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Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846.

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Die Bernsteinhexe.
Marie.
Lene Witthahn ist nur zwei Jahr älter als ich, wir
sind in Liebe und Freundschaft mit einander aufgewachsen,
und als ihre schwere Stunde kam, bat sie mich, ihr die
Hand auf die Stirn zu legen, weil sie davon Linderung
hoffte. Das hab' ich gethan, und das war Alles, Herr!
Consul.
Und der Teufelsspuk?
Marie.
Jst mir unbekannt. Das Kind der armen Lene war
todt, und die etwas heftige Wehmutter schrie unbesonnen,
der Teufel habe dem armen Kindlein den Lebensathem
zum Fenster hinaus entführt.
Liese.
Nun, Herr Richter, stimmt das nicht?
Consul.
Das klingt sehr verdächtig!
Marie.
Herr Consul, ich hab' Euch gesagt, daß ich die Lene
herzlich lieb habe, und mein Vater und Jedermann wird
Euch sagen können, daß wir ihr stets nach unsern Kräf-
ten hülfreich gewesen sind in ihrer kleinen verarmten
Wirthschaft. Thut man das, um Jemand so erschrecklich
Leid zu bereiten, wie da von mir ausgesagt wird?
Consul.
Das ist und bleibt sehr verdächtig. Denn dabei kommt
Die Bernſteinhexe.
Marie.
Lene Witthahn iſt nur zwei Jahr aͤlter als ich, wir
ſind in Liebe und Freundſchaft mit einander aufgewachſen,
und als ihre ſchwere Stunde kam, bat ſie mich, ihr die
Hand auf die Stirn zu legen, weil ſie davon Linderung
hoffte. Das hab’ ich gethan, und das war Alles, Herr!
Conſul.
Und der Teufelsſpuk?
Marie.
Jſt mir unbekannt. Das Kind der armen Lene war
todt, und die etwas heftige Wehmutter ſchrie unbeſonnen,
der Teufel habe dem armen Kindlein den Lebensathem
zum Fenſter hinaus entfuͤhrt.
Lieſe.
Nun, Herr Richter, ſtimmt das nicht?
Conſul.
Das klingt ſehr verdaͤchtig!
Marie.
Herr Conſul, ich hab’ Euch geſagt, daß ich die Lene
herzlich lieb habe, und mein Vater und Jedermann wird
Euch ſagen koͤnnen, daß wir ihr ſtets nach unſern Kraͤf-
ten huͤlfreich geweſen ſind in ihrer kleinen verarmten
Wirthſchaft. Thut man das, um Jemand ſo erſchrecklich
Leid zu bereiten, wie da von mir ausgeſagt wird?
Conſul.
Das iſt und bleibt ſehr verdaͤchtig. Denn dabei kommt
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[166/0172] Die Bernſteinhexe. Marie. Lene Witthahn iſt nur zwei Jahr aͤlter als ich, wir ſind in Liebe und Freundſchaft mit einander aufgewachſen, und als ihre ſchwere Stunde kam, bat ſie mich, ihr die Hand auf die Stirn zu legen, weil ſie davon Linderung hoffte. Das hab’ ich gethan, und das war Alles, Herr! Conſul. Und der Teufelsſpuk? Marie. Jſt mir unbekannt. Das Kind der armen Lene war todt, und die etwas heftige Wehmutter ſchrie unbeſonnen, der Teufel habe dem armen Kindlein den Lebensathem zum Fenſter hinaus entfuͤhrt. Lieſe. Nun, Herr Richter, ſtimmt das nicht? Conſul. Das klingt ſehr verdaͤchtig! Marie. Herr Conſul, ich hab’ Euch geſagt, daß ich die Lene herzlich lieb habe, und mein Vater und Jedermann wird Euch ſagen koͤnnen, daß wir ihr ſtets nach unſern Kraͤf- ten huͤlfreich geweſen ſind in ihrer kleinen verarmten Wirthſchaft. Thut man das, um Jemand ſo erſchrecklich Leid zu bereiten, wie da von mir ausgeſagt wird? Conſul. Das iſt und bleibt ſehr verdaͤchtig. Denn dabei kommt

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846/172>, abgerufen am 21.11.2024.