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Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846.

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Die Bernsteinhexe.
Euch ein, die Summe sei Euch günstig, weil ich nicht
lärme. Jhr rechnet falsch. Jch bin nicht mehr Anfänger
genug, Jüngferlein, um die bescheidnen kleinen Entschädi-
gungen, die Du mir zugedacht, genießen zu können!
Vielleicht wär' es noch Zeit, aus meiner gefährlichen Le-
bensbahn in Eure unschuldige hinüber zu springen, viel-
leicht, wenn ein Herz wie das Deine mir stürmisch ent-
gegenschlüge! Eines Mädchens Liebe ist, wie wir sehen,
unverwüstlich und schafft immer neu. Sie ist mir aber
nicht beschieden, und so werde kein Wort mehr darum ver-
loren. So bleib' ich aber auch unerschütterlich in meiner
Bahn. Denn ich fühle es wohl, ich geriethe in's Schwan-
ken der alten Weiber, wenn ich halb hierhin neigen wollte
nach diesen Empfindsamkeiten, halb dorthin nach der Stur-
messaat, unter welche ich mein Leben gepflanzt habe. Jch
will der Wittich bleiben ganz und gar. Der Satan hat
mich betrogen mit Dir: Reiz und geheimes Wunder wollt'
ich aus Dir erpressen, und ein verliebtes, thöricht-from-
mes Jüngferlein hab' ich entdeckt, sonst nichts. Ein furcht-
bar Gerüst von Lug und Trug aber hab' ich zu dem Ende
erbaut, und dies könnte mich zerschmettern, wenn es nicht
benutzt wird als Dein Schaffot -- so werde es denn
Schaffot, wie der Teufel es gewollt hat. Als eine Spie-
gelfechterei begann das Spiel, Satan hat's zum unver-
meidlichen Ernste gedreht, und er muß Recht behalten,
damit ich mein Erdenleben ungestört behalte.

Dies ist der Ausgang, Mädchen, nun berathe Dich
Laube, dram. Werke. III. 15
Die Bernſteinhexe.
Euch ein, die Summe ſei Euch guͤnſtig, weil ich nicht
laͤrme. Jhr rechnet falſch. Jch bin nicht mehr Anfaͤnger
genug, Juͤngferlein, um die beſcheidnen kleinen Entſchaͤdi-
gungen, die Du mir zugedacht, genießen zu koͤnnen!
Vielleicht waͤr’ es noch Zeit, aus meiner gefaͤhrlichen Le-
bensbahn in Eure unſchuldige hinuͤber zu ſpringen, viel-
leicht, wenn ein Herz wie das Deine mir ſtuͤrmiſch ent-
gegenſchluͤge! Eines Maͤdchens Liebe iſt, wie wir ſehen,
unverwuͤſtlich und ſchafft immer neu. Sie iſt mir aber
nicht beſchieden, und ſo werde kein Wort mehr darum ver-
loren. So bleib’ ich aber auch unerſchuͤtterlich in meiner
Bahn. Denn ich fuͤhle es wohl, ich geriethe in’s Schwan-
ken der alten Weiber, wenn ich halb hierhin neigen wollte
nach dieſen Empfindſamkeiten, halb dorthin nach der Stur-
mesſaat, unter welche ich mein Leben gepflanzt habe. Jch
will der Wittich bleiben ganz und gar. Der Satan hat
mich betrogen mit Dir: Reiz und geheimes Wunder wollt’
ich aus Dir erpreſſen, und ein verliebtes, thoͤricht-from-
mes Juͤngferlein hab’ ich entdeckt, ſonſt nichts. Ein furcht-
bar Geruͤſt von Lug und Trug aber hab’ ich zu dem Ende
erbaut, und dies koͤnnte mich zerſchmettern, wenn es nicht
benutzt wird als Dein Schaffot — ſo werde es denn
Schaffot, wie der Teufel es gewollt hat. Als eine Spie-
gelfechterei begann das Spiel, Satan hat’s zum unver-
meidlichen Ernſte gedreht, und er muß Recht behalten,
damit ich mein Erdenleben ungeſtoͤrt behalte.

Dies iſt der Ausgang, Maͤdchen, nun berathe Dich
Laube, dram. Werke. III. 15
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[225/0231] Die Bernſteinhexe. Euch ein, die Summe ſei Euch guͤnſtig, weil ich nicht laͤrme. Jhr rechnet falſch. Jch bin nicht mehr Anfaͤnger genug, Juͤngferlein, um die beſcheidnen kleinen Entſchaͤdi- gungen, die Du mir zugedacht, genießen zu koͤnnen! Vielleicht waͤr’ es noch Zeit, aus meiner gefaͤhrlichen Le- bensbahn in Eure unſchuldige hinuͤber zu ſpringen, viel- leicht, wenn ein Herz wie das Deine mir ſtuͤrmiſch ent- gegenſchluͤge! Eines Maͤdchens Liebe iſt, wie wir ſehen, unverwuͤſtlich und ſchafft immer neu. Sie iſt mir aber nicht beſchieden, und ſo werde kein Wort mehr darum ver- loren. So bleib’ ich aber auch unerſchuͤtterlich in meiner Bahn. Denn ich fuͤhle es wohl, ich geriethe in’s Schwan- ken der alten Weiber, wenn ich halb hierhin neigen wollte nach dieſen Empfindſamkeiten, halb dorthin nach der Stur- mesſaat, unter welche ich mein Leben gepflanzt habe. Jch will der Wittich bleiben ganz und gar. Der Satan hat mich betrogen mit Dir: Reiz und geheimes Wunder wollt’ ich aus Dir erpreſſen, und ein verliebtes, thoͤricht-from- mes Juͤngferlein hab’ ich entdeckt, ſonſt nichts. Ein furcht- bar Geruͤſt von Lug und Trug aber hab’ ich zu dem Ende erbaut, und dies koͤnnte mich zerſchmettern, wenn es nicht benutzt wird als Dein Schaffot — ſo werde es denn Schaffot, wie der Teufel es gewollt hat. Als eine Spie- gelfechterei begann das Spiel, Satan hat’s zum unver- meidlichen Ernſte gedreht, und er muß Recht behalten, damit ich mein Erdenleben ungeſtoͤrt behalte. Dies iſt der Ausgang, Maͤdchen, nun berathe Dich Laube, dram. Werke. III. 15

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846/231>, abgerufen am 21.11.2024.