Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846.Die Bernsteinhexe. Marie. Siehst Du, das war auch Natur, aber eine Natur, die wir nicht kannten. Birkhahn. Das ist eben der Fehler dran -- und was soll denn nun draus werden? Jetzt hilft's nicht mehr, und Eure Hand ist nicht mehr glücklich, und die Bauern munkeln das niederträchtigste Zeug -- Marie. Sie schreien's schon laut auf der Gasse! Zabel, ich hab' jetzt drüben bei der Kolken-Liese Dinge hören müs- sen, daß mir die Haut schauert. Jch glaub', ich krieg eine Krankheit! Birkhahn. Das wär' noch's Geringste. Aber nun kommt noch der Wittich dazu, der Euch Tag und Nacht nachstellt, und dem die Kolken-Liese Alles zu Gefallen thun muß, und der mit den Bauern umspringt, wie der Wolf mit den Scha- fen -- 's sollt' mich arg verwundern, wenn der nicht einen siedend heißen Brei zusammen rührte -- Marie. Der Wittich? Ach nein, der hat mich gern. Birkhahn. Nur allzu gern. Eben deswegen. Marie. Meinst Du? Garstig begehrliche Augen hat er, der Wittich! Die Bernſteinhexe. Marie. Siehſt Du, das war auch Natur, aber eine Natur, die wir nicht kannten. Birkhahn. Das iſt eben der Fehler dran — und was ſoll denn nun draus werden? Jetzt hilft’s nicht mehr, und Eure Hand iſt nicht mehr gluͤcklich, und die Bauern munkeln das niedertraͤchtigſte Zeug — Marie. Sie ſchreien’s ſchon laut auf der Gaſſe! Zabel, ich hab’ jetzt druͤben bei der Kolken-Lieſe Dinge hoͤren muͤſ- ſen, daß mir die Haut ſchauert. Jch glaub’, ich krieg eine Krankheit! Birkhahn. Das waͤr’ noch’s Geringſte. Aber nun kommt noch der Wittich dazu, der Euch Tag und Nacht nachſtellt, und dem die Kolken-Lieſe Alles zu Gefallen thun muß, und der mit den Bauern umſpringt, wie der Wolf mit den Scha- fen — ’s ſollt’ mich arg verwundern, wenn der nicht einen ſiedend heißen Brei zuſammen ruͤhrte — Marie. Der Wittich? Ach nein, der hat mich gern. Birkhahn. Nur allzu gern. Eben deswegen. Marie. Meinſt Du? Garſtig begehrliche Augen hat er, der Wittich! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0063" n="57"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Die Bernſteinhexe</hi>.</fw><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#b">Marie.</hi> </speaker><lb/> <p>Siehſt Du, das war auch Natur, aber eine Natur,<lb/> die wir nicht kannten.</p> </sp><lb/> <sp who="#BIR"> <speaker> <hi rendition="#b">Birkhahn.</hi> </speaker><lb/> <p>Das iſt eben der Fehler dran — und was ſoll denn<lb/> nun draus werden? Jetzt hilft’s nicht mehr, und Eure<lb/> Hand iſt nicht mehr gluͤcklich, und die Bauern munkeln das<lb/> niedertraͤchtigſte Zeug —</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#b">Marie.</hi> </speaker><lb/> <p>Sie ſchreien’s ſchon laut auf der Gaſſe! Zabel, ich<lb/> hab’ jetzt druͤben bei der Kolken-Lieſe Dinge hoͤren muͤſ-<lb/> ſen, daß mir die Haut ſchauert. Jch glaub’, ich krieg eine<lb/> Krankheit!</p> </sp><lb/> <sp who="#BIR"> <speaker> <hi rendition="#b">Birkhahn.</hi> </speaker><lb/> <p>Das waͤr’ noch’s Geringſte. Aber nun kommt noch<lb/> der Wittich dazu, der Euch Tag und Nacht nachſtellt, und<lb/> dem die Kolken-Lieſe Alles zu Gefallen thun muß, und der<lb/> mit den Bauern umſpringt, wie der Wolf mit den Scha-<lb/> fen — ’s ſollt’ mich arg verwundern, wenn der nicht einen<lb/> ſiedend heißen Brei zuſammen ruͤhrte —</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#b">Marie.</hi> </speaker><lb/> <p>Der Wittich? Ach nein, der hat mich gern.</p> </sp><lb/> <sp who="#BIR"> <speaker> <hi rendition="#b">Birkhahn.</hi> </speaker><lb/> <p>Nur allzu gern. Eben deswegen.</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#b">Marie.</hi> </speaker><lb/> <p>Meinſt Du? Garſtig begehrliche Augen hat er, der<lb/> Wittich!</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [57/0063]
Die Bernſteinhexe.
Marie.
Siehſt Du, das war auch Natur, aber eine Natur,
die wir nicht kannten.
Birkhahn.
Das iſt eben der Fehler dran — und was ſoll denn
nun draus werden? Jetzt hilft’s nicht mehr, und Eure
Hand iſt nicht mehr gluͤcklich, und die Bauern munkeln das
niedertraͤchtigſte Zeug —
Marie.
Sie ſchreien’s ſchon laut auf der Gaſſe! Zabel, ich
hab’ jetzt druͤben bei der Kolken-Lieſe Dinge hoͤren muͤſ-
ſen, daß mir die Haut ſchauert. Jch glaub’, ich krieg eine
Krankheit!
Birkhahn.
Das waͤr’ noch’s Geringſte. Aber nun kommt noch
der Wittich dazu, der Euch Tag und Nacht nachſtellt, und
dem die Kolken-Lieſe Alles zu Gefallen thun muß, und der
mit den Bauern umſpringt, wie der Wolf mit den Scha-
fen — ’s ſollt’ mich arg verwundern, wenn der nicht einen
ſiedend heißen Brei zuſammen ruͤhrte —
Marie.
Der Wittich? Ach nein, der hat mich gern.
Birkhahn.
Nur allzu gern. Eben deswegen.
Marie.
Meinſt Du? Garſtig begehrliche Augen hat er, der
Wittich!
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