Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846.Die Bernsteinhexe. Schweidler. So? Versteh's nicht recht, und was ich verstehe, ist mir nicht recht; aber unnütz hab' ich gesagt, weil der Tisch nicht gedeckt wird. Der Herr Amtshauptmann wird Hun- ger haben, der Abend wird kalt -- Marie. Gleich, lieber Vater, gleich! (Links ab.) Schweidler. Und wenn er was zu essen findet, so spricht er we- niger -- Rüdiger. Und wenn er weniger spricht, so mäkelt und marktet er weniger. Schweidler. Grad' heraus gesagt, ja, man kann wohl vom Mark- ten sprechen; denn noch der hochselige Herr Herzog Phi- lippus zu Wolgast hat mir eine Gehaltzulage versprochen, und der Herr Wittich auf Pudagla hat sie mir bis heute noch nicht gestattet. (Marie und Jlse decken den Tisch.) Rüdiger. Herzog Philippus ist leider todt! Schweidler. Oh, der jetzt regierende Herr Herzog Bogislav war dabei und hat's mit angehört, und würd' es nicht verläug- nen, wenn man einen so hohen Herrn mahnen könnte! Die Bernſteinhexe. Schweidler. So? Verſteh’s nicht recht, und was ich verſtehe, iſt mir nicht recht; aber unnuͤtz hab’ ich geſagt, weil der Tiſch nicht gedeckt wird. Der Herr Amtshauptmann wird Hun- ger haben, der Abend wird kalt — Marie. Gleich, lieber Vater, gleich! (Links ab.) Schweidler. Und wenn er was zu eſſen findet, ſo ſpricht er we- niger — Rüdiger. Und wenn er weniger ſpricht, ſo maͤkelt und marktet er weniger. Schweidler. Grad’ heraus geſagt, ja, man kann wohl vom Mark- ten ſprechen; denn noch der hochſelige Herr Herzog Phi- lippus zu Wolgaſt hat mir eine Gehaltzulage verſprochen, und der Herr Wittich auf Pudagla hat ſie mir bis heute noch nicht geſtattet. (Marie und Jlſe decken den Tiſch.) Rüdiger. Herzog Philippus iſt leider todt! Schweidler. Oh, der jetzt regierende Herr Herzog Bogislav war dabei und hat’s mit angehoͤrt, und wuͤrd’ es nicht verlaͤug- nen, wenn man einen ſo hohen Herrn mahnen koͤnnte! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0079" n="73"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Die Bernſteinhexe</hi>.</fw><lb/> <sp who="#SCH"> <speaker> <hi rendition="#b">Schweidler.</hi> </speaker><lb/> <p>So? <hi rendition="#g">Verſteh</hi>’s nicht recht, und was ich verſtehe, <hi rendition="#g">iſt</hi><lb/> mir nicht recht; aber unnuͤtz hab’ ich geſagt, weil der Tiſch<lb/> nicht gedeckt wird. Der Herr Amtshauptmann wird Hun-<lb/> ger haben, der Abend wird kalt —</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#b">Marie.</hi> </speaker><lb/> <p>Gleich, lieber Vater, gleich!</p> <stage>(Links ab.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#SCH"> <speaker> <hi rendition="#b">Schweidler.</hi> </speaker><lb/> <p>Und wenn er was zu eſſen findet, ſo ſpricht er we-<lb/> niger —</p> </sp><lb/> <sp who="#RUED"> <speaker> <hi rendition="#b">Rüdiger.</hi> </speaker><lb/> <p>Und wenn er weniger ſpricht, ſo maͤkelt und marktet<lb/> er weniger.</p> </sp><lb/> <sp who="#SCH"> <speaker> <hi rendition="#b">Schweidler.</hi> </speaker><lb/> <p>Grad’ heraus geſagt, ja, man kann wohl vom Mark-<lb/> ten ſprechen; denn noch der hochſelige Herr Herzog Phi-<lb/> lippus zu Wolgaſt hat mir eine Gehaltzulage verſprochen,<lb/> und der Herr Wittich auf Pudagla hat ſie mir bis heute<lb/> noch nicht geſtattet.</p><lb/> <stage>(Marie und Jlſe decken den Tiſch.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#RUED"> <speaker> <hi rendition="#b">Rüdiger.</hi> </speaker><lb/> <p>Herzog Philippus iſt leider todt!</p> </sp><lb/> <sp who="#SCH"> <speaker> <hi rendition="#b">Schweidler.</hi> </speaker><lb/> <p>Oh, der jetzt regierende Herr Herzog Bogislav war<lb/> dabei und hat’s mit angehoͤrt, und wuͤrd’ es nicht verlaͤug-<lb/> nen, wenn man einen ſo hohen Herrn mahnen koͤnnte!</p><lb/> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [73/0079]
Die Bernſteinhexe.
Schweidler.
So? Verſteh’s nicht recht, und was ich verſtehe, iſt
mir nicht recht; aber unnuͤtz hab’ ich geſagt, weil der Tiſch
nicht gedeckt wird. Der Herr Amtshauptmann wird Hun-
ger haben, der Abend wird kalt —
Marie.
Gleich, lieber Vater, gleich! (Links ab.)
Schweidler.
Und wenn er was zu eſſen findet, ſo ſpricht er we-
niger —
Rüdiger.
Und wenn er weniger ſpricht, ſo maͤkelt und marktet
er weniger.
Schweidler.
Grad’ heraus geſagt, ja, man kann wohl vom Mark-
ten ſprechen; denn noch der hochſelige Herr Herzog Phi-
lippus zu Wolgaſt hat mir eine Gehaltzulage verſprochen,
und der Herr Wittich auf Pudagla hat ſie mir bis heute
noch nicht geſtattet.
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