Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Bernsteinhexe.
zu können glaubt. So handle denn ohne allen Zwang.
Sieh', Du bist in meiner Hand, ich kann Dich zwingen,
meinen Rathschlägen zu folgen. Alle Ausgänge sind mit
bewaffneten Wächtern besetzt, Du könntest nicht von hin-
nen, wenn ich nicht selbst den Weg Dir bahnen wollte.
Aber das will ich.
(Er steht auf.) Jch achte Deine Selbst-
ständigkeit, auch wenn ich sehe, daß sie Dich in's Verder-
ben führt. Komm, ich will Dich hinaus geleiten, und
thue dann, was Du nicht lassen kannst! Komm!
Rüdiger.
O mein Vater! Und Alles, was Jhr sagtet, ist Eure
feste Ueberzeugung?
Wittich.
Meine feste Ueberzeugung.
Rüdiger.
Und Marie ist verloren --?
Wittich.
Sie ist verloren für sich und für Dich, wenn Du han-
delst. Sie ist gerettet, vielleicht auch für Dich gerettet,
wenn Du unthätig und abgeschlossen vier und zwanzig
Stunden verharrest.
Rüdiger.
So will ich Euch folgen! (Er eilt in das Zimmer links.)
Wittich (ihm nachgehend).
Zu Deinem Glück! (leise) Und zu meinem. (Er ver-
schwindet in derselben Thür und man hört eine Thür schließen.)
10*
Die Bernſteinhexe.
zu koͤnnen glaubt. So handle denn ohne allen Zwang.
Sieh’, Du biſt in meiner Hand, ich kann Dich zwingen,
meinen Rathſchlaͤgen zu folgen. Alle Ausgaͤnge ſind mit
bewaffneten Waͤchtern beſetzt, Du koͤnnteſt nicht von hin-
nen, wenn ich nicht ſelbſt den Weg Dir bahnen wollte.
Aber das will ich.
(Er ſteht auf.) Jch achte Deine Selbſt-
ſtaͤndigkeit, auch wenn ich ſehe, daß ſie Dich in’s Verder-
ben fuͤhrt. Komm, ich will Dich hinaus geleiten, und
thue dann, was Du nicht laſſen kannſt! Komm!
Rüdiger.
O mein Vater! Und Alles, was Jhr ſagtet, iſt Eure
feſte Ueberzeugung?
Wittich.
Meine feſte Ueberzeugung.
Rüdiger.
Und Marie iſt verloren —?
Wittich.
Sie iſt verloren fuͤr ſich und fuͤr Dich, wenn Du han-
delſt. Sie iſt gerettet, vielleicht auch fuͤr Dich gerettet,
wenn Du unthaͤtig und abgeſchloſſen vier und zwanzig
Stunden verharreſt.
Rüdiger.
So will ich Euch folgen! (Er eilt in das Zimmer links.)
Wittich (ihm nachgehend).
Zu Deinem Gluͤck! (leiſe) Und zu meinem. (Er ver-
ſchwindet in derſelben Thuͤr und man hoͤrt eine Thuͤr ſchließen.)
10*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <sp who="#WIT">
              <p><pb facs="#f0153" n="147"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Die Bern&#x017F;teinhexe</hi>.</fw><lb/>
zu ko&#x0364;nnen glaubt. So handle denn ohne allen Zwang.<lb/>
Sieh&#x2019;, Du bi&#x017F;t in meiner Hand, ich kann Dich zwingen,<lb/>
meinen Rath&#x017F;chla&#x0364;gen zu folgen. Alle Ausga&#x0364;nge &#x017F;ind mit<lb/>
bewaffneten Wa&#x0364;chtern be&#x017F;etzt, Du ko&#x0364;nnte&#x017F;t nicht von hin-<lb/>
nen, wenn ich nicht &#x017F;elb&#x017F;t den Weg Dir bahnen wollte.<lb/>
Aber das will ich.</p>
              <stage>(Er &#x017F;teht auf.)</stage>
              <p>Jch achte Deine Selb&#x017F;t-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit, auch wenn ich &#x017F;ehe, daß &#x017F;ie Dich in&#x2019;s Verder-<lb/>
ben fu&#x0364;hrt. Komm, ich will Dich hinaus geleiten, und<lb/>
thue dann, was Du nicht la&#x017F;&#x017F;en kann&#x017F;t! Komm!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#RUED">
              <speaker> <hi rendition="#b">Rüdiger.</hi> </speaker><lb/>
              <p>O mein Vater! Und Alles, was Jhr &#x017F;agtet, i&#x017F;t Eure<lb/>
fe&#x017F;te Ueberzeugung?</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#WIT">
              <speaker> <hi rendition="#b">Wittich.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Meine fe&#x017F;te Ueberzeugung.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#RUED">
              <speaker> <hi rendition="#b">Rüdiger.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Und Marie i&#x017F;t verloren &#x2014;?</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#WIT">
              <speaker> <hi rendition="#b">Wittich.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Sie i&#x017F;t verloren fu&#x0364;r &#x017F;ich und fu&#x0364;r Dich, wenn Du han-<lb/>
del&#x017F;t. Sie i&#x017F;t gerettet, vielleicht auch fu&#x0364;r Dich gerettet,<lb/>
wenn Du untha&#x0364;tig und abge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en vier und zwanzig<lb/>
Stunden verharre&#x017F;t.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#RUED">
              <speaker> <hi rendition="#b">Rüdiger.</hi> </speaker><lb/>
              <p>So will ich Euch folgen!</p>
              <stage>(Er eilt in das Zimmer links.)</stage>
            </sp><lb/>
            <sp who="#WIT">
              <speaker> <hi rendition="#b">Wittich</hi> </speaker>
              <stage>(ihm nachgehend).</stage><lb/>
              <p>Zu Deinem Glu&#x0364;ck!</p>
              <stage>(lei&#x017F;e)</stage>
              <p>Und zu meinem.</p>
              <stage>(Er ver-<lb/>
&#x017F;chwindet in der&#x017F;elben Thu&#x0364;r und man ho&#x0364;rt eine Thu&#x0364;r &#x017F;chließen.)</stage>
            </sp><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">10*</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[147/0153] Die Bernſteinhexe. zu koͤnnen glaubt. So handle denn ohne allen Zwang. Sieh’, Du biſt in meiner Hand, ich kann Dich zwingen, meinen Rathſchlaͤgen zu folgen. Alle Ausgaͤnge ſind mit bewaffneten Waͤchtern beſetzt, Du koͤnnteſt nicht von hin- nen, wenn ich nicht ſelbſt den Weg Dir bahnen wollte. Aber das will ich. (Er ſteht auf.) Jch achte Deine Selbſt- ſtaͤndigkeit, auch wenn ich ſehe, daß ſie Dich in’s Verder- ben fuͤhrt. Komm, ich will Dich hinaus geleiten, und thue dann, was Du nicht laſſen kannſt! Komm! Rüdiger. O mein Vater! Und Alles, was Jhr ſagtet, iſt Eure feſte Ueberzeugung? Wittich. Meine feſte Ueberzeugung. Rüdiger. Und Marie iſt verloren —? Wittich. Sie iſt verloren fuͤr ſich und fuͤr Dich, wenn Du han- delſt. Sie iſt gerettet, vielleicht auch fuͤr Dich gerettet, wenn Du unthaͤtig und abgeſchloſſen vier und zwanzig Stunden verharreſt. Rüdiger. So will ich Euch folgen! (Er eilt in das Zimmer links.) Wittich (ihm nachgehend). Zu Deinem Gluͤck! (leiſe) Und zu meinem. (Er ver- ſchwindet in derſelben Thuͤr und man hoͤrt eine Thuͤr ſchließen.) 10*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846/153
Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846/153>, abgerufen am 24.11.2024.