüstetes "Allerdings ist das Nichts durchaus positiv, insofern Da stand Oberwasser indigniert auf und ging in Pſychotomie. bekannten litterariſchen Fehde, in welche dieſer mit demberühmten Philoſophen Weißſchon über die Anſchaulich- keit des reinen Nichts geraten war. „Kann ein vernünftiger Menſch,“ ſo rief Oberwaſſer Selbſtverſtändlich erwartete er ein ebenſo entrüſtetes „Allerdings iſt das Nichts durchaus poſitiv, inſofern Da ſtand Oberwaſſer indigniert auf und ging in <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0178" n="172"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Pſychotomie.</hi></fw><lb/> bekannten litterariſchen Fehde, in welche dieſer mit dem<lb/> berühmten Philoſophen Weißſchon über die Anſchaulich-<lb/> keit des reinen Nichts geraten war.</p><lb/> <p>„Kann ein vernünftiger Menſch,“ ſo rief Oberwaſſer<lb/> entrüſtet aus, „es für möglich halten, daß die pure<lb/> Aufhebung eines Begriffes als ſolche noch Merkmale der<lb/> Diſtinktion innerhalb der Grenzen der Senſibilität,<lb/> obſchon durch bloße Abſtraktion gegeben, vermittelſt der<lb/> Negation dieſer Abſtraktion zur repulſiven Konkretion<lb/> determiniert, ihrerſeits durch Nichtſetzung des Nichtſeins<lb/> erlangen könnte?“</p><lb/> <p>Selbſtverſtändlich erwartete er ein ebenſo entrüſtetes<lb/> „nein“ aus Schulzes Munde; aber zu aller Erſtaunen<lb/> ſagte dieſer:</p><lb/> <p>„Allerdings iſt das Nichts durchaus poſitiv, inſofern<lb/> ich es nämlich nicht verneinen kann. Was aber Jhre<lb/> Abhandlung betrifft, an die ich mit dem größten Ver-<lb/> gnügen denke, ſo kann ich nur ſagen, daß Sie ebenſo<lb/> Recht haben, wie Weißſchon, weil überhaupt alle Urteile<lb/> aller Menſchen unter allen Umſtänden bejahend ſind.“</p><lb/> <p>Da ſtand Oberwaſſer indigniert auf und ging in<lb/> der Überzeugung fort, daß Schulze zu viel getrunken<lb/> habe. Das war nun zwar nicht der Fall, aber es<lb/> kam noch, als auch die übrigen Kollegen ſich davonge-<lb/> macht hatten. So oft ihn nämlich der Kellner fragte,<lb/> ob er noch ein Glas befehle, war er nicht in der Lage,<lb/> nein zu ſagen; außerdem ſchmeckte es ihm vorzüglich.<lb/> Mit den Vorſchlägen der Speiſekarte ging es ihm ebenſo,<lb/> leider aber auch beim Bezahlen, da er auf jede Kon-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [172/0178]
Pſychotomie.
bekannten litterariſchen Fehde, in welche dieſer mit dem
berühmten Philoſophen Weißſchon über die Anſchaulich-
keit des reinen Nichts geraten war.
„Kann ein vernünftiger Menſch,“ ſo rief Oberwaſſer
entrüſtet aus, „es für möglich halten, daß die pure
Aufhebung eines Begriffes als ſolche noch Merkmale der
Diſtinktion innerhalb der Grenzen der Senſibilität,
obſchon durch bloße Abſtraktion gegeben, vermittelſt der
Negation dieſer Abſtraktion zur repulſiven Konkretion
determiniert, ihrerſeits durch Nichtſetzung des Nichtſeins
erlangen könnte?“
Selbſtverſtändlich erwartete er ein ebenſo entrüſtetes
„nein“ aus Schulzes Munde; aber zu aller Erſtaunen
ſagte dieſer:
„Allerdings iſt das Nichts durchaus poſitiv, inſofern
ich es nämlich nicht verneinen kann. Was aber Jhre
Abhandlung betrifft, an die ich mit dem größten Ver-
gnügen denke, ſo kann ich nur ſagen, daß Sie ebenſo
Recht haben, wie Weißſchon, weil überhaupt alle Urteile
aller Menſchen unter allen Umſtänden bejahend ſind.“
Da ſtand Oberwaſſer indigniert auf und ging in
der Überzeugung fort, daß Schulze zu viel getrunken
habe. Das war nun zwar nicht der Fall, aber es
kam noch, als auch die übrigen Kollegen ſich davonge-
macht hatten. So oft ihn nämlich der Kellner fragte,
ob er noch ein Glas befehle, war er nicht in der Lage,
nein zu ſagen; außerdem ſchmeckte es ihm vorzüglich.
Mit den Vorſchlägen der Speiſekarte ging es ihm ebenſo,
leider aber auch beim Bezahlen, da er auf jede Kon-
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