Laßwitz, Kurd: Seifenblasen. Hamburg, 1890.Psychotomie. betreffend Vernehmung in Sachen Beleidigung des Nacht-wächters Warmbier. Weiterhin ist hier ein dickbändiges Manuskript: "Herzensnacht und Strahlenmacht", Novelle von Linolinde v. Zwinkerwitz, und von derselben Hand ein ebenso starker Essay: "Über die Unsterblichkeit der Seele, Gedanken einer Lebendigen". Dazu ein Briefchen: Teurer Freund! Nicht wahr, Sie lesen noch heute? Ort und Stunde wie gestern, wo Jhr Urteil zitternd er- wartet L. v. Z." Schulze rang die Hände. "Endlich," sagte der Kater, "ist noch ein Briefchen "Mein lieber Herr Schulze," fuhr der Kater fort, Bei diesen Worten nahm der Kater mehr und mehr Auf der Schwelle lag sein Stubenhündchen, der treue Pſychotomie. betreffend Vernehmung in Sachen Beleidigung des Nacht-wächters Warmbier. Weiterhin iſt hier ein dickbändiges Manuſkript: „Herzensnacht und Strahlenmacht“, Novelle von Linolinde v. Zwinkerwitz, und von derſelben Hand ein ebenſo ſtarker Eſſay: „Über die Unſterblichkeit der Seele, Gedanken einer Lebendigen“. Dazu ein Briefchen: Teurer Freund! Nicht wahr, Sie leſen noch heute? Ort und Stunde wie geſtern, wo Jhr Urteil zitternd er- wartet L. v. Z.“ Schulze rang die Hände. „Endlich,“ ſagte der Kater, „iſt noch ein Briefchen „Mein lieber Herr Schulze,“ fuhr der Kater fort, Bei dieſen Worten nahm der Kater mehr und mehr Auf der Schwelle lag ſein Stubenhündchen, der treue <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0181" n="175"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Pſychotomie.</hi></fw><lb/> betreffend Vernehmung in Sachen Beleidigung des Nacht-<lb/> wächters Warmbier. Weiterhin iſt hier ein dickbändiges<lb/> Manuſkript: „Herzensnacht und Strahlenmacht“, Novelle<lb/> von Linolinde v. Zwinkerwitz, und von derſelben Hand<lb/> ein ebenſo ſtarker Eſſay: „Über die Unſterblichkeit der<lb/> Seele, Gedanken einer Lebendigen“. Dazu ein Briefchen:<lb/> Teurer Freund! Nicht wahr, Sie leſen noch heute? Ort<lb/> und Stunde wie geſtern, wo Jhr Urteil zitternd er-<lb/> wartet L. v. Z.“</p><lb/> <p>Schulze rang die Hände.</p><lb/> <p>„Endlich,“ ſagte der Kater, „iſt noch ein Briefchen<lb/> hier von derſelben Hand. Es lautet: „Geliebter! Jch<lb/> habe Mama alles geſtanden. Sie erwartet Dich heute<lb/> mittags. Jch ſchwelge im Glück! Ewig die Deine —<lb/> Linolinde.“</p><lb/> <p>„Mein lieber Herr Schulze,“ fuhr der Kater fort,<lb/> „wenn Sie ein andermal die Zufriedenheit mitnehmen,<lb/> dann laſſen Sie jedenfalls die Negation nicht zu Hauſe.<lb/> Jch habe die Ehre, Jhnen dieſelbe wieder zu überreichen.“</p><lb/> <p>Bei dieſen Worten nahm der Kater mehr und mehr<lb/> die Züge des Pſychotomen an — auf einmal fühlte<lb/> Schulze einen lebhaften Druck an ſeinem Kopfe und<lb/> verlor zugleich die Kategorie und den Kater aus dem<lb/> Geſichte. Schnell ſprang er auf, fuhr in die Kleider,<lb/> kühlte ſein Haupt und trat in ſein Studierzimmer.</p><lb/> <p>Auf der Schwelle lag ſein Stubenhündchen, der treue<lb/> Nonſens; aus ſeinem Maule hing noch eines der Würſt-<lb/> chen mit den Raumproben. Das gute Tier hatte ſie<lb/> für genießbar gehalten, da waren ihm die Koordinaten<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [175/0181]
Pſychotomie.
betreffend Vernehmung in Sachen Beleidigung des Nacht-
wächters Warmbier. Weiterhin iſt hier ein dickbändiges
Manuſkript: „Herzensnacht und Strahlenmacht“, Novelle
von Linolinde v. Zwinkerwitz, und von derſelben Hand
ein ebenſo ſtarker Eſſay: „Über die Unſterblichkeit der
Seele, Gedanken einer Lebendigen“. Dazu ein Briefchen:
Teurer Freund! Nicht wahr, Sie leſen noch heute? Ort
und Stunde wie geſtern, wo Jhr Urteil zitternd er-
wartet L. v. Z.“
Schulze rang die Hände.
„Endlich,“ ſagte der Kater, „iſt noch ein Briefchen
hier von derſelben Hand. Es lautet: „Geliebter! Jch
habe Mama alles geſtanden. Sie erwartet Dich heute
mittags. Jch ſchwelge im Glück! Ewig die Deine —
Linolinde.“
„Mein lieber Herr Schulze,“ fuhr der Kater fort,
„wenn Sie ein andermal die Zufriedenheit mitnehmen,
dann laſſen Sie jedenfalls die Negation nicht zu Hauſe.
Jch habe die Ehre, Jhnen dieſelbe wieder zu überreichen.“
Bei dieſen Worten nahm der Kater mehr und mehr
die Züge des Pſychotomen an — auf einmal fühlte
Schulze einen lebhaften Druck an ſeinem Kopfe und
verlor zugleich die Kategorie und den Kater aus dem
Geſichte. Schnell ſprang er auf, fuhr in die Kleider,
kühlte ſein Haupt und trat in ſein Studierzimmer.
Auf der Schwelle lag ſein Stubenhündchen, der treue
Nonſens; aus ſeinem Maule hing noch eines der Würſt-
chen mit den Raumproben. Das gute Tier hatte ſie
für genießbar gehalten, da waren ihm die Koordinaten
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