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Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846.

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Die Bernsteinhexe.
Rüdiger.
Nicht wahr? Da habt Jhr's; dies gesetzte Wesen
schreibt sich von jenem Landungstage her!
Marie.
Das wäre!
Rüdiger.
Als ich von der hohen Schule in Wittenberg heim-
kehrte und Eurem Vater drüben im Mecklenburgischen bei
Güstrow begegnete, da hatte ich noch äußerst leichtes Blut
und eine äußerst leichte Zunge; Alles an mir war schnell
wie der Wind zu allerlei Thorheit --
Marie.
Wie die Geschichte bezeugt mit dem Galgengespenste
bei Güstrow!
Rüdiger.
Mit dem Schuster Schwelm, der Gespenster spielte,
richtig. Na, so gar thöricht war das nicht, sie riß ein
großes Loch in den einfältigen Gespensterglauben, und sie
brachte mich Abends spät hierher in's Pfarrhaus, und ich
sah eine schöne Jungfer zum ersten Male!
Marie.
Ja doch, hattet sie genug gesehn, eh' Jhr nach Witten-
berg gingt!
Rüdiger.
Die Schweidler Marie, ja, aber Jungfer Marie
Schweidler sah ich zum ersten Male, wie sie an diesem
Tische beim Lampenlicht in diesem großen Buche las --
Die Bernſteinhexe.
Rüdiger.
Nicht wahr? Da habt Jhr’s; dies geſetzte Weſen
ſchreibt ſich von jenem Landungstage her!
Marie.
Das waͤre!
Rüdiger.
Als ich von der hohen Schule in Wittenberg heim-
kehrte und Eurem Vater druͤben im Mecklenburgiſchen bei
Guͤſtrow begegnete, da hatte ich noch aͤußerſt leichtes Blut
und eine aͤußerſt leichte Zunge; Alles an mir war ſchnell
wie der Wind zu allerlei Thorheit —
Marie.
Wie die Geſchichte bezeugt mit dem Galgengeſpenſte
bei Guͤſtrow!
Rüdiger.
Mit dem Schuſter Schwelm, der Geſpenſter ſpielte,
richtig. Na, ſo gar thoͤricht war das nicht, ſie riß ein
großes Loch in den einfaͤltigen Geſpenſterglauben, und ſie
brachte mich Abends ſpaͤt hierher in’s Pfarrhaus, und ich
ſah eine ſchoͤne Jungfer zum erſten Male!
Marie.
Ja doch, hattet ſie genug geſehn, eh’ Jhr nach Witten-
berg gingt!
Rüdiger.
Die Schweidler Marie, ja, aber Jungfer Marie
Schweidler ſah ich zum erſten Male, wie ſie an dieſem
Tiſche beim Lampenlicht in dieſem großen Buche las —
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[64/0070] Die Bernſteinhexe. Rüdiger. Nicht wahr? Da habt Jhr’s; dies geſetzte Weſen ſchreibt ſich von jenem Landungstage her! Marie. Das waͤre! Rüdiger. Als ich von der hohen Schule in Wittenberg heim- kehrte und Eurem Vater druͤben im Mecklenburgiſchen bei Guͤſtrow begegnete, da hatte ich noch aͤußerſt leichtes Blut und eine aͤußerſt leichte Zunge; Alles an mir war ſchnell wie der Wind zu allerlei Thorheit — Marie. Wie die Geſchichte bezeugt mit dem Galgengeſpenſte bei Guͤſtrow! Rüdiger. Mit dem Schuſter Schwelm, der Geſpenſter ſpielte, richtig. Na, ſo gar thoͤricht war das nicht, ſie riß ein großes Loch in den einfaͤltigen Geſpenſterglauben, und ſie brachte mich Abends ſpaͤt hierher in’s Pfarrhaus, und ich ſah eine ſchoͤne Jungfer zum erſten Male! Marie. Ja doch, hattet ſie genug geſehn, eh’ Jhr nach Witten- berg gingt! Rüdiger. Die Schweidler Marie, ja, aber Jungfer Marie Schweidler ſah ich zum erſten Male, wie ſie an dieſem Tiſche beim Lampenlicht in dieſem großen Buche las —

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846/70>, abgerufen am 21.11.2024.