Laßwitz, Kurd: Seifenblasen. Hamburg, 1890.Mirax. jetzt in all seinem Liebreiz zu ihm herab und umschlangihn mit seinen Strahlenarmen. Er fühlte, wie seine Elementargewalt ihm verloren ging, und wußte nicht, ob das am Selbstbewußtsein läge oder vielleicht daran, daß er verheiratet war. Und er wollte noch klarer blicken, durch die leuchtenden Banden und Fesseln des Nordrots hindurch, bis ans Ende der Welt. Dort im Grunde der Dinge sah er ein Riesenweib sitzen, das fing Sonnen mit ihren Händen und warf sie in den Raum, daß sie sprühend verzischten. Das ist gewiß das Objekt, dachte er, ich will Da sprach das Weib: "Was willst Du, Erdgeist? Er aber warf sich ihr zu Füßen und rief: "Sei Da zuckte es gewaltig um ihn rechts und links, "Was fällt Dir ein, vorwitziger Erdgeist? Mir hast Mirax. jetzt in all ſeinem Liebreiz zu ihm herab und umſchlangihn mit ſeinen Strahlenarmen. Er fühlte, wie ſeine Elementargewalt ihm verloren ging, und wußte nicht, ob das am Selbſtbewußtſein läge oder vielleicht daran, daß er verheiratet war. Und er wollte noch klarer blicken, durch die leuchtenden Banden und Feſſeln des Nordrots hindurch, bis ans Ende der Welt. Dort im Grunde der Dinge ſah er ein Rieſenweib ſitzen, das fing Sonnen mit ihren Händen und warf ſie in den Raum, daß ſie ſprühend verziſchten. Das iſt gewiß das Objekt, dachte er, ich will Da ſprach das Weib: „Was willſt Du, Erdgeiſt? Er aber warf ſich ihr zu Füßen und rief: „Sei Da zuckte es gewaltig um ihn rechts und links, „Was fällt Dir ein, vorwitziger Erdgeiſt? Mir haſt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0210" n="204"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Mirax.</hi></fw><lb/> jetzt in all ſeinem Liebreiz zu ihm herab und umſchlang<lb/> ihn mit ſeinen Strahlenarmen. Er fühlte, wie ſeine<lb/> Elementargewalt ihm verloren ging, und wußte nicht,<lb/> ob das am Selbſtbewußtſein läge oder vielleicht daran,<lb/> daß er verheiratet war. Und er wollte noch klarer<lb/> blicken, durch die leuchtenden Banden und Feſſeln des<lb/> Nordrots hindurch, bis ans Ende der Welt. Dort im<lb/> Grunde der Dinge ſah er ein Rieſenweib ſitzen, das<lb/> fing Sonnen mit ihren Händen und warf ſie in den<lb/> Raum, daß ſie ſprühend verziſchten.</p><lb/> <p>Das iſt gewiß das Objekt, dachte er, ich will<lb/> mich ihm gegenüberſetzen.</p><lb/> <p>Da ſprach das Weib: „Was willſt Du, Erdgeiſt?<lb/> Jch bin die <hi rendition="#g">Endlichkeit;</hi> und wer mich ſchaut, dem<lb/> ſpringt das <hi rendition="#g">Weltleid</hi> aus dem Haupte. Hebe Dich<lb/> fort von mir!“</p><lb/> <p>Er aber warf ſich ihr zu Füßen und rief: „Sei<lb/> mein Objekt, laß mich Dein Subjekt ſein.“</p><lb/> <p>Da zuckte es gewaltig um ihn rechts und links,<lb/> daß ſein Kopf in loderndem Feuer ſtand: ſtarke<lb/> elektriſche Schläge durchſchütterten ihn, und das Nord-<lb/> licht rief:</p><lb/> <p>„Was fällt Dir ein, vorwitziger Erdgeiſt? Mir haſt<lb/> Du Liebe geſchworen und willſt Dich hier zu dieſem<lb/> Objekt als Subjekt ſetzen? Jch bin Dein Objekt, und<lb/> Du, armſeliges Subjekt, gehörſt zu mir. Jetzt haſt Du<lb/> Selbſtbewußtſein, biſt verantwortlich für Dein Jch und<lb/> gebunden an Dein Du! Je höher im Geiſterreiche man<lb/> ſteigt, um ſo enger ſind die Feſſeln, die uns binden;<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [204/0210]
Mirax.
jetzt in all ſeinem Liebreiz zu ihm herab und umſchlang
ihn mit ſeinen Strahlenarmen. Er fühlte, wie ſeine
Elementargewalt ihm verloren ging, und wußte nicht,
ob das am Selbſtbewußtſein läge oder vielleicht daran,
daß er verheiratet war. Und er wollte noch klarer
blicken, durch die leuchtenden Banden und Feſſeln des
Nordrots hindurch, bis ans Ende der Welt. Dort im
Grunde der Dinge ſah er ein Rieſenweib ſitzen, das
fing Sonnen mit ihren Händen und warf ſie in den
Raum, daß ſie ſprühend verziſchten.
Das iſt gewiß das Objekt, dachte er, ich will
mich ihm gegenüberſetzen.
Da ſprach das Weib: „Was willſt Du, Erdgeiſt?
Jch bin die Endlichkeit; und wer mich ſchaut, dem
ſpringt das Weltleid aus dem Haupte. Hebe Dich
fort von mir!“
Er aber warf ſich ihr zu Füßen und rief: „Sei
mein Objekt, laß mich Dein Subjekt ſein.“
Da zuckte es gewaltig um ihn rechts und links,
daß ſein Kopf in loderndem Feuer ſtand: ſtarke
elektriſche Schläge durchſchütterten ihn, und das Nord-
licht rief:
„Was fällt Dir ein, vorwitziger Erdgeiſt? Mir haſt
Du Liebe geſchworen und willſt Dich hier zu dieſem
Objekt als Subjekt ſetzen? Jch bin Dein Objekt, und
Du, armſeliges Subjekt, gehörſt zu mir. Jetzt haſt Du
Selbſtbewußtſein, biſt verantwortlich für Dein Jch und
gebunden an Dein Du! Je höher im Geiſterreiche man
ſteigt, um ſo enger ſind die Feſſeln, die uns binden;
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