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Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846.

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Die Bernsteinhexe.
Du werdest mir Deine Geheimnisse anvertrauen, dann be-
kenne, was Du magst, und ich rette Dich sicherlich diesem
Alt-Weiber-Gericht zum Trotz!
Marie
(fortwährend in Gedanken, sieht ihn endlich an und sagt)
Wer hätte das von Rüdiger erwartet!
Wittich (wirft sie zurück).
So nehmt sie hin die kindische Hexe!
(Sie wird von Allen umringt, und so hinaus gebracht in den
Vorsaal, dessen Thüren offen bleiben, daß man von den Vorbe-
reitungen der Procedur nichts sehen kann, weil der Consul an
der Thür stehen bleibt und sie durch den Richter und die bewaff-
neten Wächter gedeckt wird. Jlse steht weinend an der Thür,
Liese, ihr Gesicht verhüllend, am Fenster. Schweidler lehnt
sich an die Culisse, der Schreiber bleibt sitzen, um zu proto-
colliren. Wittich steht im Vordergrunde. Kurze Pause.)
Consul.
Fertig, Büttel?
Wulf.
Fertig!
Consul.
Bekennst Du, Hexe? -- (Hereinwärts) Sie schüttelt das
Haupt --
(tritt herein, nimmt die Sanduhr vom Tische und
geht zu Wittich)
Nehmt die Sanduhr, Herr Amtshaupt-
mann und achtet auf die gesetzliche Zeit!
(Als er sie ihm
reicht, läßt sie dieser fallen.)
Die Bernſteinhexe.
Du werdeſt mir Deine Geheimniſſe anvertrauen, dann be-
kenne, was Du magſt, und ich rette Dich ſicherlich dieſem
Alt-Weiber-Gericht zum Trotz!
Marie
(fortwaͤhrend in Gedanken, ſieht ihn endlich an und ſagt)
Wer haͤtte das von Ruͤdiger erwartet!
Wittich (wirft ſie zuruͤck).
So nehmt ſie hin die kindiſche Hexe!
(Sie wird von Allen umringt, und ſo hinaus gebracht in den
Vorſaal, deſſen Thuͤren offen bleiben, daß man von den Vorbe-
reitungen der Procedur nichts ſehen kann, weil der Conſul an
der Thuͤr ſtehen bleibt und ſie durch den Richter und die bewaff-
neten Waͤchter gedeckt wird. Jlſe ſteht weinend an der Thuͤr,
Lieſe, ihr Geſicht verhuͤllend, am Fenſter. Schweidler lehnt
ſich an die Culiſſe, der Schreiber bleibt ſitzen, um zu proto-
colliren. Wittich ſteht im Vordergrunde. Kurze Pauſe.)
Conſul.
Fertig, Buͤttel?
Wulf.
Fertig!
Conſul.
Bekennſt Du, Hexe? — (Hereinwaͤrts) Sie ſchuͤttelt das
Haupt —
(tritt herein, nimmt die Sanduhr vom Tiſche und
geht zu Wittich)
Nehmt die Sanduhr, Herr Amtshaupt-
mann und achtet auf die geſetzliche Zeit!
(Als er ſie ihm
reicht, laͤßt ſie dieſer fallen.)
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[197/0203] Die Bernſteinhexe. Du werdeſt mir Deine Geheimniſſe anvertrauen, dann be- kenne, was Du magſt, und ich rette Dich ſicherlich dieſem Alt-Weiber-Gericht zum Trotz! Marie (fortwaͤhrend in Gedanken, ſieht ihn endlich an und ſagt) Wer haͤtte das von Ruͤdiger erwartet! Wittich (wirft ſie zuruͤck). So nehmt ſie hin die kindiſche Hexe! (Sie wird von Allen umringt, und ſo hinaus gebracht in den Vorſaal, deſſen Thuͤren offen bleiben, daß man von den Vorbe- reitungen der Procedur nichts ſehen kann, weil der Conſul an der Thuͤr ſtehen bleibt und ſie durch den Richter und die bewaff- neten Waͤchter gedeckt wird. Jlſe ſteht weinend an der Thuͤr, Lieſe, ihr Geſicht verhuͤllend, am Fenſter. Schweidler lehnt ſich an die Culiſſe, der Schreiber bleibt ſitzen, um zu proto- colliren. Wittich ſteht im Vordergrunde. Kurze Pauſe.) Conſul. Fertig, Buͤttel? Wulf. Fertig! Conſul. Bekennſt Du, Hexe? — (Hereinwaͤrts) Sie ſchuͤttelt das Haupt — (tritt herein, nimmt die Sanduhr vom Tiſche und geht zu Wittich) Nehmt die Sanduhr, Herr Amtshaupt- mann und achtet auf die geſetzliche Zeit! (Als er ſie ihm reicht, laͤßt ſie dieſer fallen.)

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846/203>, abgerufen am 21.11.2024.