Laßwitz, Kurd: Seifenblasen. Hamburg, 1890.Tröpfchen. Du senkst, o Genius, Den schaffenden Blick in die eigene Brust, Du hebst ihn aufs neue -- Und siegreich durchs All Leuchtet ein Wort, -- Weit über den sausenden Sternen Und über der Zeit zerstörendem Abgrund Schuf es dein Wille im Menschenherzen: Pflicht, du erhabener, großer Name! Andächtig und ernst in der Freiheit Würde Hör' ich die Stimme des eigenen Busens: "Du sollst!" -- -- Doch Stürme toben ums stolze Haupt, Jn wilden Wogen brausen und schwellen Die zwingenden Mächte ums schwache Bollwerk Des hoffenden Herzens. Wir zagen und schwanken, Der inneren Stimme heilig Gebot Gestürzt zu schauen im Wirken des Tages. Und wiederum hebst du, Genius der Menschheit, Die leuchtenden Augen. Unendlicher Liebreiz umspielt das Antlitz. Die tobenden Stürme, die wilden Wogen Stürzen melodisch zusammen zum Reigen. Die kühlen Sterne, in ihrem Kreislauf Wärmer erglühend, erzählen von ferner, Seliger Zukunft holdem Gedeihen. Freundliche Engel schweben im lichten, Purpurnen Äther; Das erhabene Wort des erfüllten Gesetzes Jm reinen Herzen Gießen sie Frieden ins schwanke Gemüt. Tröpfchen. Du ſenkſt, o Genius, Den ſchaffenden Blick in die eigene Bruſt, Du hebſt ihn aufs neue — Und ſiegreich durchs All Leuchtet ein Wort, — Weit über den ſauſenden Sternen Und über der Zeit zerſtörendem Abgrund Schuf es dein Wille im Menſchenherzen: Pflicht, du erhabener, großer Name! Andächtig und ernſt in der Freiheit Würde Hör’ ich die Stimme des eigenen Buſens: „Du ſollſt!“ — — Doch Stürme toben ums ſtolze Haupt, Jn wilden Wogen brauſen und ſchwellen Die zwingenden Mächte ums ſchwache Bollwerk Des hoffenden Herzens. Wir zagen und ſchwanken, Der inneren Stimme heilig Gebot Geſtürzt zu ſchauen im Wirken des Tages. Und wiederum hebſt du, Genius der Menſchheit, Die leuchtenden Augen. Unendlicher Liebreiz umſpielt das Antlitz. Die tobenden Stürme, die wilden Wogen Stürzen melodiſch zuſammen zum Reigen. Die kühlen Sterne, in ihrem Kreislauf Wärmer erglühend, erzählen von ferner, Seliger Zukunft holdem Gedeihen. Freundliche Engel ſchweben im lichten, Purpurnen Äther; Das erhabene Wort des erfüllten Geſetzes Jm reinen Herzen Gießen ſie Frieden ins ſchwanke Gemüt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0226" n="220"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Tröpfchen.</hi> </fw><lb/> <lg n="7"> <l>Du ſenkſt, o Genius,</l><lb/> <l>Den ſchaffenden Blick in die eigene Bruſt,</l><lb/> <l>Du hebſt ihn aufs neue —</l><lb/> <l>Und ſiegreich durchs All</l><lb/> <l>Leuchtet ein Wort, —</l><lb/> <l>Weit über den ſauſenden Sternen</l><lb/> <l>Und über der Zeit zerſtörendem Abgrund</l><lb/> <l>Schuf es dein Wille im Menſchenherzen:</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Pflicht,</hi> du erhabener, großer Name!</l><lb/> <l>Andächtig und ernſt in der Freiheit Würde</l><lb/> <l>Hör’ ich die Stimme des eigenen Buſens:</l><lb/> <l>„Du ſollſt!“ — —</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Doch Stürme toben ums ſtolze Haupt,</l><lb/> <l>Jn wilden Wogen brauſen und ſchwellen</l><lb/> <l>Die zwingenden Mächte ums ſchwache Bollwerk</l><lb/> <l>Des hoffenden Herzens.</l><lb/> <l>Wir zagen und ſchwanken,</l><lb/> <l>Der inneren Stimme heilig Gebot</l><lb/> <l>Geſtürzt zu ſchauen im Wirken des Tages.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Und wiederum hebſt du,</l><lb/> <l>Genius der Menſchheit,</l><lb/> <l>Die leuchtenden Augen.</l><lb/> <l>Unendlicher Liebreiz umſpielt das Antlitz.</l><lb/> <l>Die tobenden Stürme, die wilden Wogen</l><lb/> <l>Stürzen melodiſch zuſammen zum Reigen.</l><lb/> <l>Die kühlen Sterne, in ihrem Kreislauf</l><lb/> <l>Wärmer erglühend, erzählen von ferner,</l><lb/> <l>Seliger Zukunft holdem Gedeihen.</l><lb/> <l>Freundliche Engel ſchweben im lichten,</l><lb/> <l>Purpurnen Äther;</l><lb/> <l>Das erhabene Wort des erfüllten Geſetzes</l><lb/> <l>Jm reinen Herzen</l><lb/> <l>Gießen ſie Frieden ins ſchwanke Gemüt.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [220/0226]
Tröpfchen.
Du ſenkſt, o Genius,
Den ſchaffenden Blick in die eigene Bruſt,
Du hebſt ihn aufs neue —
Und ſiegreich durchs All
Leuchtet ein Wort, —
Weit über den ſauſenden Sternen
Und über der Zeit zerſtörendem Abgrund
Schuf es dein Wille im Menſchenherzen:
Pflicht, du erhabener, großer Name!
Andächtig und ernſt in der Freiheit Würde
Hör’ ich die Stimme des eigenen Buſens:
„Du ſollſt!“ — —
Doch Stürme toben ums ſtolze Haupt,
Jn wilden Wogen brauſen und ſchwellen
Die zwingenden Mächte ums ſchwache Bollwerk
Des hoffenden Herzens.
Wir zagen und ſchwanken,
Der inneren Stimme heilig Gebot
Geſtürzt zu ſchauen im Wirken des Tages.
Und wiederum hebſt du,
Genius der Menſchheit,
Die leuchtenden Augen.
Unendlicher Liebreiz umſpielt das Antlitz.
Die tobenden Stürme, die wilden Wogen
Stürzen melodiſch zuſammen zum Reigen.
Die kühlen Sterne, in ihrem Kreislauf
Wärmer erglühend, erzählen von ferner,
Seliger Zukunft holdem Gedeihen.
Freundliche Engel ſchweben im lichten,
Purpurnen Äther;
Das erhabene Wort des erfüllten Geſetzes
Jm reinen Herzen
Gießen ſie Frieden ins ſchwanke Gemüt.
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