Laßwitz, Kurd: Seifenblasen. Hamburg, 1890.Mirax. etwas bieten! Die Zeitung verlöre sämtliche Abon-nenten. Nur nichts Philosophisches! Das Publikum mag davon nichts wissen. Nur nichts, was ernste Auf- merksamkeit erfordert! Höchstens noch ein paar Ge- spenstergeschichten, wie sie Mirax erzählt; aber mit ein paar Skataufgaben wäre mir besser gedient." Da der Erdgeist sah, daß er auch hier nicht zu Ein Geheimer Medizinalrat hörte ihn aufmerksam "Das Selbstbewußtsein beruht vermutlich auf der Mirax. etwas bieten! Die Zeitung verlöre ſämtliche Abon-nenten. Nur nichts Philoſophiſches! Das Publikum mag davon nichts wiſſen. Nur nichts, was ernſte Auf- merkſamkeit erfordert! Höchſtens noch ein paar Ge- ſpenſtergeſchichten, wie ſie Mirax erzählt; aber mit ein paar Skataufgaben wäre mir beſſer gedient.“ Da der Erdgeiſt ſah, daß er auch hier nicht zu Ein Geheimer Medizinalrat hörte ihn aufmerkſam „Das Selbſtbewußtſein beruht vermutlich auf der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0200" n="194"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Mirax.</hi></fw><lb/> etwas bieten! Die Zeitung verlöre ſämtliche Abon-<lb/> nenten. Nur nichts Philoſophiſches! Das Publikum<lb/> mag davon nichts wiſſen. Nur nichts, was ernſte Auf-<lb/> merkſamkeit erfordert! Höchſtens noch ein paar Ge-<lb/> ſpenſtergeſchichten, wie ſie Mirax erzählt; aber mit ein<lb/> paar Skataufgaben wäre mir beſſer gedient.“</p><lb/> <p>Da der Erdgeiſt ſah, daß er auch hier nicht zu<lb/> ſeinem Ziele kommen würde, ſo verabſchiedete er ſich und<lb/> beſchloß ſich nunmehr an die Herren Geheimräte zu wen-<lb/> den. Aber wie viele er auch fragte, über das Selbſt-<lb/> bewußtſein konnte er keine Auskunft erlangen.</p><lb/> <p>Ein Geheimer Medizinalrat hörte ihn aufmerkſam<lb/> an, befühlte ſeinen Kopf, ſah ihm in die Augen<lb/> und ließ ſich die Zunge herausſtrecken. Dann<lb/> ſagte er:</p><lb/> <p>„Das Selbſtbewußtſein beruht vermutlich auf der<lb/> Thätigkeit der Großhirnrinde. Es ſcheint, daß Sie<lb/> kein normal entwickeltes Großhirn beſitzen. Wenn es<lb/> Jhnen gelänge, durch ſorgfältige Kopfmaſſage die Hirn-<lb/> thätigkeit zu ſtärken, ſo wäre es möglich, daß Jhre<lb/> geiſtige Organiſation ſich vervollkommnete. Auf jeden<lb/> Fall ſind Sie von meinen Kollegen falſch behandelt<lb/> worden; ſie verſtehen ſämtlich nichts. Jm Übrigen<lb/> rate ich Jhnen zu dem von mir empfohlenen Kraftlegu-<lb/> minoſen-Extrakt. Mit den philoſophiſchen Begriffen aber<lb/> quälen Sie ſich nicht weiter ab; das iſt alles dummes Zeug.<lb/> Was uns nicht in den Organen wächſt, das kann uns<lb/> auch nichts helfen. Die Konſultation koſtet fünfzig Mark,<lb/> die mein Diener in Empfang nimmt. Adieu!“</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [194/0200]
Mirax.
etwas bieten! Die Zeitung verlöre ſämtliche Abon-
nenten. Nur nichts Philoſophiſches! Das Publikum
mag davon nichts wiſſen. Nur nichts, was ernſte Auf-
merkſamkeit erfordert! Höchſtens noch ein paar Ge-
ſpenſtergeſchichten, wie ſie Mirax erzählt; aber mit ein
paar Skataufgaben wäre mir beſſer gedient.“
Da der Erdgeiſt ſah, daß er auch hier nicht zu
ſeinem Ziele kommen würde, ſo verabſchiedete er ſich und
beſchloß ſich nunmehr an die Herren Geheimräte zu wen-
den. Aber wie viele er auch fragte, über das Selbſt-
bewußtſein konnte er keine Auskunft erlangen.
Ein Geheimer Medizinalrat hörte ihn aufmerkſam
an, befühlte ſeinen Kopf, ſah ihm in die Augen
und ließ ſich die Zunge herausſtrecken. Dann
ſagte er:
„Das Selbſtbewußtſein beruht vermutlich auf der
Thätigkeit der Großhirnrinde. Es ſcheint, daß Sie
kein normal entwickeltes Großhirn beſitzen. Wenn es
Jhnen gelänge, durch ſorgfältige Kopfmaſſage die Hirn-
thätigkeit zu ſtärken, ſo wäre es möglich, daß Jhre
geiſtige Organiſation ſich vervollkommnete. Auf jeden
Fall ſind Sie von meinen Kollegen falſch behandelt
worden; ſie verſtehen ſämtlich nichts. Jm Übrigen
rate ich Jhnen zu dem von mir empfohlenen Kraftlegu-
minoſen-Extrakt. Mit den philoſophiſchen Begriffen aber
quälen Sie ſich nicht weiter ab; das iſt alles dummes Zeug.
Was uns nicht in den Organen wächſt, das kann uns
auch nichts helfen. Die Konſultation koſtet fünfzig Mark,
die mein Diener in Empfang nimmt. Adieu!“
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