Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846.Die Bernsteinhexe. seit Jahren über harten Groll des Amtshauptmanns, überVorenthaltung eines Salars, welches ihm der Herzog sel- ber zugeschrieben, und welches ihm ohne Fug und Grund bisher von Pudagla aus verweigert worden. Die Ange- klagte ferner, desselben Pfarrers Tochter, erhob ihre Stimme kurz vor Eurem Eintritt, Herr Consul, um An- erbietungen zu veröffentlichen, welche ihr Herr Wittich gemacht. Wittich. Schweig', Rüdiger! Rüdiger. Nicht gegen meinen leiblichen Vater würde ich schwei- gen, stünde er schief oder doch zweifelerregend dem Rechte gegenüber. Wie Herr Wittich mich jetzt unterbricht, so unterbrach er vorhin die Mittheilungen der Jungfer, es sind also Dinge zwischen ihm und der Angeklagten zu ver- schweigen, und somit ist er nicht der Mann, um die Ver- antwortung auf sich zu nehmen, daß die Vorfrage über- gangen, und daß ein tugendhaftes und liebenswürdiges Mädchen blos auf seine Veranlassung hin den rohen Knechten des Gerichts und dem öffentlichen Skandale des Landes überliefert werde. Nimmermehr ist dies zu Recht. Und Eure Schuldigkeit, Herr Consul, ist's, als Mann des Gesetzes diesen Verstoß gegen das Gesetz auf der Stelle zu beseitigen! (Pause.) Die Bernſteinhexe. ſeit Jahren uͤber harten Groll des Amtshauptmanns, uͤberVorenthaltung eines Salars, welches ihm der Herzog ſel- ber zugeſchrieben, und welches ihm ohne Fug und Grund bisher von Pudagla aus verweigert worden. Die Ange- klagte ferner, deſſelben Pfarrers Tochter, erhob ihre Stimme kurz vor Eurem Eintritt, Herr Conſul, um An- erbietungen zu veroͤffentlichen, welche ihr Herr Wittich gemacht. Wittich. Schweig’, Ruͤdiger! Rüdiger. Nicht gegen meinen leiblichen Vater wuͤrde ich ſchwei- gen, ſtuͤnde er ſchief oder doch zweifelerregend dem Rechte gegenuͤber. Wie Herr Wittich mich jetzt unterbricht, ſo unterbrach er vorhin die Mittheilungen der Jungfer, es ſind alſo Dinge zwiſchen ihm und der Angeklagten zu ver- ſchweigen, und ſomit iſt er nicht der Mann, um die Ver- antwortung auf ſich zu nehmen, daß die Vorfrage uͤber- gangen, und daß ein tugendhaftes und liebenswuͤrdiges Maͤdchen blos auf ſeine Veranlaſſung hin den rohen Knechten des Gerichts und dem oͤffentlichen Skandale des Landes uͤberliefert werde. Nimmermehr iſt dies zu Recht. Und Eure Schuldigkeit, Herr Conſul, iſt’s, als Mann des Geſetzes dieſen Verſtoß gegen das Geſetz auf der Stelle zu beſeitigen! (Pauſe.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#RUED"> <p><pb facs="#f0123" n="117"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Die Bernſteinhexe</hi>.</fw><lb/> ſeit Jahren uͤber harten Groll des Amtshauptmanns, uͤber<lb/> Vorenthaltung eines Salars, welches ihm der Herzog ſel-<lb/> ber zugeſchrieben, und welches ihm ohne Fug und Grund<lb/> bisher von Pudagla aus verweigert worden. Die Ange-<lb/> klagte ferner, deſſelben Pfarrers Tochter, erhob ihre<lb/> Stimme kurz vor Eurem Eintritt, Herr Conſul, um An-<lb/> erbietungen zu veroͤffentlichen, welche ihr Herr Wittich<lb/> gemacht.</p> </sp><lb/> <sp who="#WIT"> <speaker> <hi rendition="#b">Wittich.</hi> </speaker><lb/> <p>Schweig’, Ruͤdiger!</p> </sp><lb/> <sp who="#RUED"> <speaker> <hi rendition="#b">Rüdiger.</hi> </speaker><lb/> <p>Nicht gegen meinen leiblichen Vater wuͤrde ich ſchwei-<lb/> gen, ſtuͤnde er ſchief oder doch zweifelerregend dem Rechte<lb/> gegenuͤber. Wie Herr Wittich mich jetzt unterbricht, ſo<lb/> unterbrach er vorhin die Mittheilungen der Jungfer, es<lb/> ſind alſo Dinge zwiſchen ihm und der Angeklagten zu ver-<lb/> ſchweigen, und ſomit iſt er nicht der Mann, um die Ver-<lb/> antwortung auf ſich zu nehmen, daß die Vorfrage uͤber-<lb/> gangen, und daß ein tugendhaftes und liebenswuͤrdiges<lb/> Maͤdchen blos auf ſeine Veranlaſſung hin den rohen<lb/> Knechten des Gerichts und dem oͤffentlichen Skandale des<lb/> Landes uͤberliefert werde. Nimmermehr iſt dies zu Recht.<lb/> Und Eure Schuldigkeit, Herr Conſul, iſt’s, als Mann des<lb/> Geſetzes dieſen Verſtoß gegen das Geſetz auf der Stelle zu<lb/> beſeitigen!</p> </sp><lb/> <stage>(Pauſe.)</stage><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [117/0123]
Die Bernſteinhexe.
ſeit Jahren uͤber harten Groll des Amtshauptmanns, uͤber
Vorenthaltung eines Salars, welches ihm der Herzog ſel-
ber zugeſchrieben, und welches ihm ohne Fug und Grund
bisher von Pudagla aus verweigert worden. Die Ange-
klagte ferner, deſſelben Pfarrers Tochter, erhob ihre
Stimme kurz vor Eurem Eintritt, Herr Conſul, um An-
erbietungen zu veroͤffentlichen, welche ihr Herr Wittich
gemacht.
Wittich.
Schweig’, Ruͤdiger!
Rüdiger.
Nicht gegen meinen leiblichen Vater wuͤrde ich ſchwei-
gen, ſtuͤnde er ſchief oder doch zweifelerregend dem Rechte
gegenuͤber. Wie Herr Wittich mich jetzt unterbricht, ſo
unterbrach er vorhin die Mittheilungen der Jungfer, es
ſind alſo Dinge zwiſchen ihm und der Angeklagten zu ver-
ſchweigen, und ſomit iſt er nicht der Mann, um die Ver-
antwortung auf ſich zu nehmen, daß die Vorfrage uͤber-
gangen, und daß ein tugendhaftes und liebenswuͤrdiges
Maͤdchen blos auf ſeine Veranlaſſung hin den rohen
Knechten des Gerichts und dem oͤffentlichen Skandale des
Landes uͤberliefert werde. Nimmermehr iſt dies zu Recht.
Und Eure Schuldigkeit, Herr Conſul, iſt’s, als Mann des
Geſetzes dieſen Verſtoß gegen das Geſetz auf der Stelle zu
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