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Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846.

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Die Bernsteinhexe.
lichen Jungfrauen unter den Heiden! Sie gaben ihr Le-
ben dahin, um Leib und Ehre unbefleckt zu bewahren!
Hab ich nicht schon meinem schwachen Körper zu viel ge-
opfert, daß ich die Marter nicht ertragen, und ein fal-
sches, den Bösen wohlgefälliges Bekenntniß ausgestoßen
habe? Vater! Soll ich von Gott weichen, um ein ver-
worfenes Leben zu fristen?!
Schweidler (ihr zu Füßen stürzend).
Hör' auf, hör' auf, mein Kind! Die Todesfurcht
hat mich verblendet! Du bist stärker denn ich; Gott segne
Dich und vergebe mir!
Marie (ihn aufhebend).
O Vater, Jhr habt mich versucht -- ach wie gerne
lebt' ich, könnt' es in Ehren sein!
Wittich.
Hinaus, Wulf! (Wulf durch die Mittelthür.)
Marie.
Da ist er! -- Wittich! Erweicht Euer Herz. Es
muß ja doch innerlich einen guten Kern haben, da es einen
Sohn auferzogen und eine Neigung für mich gefaßt hat,
welche von so schrecklicher Ausdauer ist!
Wittich.
Gefährliches Weib! Gieb Dich! Oeffne mir Deines
Herzens Schrein! verbinde Dich mit mir; wir lachen
dann der mittelmäßigen Menschen!
Die Bernſteinhexe.
lichen Jungfrauen unter den Heiden! Sie gaben ihr Le-
ben dahin, um Leib und Ehre unbefleckt zu bewahren!
Hab ich nicht ſchon meinem ſchwachen Koͤrper zu viel ge-
opfert, daß ich die Marter nicht ertragen, und ein fal-
ſches, den Boͤſen wohlgefaͤlliges Bekenntniß ausgeſtoßen
habe? Vater! Soll ich von Gott weichen, um ein ver-
worfenes Leben zu friſten?!
Schweidler (ihr zu Fuͤßen ſtuͤrzend).
Hoͤr’ auf, hoͤr’ auf, mein Kind! Die Todesfurcht
hat mich verblendet! Du biſt ſtaͤrker denn ich; Gott ſegne
Dich und vergebe mir!
Marie (ihn aufhebend).
O Vater, Jhr habt mich verſucht — ach wie gerne
lebt’ ich, koͤnnt’ es in Ehren ſein!
Wittich.
Hinaus, Wulf! (Wulf durch die Mittelthuͤr.)
Marie.
Da iſt er! — Wittich! Erweicht Euer Herz. Es
muß ja doch innerlich einen guten Kern haben, da es einen
Sohn auferzogen und eine Neigung fuͤr mich gefaßt hat,
welche von ſo ſchrecklicher Ausdauer iſt!
Wittich.
Gefaͤhrliches Weib! Gieb Dich! Oeffne mir Deines
Herzens Schrein! verbinde Dich mit mir; wir lachen
dann der mittelmaͤßigen Menſchen!
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[222/0228] Die Bernſteinhexe. lichen Jungfrauen unter den Heiden! Sie gaben ihr Le- ben dahin, um Leib und Ehre unbefleckt zu bewahren! Hab ich nicht ſchon meinem ſchwachen Koͤrper zu viel ge- opfert, daß ich die Marter nicht ertragen, und ein fal- ſches, den Boͤſen wohlgefaͤlliges Bekenntniß ausgeſtoßen habe? Vater! Soll ich von Gott weichen, um ein ver- worfenes Leben zu friſten?! Schweidler (ihr zu Fuͤßen ſtuͤrzend). Hoͤr’ auf, hoͤr’ auf, mein Kind! Die Todesfurcht hat mich verblendet! Du biſt ſtaͤrker denn ich; Gott ſegne Dich und vergebe mir! Marie (ihn aufhebend). O Vater, Jhr habt mich verſucht — ach wie gerne lebt’ ich, koͤnnt’ es in Ehren ſein! Wittich. Hinaus, Wulf! (Wulf durch die Mittelthuͤr.) Marie. Da iſt er! — Wittich! Erweicht Euer Herz. Es muß ja doch innerlich einen guten Kern haben, da es einen Sohn auferzogen und eine Neigung fuͤr mich gefaßt hat, welche von ſo ſchrecklicher Ausdauer iſt! Wittich. Gefaͤhrliches Weib! Gieb Dich! Oeffne mir Deines Herzens Schrein! verbinde Dich mit mir; wir lachen dann der mittelmaͤßigen Menſchen!

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846/228>, abgerufen am 24.11.2024.