Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833.11. Grünschloß, den 20 Juni.Hyppolit an Constantin. Mein gehaltreicher Sir John, was hör' ich für 11. Grünſchloß, den 20 Juni.Hyppolit an Constantin. Mein gehaltreicher Sir John, was hör' ich für <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0105" n="95"/> </div> <div n="1"> <head>11.<lb/><hi rendition="#b #g">Hyppolit an Constantin.</hi><lb/></head> <dateline rendition="#right">Grünſchloß, den 20 Juni.<lb/></dateline> <p>Mein gehaltreicher Sir John, was hör' ich für<lb/> Dinge von Euch, Ihr gebt Euch einer wüſten innern<lb/> Unordnung hin — was ſoll das? Befolge eiligſt Valers<lb/> Rath, und komm hieher, die Luft der Kuhſtälle wird<lb/> Dich heilen. Ein Mann wie Du wird ſich doch nicht<lb/> den Grillen ergeben! Du ſiehſt, ich habe mich auch<lb/> hier eingefunden, um meinen Geiſt zu ſammeln vom<lb/> wirren Stadtleben, und ihn vorzubereiten auf größere<lb/> Wirren, denen ich in Europas Hauptſtädten entgegengehen<lb/> will. Das iſt nämlich der Plan zu meinem neuen Epos:<lb/> zur Phyſignomie jeder Hauptſtadt will ich einen ent¬<lb/> ſprechenden Körper ſchaffen, dann will ich ſie durchein¬<lb/> ander werfen und Situationen erzeugen, und wer die<lb/> Civiliſation und die Schönheit heirathet, der iſt der Held.<lb/> Komm und beſchreib' mir Berlin mit der langweiligen<lb/> Regelmäßigkeit und der kurzweiligen Soldatenſpielerei —<lb/> romantiſch darf ich jene dürre Stadt ſchwerlich anziehn,<lb/> dazu iſt ſie zu geſetzt, zu altklug, zu hegeliſch; komm, hilf<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [95/0105]
11.
Hyppolit an Constantin.
Grünſchloß, den 20 Juni.
Mein gehaltreicher Sir John, was hör' ich für
Dinge von Euch, Ihr gebt Euch einer wüſten innern
Unordnung hin — was ſoll das? Befolge eiligſt Valers
Rath, und komm hieher, die Luft der Kuhſtälle wird
Dich heilen. Ein Mann wie Du wird ſich doch nicht
den Grillen ergeben! Du ſiehſt, ich habe mich auch
hier eingefunden, um meinen Geiſt zu ſammeln vom
wirren Stadtleben, und ihn vorzubereiten auf größere
Wirren, denen ich in Europas Hauptſtädten entgegengehen
will. Das iſt nämlich der Plan zu meinem neuen Epos:
zur Phyſignomie jeder Hauptſtadt will ich einen ent¬
ſprechenden Körper ſchaffen, dann will ich ſie durchein¬
ander werfen und Situationen erzeugen, und wer die
Civiliſation und die Schönheit heirathet, der iſt der Held.
Komm und beſchreib' mir Berlin mit der langweiligen
Regelmäßigkeit und der kurzweiligen Soldatenſpielerei —
romantiſch darf ich jene dürre Stadt ſchwerlich anziehn,
dazu iſt ſie zu geſetzt, zu altklug, zu hegeliſch; komm, hilf
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