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Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846.

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Die Bernsteinhexe.
Schweidler.
Es muß gesagt werden, denn Niemand anders als sie
hat Deine guten Werke in neuerer Zeit immer zu Schan-
den gemacht durch teuflische Hexensprüche, die sie hinein
gemischt!
Liese.
Ei seht doch den gutmüthigen Herrn Pfarrer? Und
meine eigne Kuh, die unter der schlechten Zauberei der
jungen Hexe zu Grund gegangen, die hab' ich mir wohl
auch selber zu Nichte gemacht? Nicht wahr? Jch arme
Person, die ich kaum das tägliche Brod habe! Wie
reimt sich denn das, Herr Pfarr' und Herr Richter?
Schweidler.
O, es giebt vornehme Leute, die mehr ersetzen als
eine todte Kuh, wenn damit ein Unschuldiger zu Schan-
den gemacht werden kann!
Birkhahn.
Mit Verlaub, ich hab' in vergangener Woche drüben
am Erlenbusche im Schatten gelegen und hab's mit ange-
sehn und angehört, wie der Herr Amtshauptmann der
Kolken-Liese fünf Rosenobel einhändigte, und wie er --
Wittich.
Will er sein Maul halten --
Consul.
Schweig' Er, bis Er gefragt wird!
Die Bernſteinhexe.
Schweidler.
Es muß geſagt werden, denn Niemand anders als ſie
hat Deine guten Werke in neuerer Zeit immer zu Schan-
den gemacht durch teufliſche Hexenſpruͤche, die ſie hinein
gemiſcht!
Lieſe.
Ei ſeht doch den gutmuͤthigen Herrn Pfarrer? Und
meine eigne Kuh, die unter der ſchlechten Zauberei der
jungen Hexe zu Grund gegangen, die hab’ ich mir wohl
auch ſelber zu Nichte gemacht? Nicht wahr? Jch arme
Perſon, die ich kaum das taͤgliche Brod habe! Wie
reimt ſich denn das, Herr Pfarr’ und Herr Richter?
Schweidler.
O, es giebt vornehme Leute, die mehr erſetzen als
eine todte Kuh, wenn damit ein Unſchuldiger zu Schan-
den gemacht werden kann!
Birkhahn.
Mit Verlaub, ich hab’ in vergangener Woche druͤben
am Erlenbuſche im Schatten gelegen und hab’s mit ange-
ſehn und angehoͤrt, wie der Herr Amtshauptmann der
Kolken-Lieſe fuͤnf Roſenobel einhaͤndigte, und wie er —
Wittich.
Will er ſein Maul halten —
Conſul.
Schweig’ Er, bis Er gefragt wird!
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[164/0170] Die Bernſteinhexe. Schweidler. Es muß geſagt werden, denn Niemand anders als ſie hat Deine guten Werke in neuerer Zeit immer zu Schan- den gemacht durch teufliſche Hexenſpruͤche, die ſie hinein gemiſcht! Lieſe. Ei ſeht doch den gutmuͤthigen Herrn Pfarrer? Und meine eigne Kuh, die unter der ſchlechten Zauberei der jungen Hexe zu Grund gegangen, die hab’ ich mir wohl auch ſelber zu Nichte gemacht? Nicht wahr? Jch arme Perſon, die ich kaum das taͤgliche Brod habe! Wie reimt ſich denn das, Herr Pfarr’ und Herr Richter? Schweidler. O, es giebt vornehme Leute, die mehr erſetzen als eine todte Kuh, wenn damit ein Unſchuldiger zu Schan- den gemacht werden kann! Birkhahn. Mit Verlaub, ich hab’ in vergangener Woche druͤben am Erlenbuſche im Schatten gelegen und hab’s mit ange- ſehn und angehoͤrt, wie der Herr Amtshauptmann der Kolken-Lieſe fuͤnf Roſenobel einhaͤndigte, und wie er — Wittich. Will er ſein Maul halten — Conſul. Schweig’ Er, bis Er gefragt wird!

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846/170>, abgerufen am 24.11.2024.