Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833.umarmt und geliebt als Constantie in jener Nacht. Ich umarmt und geliebt als Conſtantie in jener Nacht. Ich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0143" n="133"/> umarmt und geliebt als Conſtantie in jener Nacht. Ich<lb/> liebe dieſe Kraft am Weibe über Alles; das Weiche,<lb/> Vergehende, Ergebene gewährt mir zu wenig Widerſtand.<lb/> Ich gehe noch einen Schritt weiter als Valerius, der<lb/> ebenfalls Kraft und Stärke des Weibes bevorzugt, ich<lb/> liebe ſogar die Strenge der Form, des Geiſtes und<lb/> des Gemüths. Vielleicht ſind ſolche Weiber der Ueber¬<lb/> gang zur griechiſchen Knabenliebe. Als Conſtantie des<lb/> Morgens erwachte, war nichts von jener Schaam, wel¬<lb/> che der Tag ſo oft über die Freuden ſolcher Nächte gießt,<lb/> an ihr zu entdecken; ſie umarmte mich beim Tageslichte<lb/> ſo glühend wie ſie beim Lampenſchein gethan. Ich mußte<lb/> den Tag über in jenen Gemächern bis zum Balkon blei¬<lb/> ben, weil ich nicht leicht unbemerkt fortkommen konnte.<lb/> Conſtantie war für die Welt krank und ſpeiſte auf ih¬<lb/> rem Zimmer. Wir lebten wie goldne Vöglein im Käfig.<lb/> Als die zweite Nacht zu ſchwinden begann, verließ ich<lb/> ſie erſt — ein großer Thränentropfen der Wolluſt und<lb/> des Schmerzes, der einzige, den ich je in den ſtolzen<lb/> ſüdlichen Augen geſehen, erweichte ihren Blick, als ſie<lb/> an der letzten Thür von mir ſchied. Wir hatten ver¬<lb/> abredet, daß ich ihre Salons fleißig beſuchen ſollte.<lb/> Wenn ſie mich italieniſch fragte, „wie leben die Poeten?“<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [133/0143]
umarmt und geliebt als Conſtantie in jener Nacht. Ich
liebe dieſe Kraft am Weibe über Alles; das Weiche,
Vergehende, Ergebene gewährt mir zu wenig Widerſtand.
Ich gehe noch einen Schritt weiter als Valerius, der
ebenfalls Kraft und Stärke des Weibes bevorzugt, ich
liebe ſogar die Strenge der Form, des Geiſtes und
des Gemüths. Vielleicht ſind ſolche Weiber der Ueber¬
gang zur griechiſchen Knabenliebe. Als Conſtantie des
Morgens erwachte, war nichts von jener Schaam, wel¬
che der Tag ſo oft über die Freuden ſolcher Nächte gießt,
an ihr zu entdecken; ſie umarmte mich beim Tageslichte
ſo glühend wie ſie beim Lampenſchein gethan. Ich mußte
den Tag über in jenen Gemächern bis zum Balkon blei¬
ben, weil ich nicht leicht unbemerkt fortkommen konnte.
Conſtantie war für die Welt krank und ſpeiſte auf ih¬
rem Zimmer. Wir lebten wie goldne Vöglein im Käfig.
Als die zweite Nacht zu ſchwinden begann, verließ ich
ſie erſt — ein großer Thränentropfen der Wolluſt und
des Schmerzes, der einzige, den ich je in den ſtolzen
ſüdlichen Augen geſehen, erweichte ihren Blick, als ſie
an der letzten Thür von mir ſchied. Wir hatten ver¬
abredet, daß ich ihre Salons fleißig beſuchen ſollte.
Wenn ſie mich italieniſch fragte, „wie leben die Poeten?“
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