Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846.Einleitung. habe. Geister wolle er mir indessen citiren so viel ichhaben wollte, und wenn ich das wünschte, so werde er zum Abende des bevorstehenden Pfingstsonnabends auf's Waldschlößchen hinaufkommen, welches ich mutterseelen allein bewohnte und welches sehr geeignet sei zu solchem Werke. Von den Wiesen und aus den hohen Fichtenbe- ständen würden die Nebel prächtig aufsteigen und sich zu Gestalten mit langen Schleppen formiren, und durch die Fenster und Ritzen hineinschlüpfen in mein Zimmer zwi- schen elf und zwölf Uhr in der Nacht. -- Nicht zwischen zwölf und eins? -- Nein, zwischen elf und zwölf ist die Geisterstunde! -- Kurz, es wurde abgemacht zwischen uns. Er wollte vorher einmal hinkommen, und ein Paar Bücher bringen. Dabei fragte er mich, ob ich ihm ein gewisses Buch verschaffen könnte -- er nannte den Titel -- in diesem solle die Formel des dritten Grades stehen. Jch versprach, mich umzuthun und wir schieden. Er kam richtig und brachte ein Paar alte Scharteken Der Pfingstsonnabend rückte näher, und ich gestehe Einleitung. habe. Geiſter wolle er mir indeſſen citiren ſo viel ichhaben wollte, und wenn ich das wuͤnſchte, ſo werde er zum Abende des bevorſtehenden Pfingſtſonnabends auf’s Waldſchloͤßchen hinaufkommen, welches ich mutterſeelen allein bewohnte und welches ſehr geeignet ſei zu ſolchem Werke. Von den Wieſen und aus den hohen Fichtenbe- ſtaͤnden wuͤrden die Nebel praͤchtig aufſteigen und ſich zu Geſtalten mit langen Schleppen formiren, und durch die Fenſter und Ritzen hineinſchluͤpfen in mein Zimmer zwi- ſchen elf und zwoͤlf Uhr in der Nacht. — Nicht zwiſchen zwoͤlf und eins? — Nein, zwiſchen elf und zwoͤlf iſt die Geiſterſtunde! — Kurz, es wurde abgemacht zwiſchen uns. Er wollte vorher einmal hinkommen, und ein Paar Buͤcher bringen. Dabei fragte er mich, ob ich ihm ein gewiſſes Buch verſchaffen koͤnnte — er nannte den Titel — in dieſem ſolle die Formel des dritten Grades ſtehen. Jch verſprach, mich umzuthun und wir ſchieden. Er kam richtig und brachte ein Paar alte Scharteken Der Pfingſtſonnabend ruͤckte naͤher, und ich geſtehe <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0026" n="20"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Einleitung</hi>.</fw><lb/> habe. Geiſter wolle er mir indeſſen citiren ſo viel ich<lb/> haben wollte, und wenn ich das wuͤnſchte, ſo werde er<lb/> zum Abende des bevorſtehenden Pfingſtſonnabends auf’s<lb/> Waldſchloͤßchen hinaufkommen, welches ich mutterſeelen<lb/> allein bewohnte und welches ſehr geeignet ſei zu ſolchem<lb/> Werke. Von den Wieſen und aus den hohen Fichtenbe-<lb/> ſtaͤnden wuͤrden die Nebel praͤchtig aufſteigen und ſich zu<lb/> Geſtalten mit langen Schleppen formiren, und durch die<lb/> Fenſter und Ritzen hineinſchluͤpfen in mein Zimmer zwi-<lb/> ſchen elf und zwoͤlf Uhr in der Nacht. — Nicht zwiſchen<lb/> zwoͤlf und eins? — Nein, zwiſchen elf und zwoͤlf iſt die<lb/> Geiſterſtunde! — Kurz, es wurde abgemacht zwiſchen<lb/> uns. Er wollte vorher einmal hinkommen, und ein Paar<lb/> Buͤcher bringen. Dabei fragte er mich, ob ich ihm ein<lb/> gewiſſes Buch verſchaffen koͤnnte — er nannte den Titel<lb/> — in dieſem ſolle die Formel des dritten Grades ſtehen.<lb/> Jch verſprach, mich umzuthun und wir ſchieden.</p><lb/> <p>Er kam richtig und brachte ein Paar alte Scharteken<lb/> mit gemalten Geiſterkreiſen und betrieb unſer Werk mit<lb/> ſolcher Ruhe und Ernſthaftigkeit, als ob es ſich um das<lb/> Aufſchichten einer Klafter Holz handle. Dabei verſchwieg<lb/> er indeſſen nicht, daß es ſeine Gefahr habe, wenn die For-<lb/> mel nicht ſtark genug ſei oder man aus dem Kreiſe hinaus<lb/> gerathe, denn die Geiſter ſeien grauſam.</p><lb/> <p>Der Pfingſtſonnabend ruͤckte naͤher, und ich geſtehe<lb/> offen, daß ich mich ganz gehoͤrig fuͤrchtete. Am Donner-<lb/> ſtage indeſſen trat der Foͤrſter zu mir und fragte mich,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [20/0026]
Einleitung.
habe. Geiſter wolle er mir indeſſen citiren ſo viel ich
haben wollte, und wenn ich das wuͤnſchte, ſo werde er
zum Abende des bevorſtehenden Pfingſtſonnabends auf’s
Waldſchloͤßchen hinaufkommen, welches ich mutterſeelen
allein bewohnte und welches ſehr geeignet ſei zu ſolchem
Werke. Von den Wieſen und aus den hohen Fichtenbe-
ſtaͤnden wuͤrden die Nebel praͤchtig aufſteigen und ſich zu
Geſtalten mit langen Schleppen formiren, und durch die
Fenſter und Ritzen hineinſchluͤpfen in mein Zimmer zwi-
ſchen elf und zwoͤlf Uhr in der Nacht. — Nicht zwiſchen
zwoͤlf und eins? — Nein, zwiſchen elf und zwoͤlf iſt die
Geiſterſtunde! — Kurz, es wurde abgemacht zwiſchen
uns. Er wollte vorher einmal hinkommen, und ein Paar
Buͤcher bringen. Dabei fragte er mich, ob ich ihm ein
gewiſſes Buch verſchaffen koͤnnte — er nannte den Titel
— in dieſem ſolle die Formel des dritten Grades ſtehen.
Jch verſprach, mich umzuthun und wir ſchieden.
Er kam richtig und brachte ein Paar alte Scharteken
mit gemalten Geiſterkreiſen und betrieb unſer Werk mit
ſolcher Ruhe und Ernſthaftigkeit, als ob es ſich um das
Aufſchichten einer Klafter Holz handle. Dabei verſchwieg
er indeſſen nicht, daß es ſeine Gefahr habe, wenn die For-
mel nicht ſtark genug ſei oder man aus dem Kreiſe hinaus
gerathe, denn die Geiſter ſeien grauſam.
Der Pfingſtſonnabend ruͤckte naͤher, und ich geſtehe
offen, daß ich mich ganz gehoͤrig fuͤrchtete. Am Donner-
ſtage indeſſen trat der Foͤrſter zu mir und fragte mich,
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