Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833.Sieh, ich weiß das alles noch, aber wir sind ein¬ Sieh, ich weiß das alles noch, aber wir ſind ein¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0034" n="24"/> <p>Sieh, ich weiß das alles noch, aber wir ſind ein¬<lb/> mal raiſonnirende Thiere, wir müſſen beim Wiederkäuen<lb/> des fremden Stoffes eignes Material dazu bringen —<lb/> es iſt wahr, wir können nicht die einfachſte Sache rich¬<lb/> tig erzählen, wir erzählen uns mit hinein. Ich möcht'<lb/> es nicht Egoismus nennen, aber <choice><sic>Eitelteit</sic><corr>Eitelkeit</corr></choice> des Jahrhun¬<lb/> derts iſt es gewiß. Der Egoismus iſt ja — ſo ſagt<lb/> Valerius — der Feind, gegen welchen die ganze neue<lb/> Bewegung ſich richtet; aber die Welt iſt erſt tugendhaft<lb/> wie ein Jüngling, daß heißt, eitel tugendhaft, ſie ſpen¬<lb/> det die Wohlthat an den Straßenecken. Und dieſer ſo¬<lb/> genannte Geiſt der Zeit iſt allerdings <choice><sic>eiue</sic><corr>eine</corr></choice> Art Miasma,<lb/> er dringt überall hin, durch alle Kontumazen und Bar¬<lb/> rieren — ich wehre mich der Bequemlichkeit halber hef¬<lb/> tig gegen ihn, einen Fetzen ſeiner Eitelkeitslivree merk'<lb/> ich doch bald hie, bald da an mir. Das iſt nun des<lb/> konſequenten Valerius Freude, der da meint, der wil¬<lb/> deſte Ultra werde allmählig zum Mittelpunkte gedrängt,<lb/> er möge ſich ſträuben, ſo ſehr er wolle. Das nennt er<lb/> die Bewegung der Erde und der <choice><sic>Civilſation</sic><corr>Civiliſation</corr></choice>. Auf dem<lb/> unbemerkt fortgleitenden Schiffe ſtehe der Stabilitätsmann,<lb/> zeige auf die Ufer, welche ſich ſcheinbar bewegen und<lb/> perorire, dort ſei die einzige Bewegung, welche Noth<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [24/0034]
Sieh, ich weiß das alles noch, aber wir ſind ein¬
mal raiſonnirende Thiere, wir müſſen beim Wiederkäuen
des fremden Stoffes eignes Material dazu bringen —
es iſt wahr, wir können nicht die einfachſte Sache rich¬
tig erzählen, wir erzählen uns mit hinein. Ich möcht'
es nicht Egoismus nennen, aber Eitelkeit des Jahrhun¬
derts iſt es gewiß. Der Egoismus iſt ja — ſo ſagt
Valerius — der Feind, gegen welchen die ganze neue
Bewegung ſich richtet; aber die Welt iſt erſt tugendhaft
wie ein Jüngling, daß heißt, eitel tugendhaft, ſie ſpen¬
det die Wohlthat an den Straßenecken. Und dieſer ſo¬
genannte Geiſt der Zeit iſt allerdings eine Art Miasma,
er dringt überall hin, durch alle Kontumazen und Bar¬
rieren — ich wehre mich der Bequemlichkeit halber hef¬
tig gegen ihn, einen Fetzen ſeiner Eitelkeitslivree merk'
ich doch bald hie, bald da an mir. Das iſt nun des
konſequenten Valerius Freude, der da meint, der wil¬
deſte Ultra werde allmählig zum Mittelpunkte gedrängt,
er möge ſich ſträuben, ſo ſehr er wolle. Das nennt er
die Bewegung der Erde und der Civiliſation. Auf dem
unbemerkt fortgleitenden Schiffe ſtehe der Stabilitätsmann,
zeige auf die Ufer, welche ſich ſcheinbar bewegen und
perorire, dort ſei die einzige Bewegung, welche Noth
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