Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833.ben -- davon ist man jetzt nach den Julitagen allge¬ So viel aus jenem Briefe. Denke Dir nun den ben — davon iſt man jetzt nach den Julitagen allge¬ So viel aus jenem Briefe. Denke Dir nun den <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0022" n="10"/> ben — davon iſt man jetzt nach den Julitagen allge¬<lb/> mein überzeugt, daß Graf Fips nicht reüſſirt.“ —</p><lb/> <p>So viel aus jenem Briefe. Denke Dir nun den<lb/> Grafen als einen Fünfziger, als einen Mann von den<lb/> feinſten Sitten, dem gebildetſten, artigſten Betragen, der<lb/> in allen Dingen Kenntniſſe, und für Alles große Em¬<lb/> pfänglichkeit beſitzt. Es iſt wahr, ſein Wiſſen iſt meiſt<lb/> oberflächlich; er hat die Klaſſiker geleſen aber nicht<lb/> empfunden, er kokettirt mit den Griechen und ein<lb/> abgeſchmackter hohler Römer läuft ihm hie und da da¬<lb/> zwiſchen; er hat Geſchichte ſtudirt, weil er ſie aber oft<lb/> an ſo verſchiedenen Fäden aufgereiht hat, ſo ſind ſeine<lb/> Anſichten verworren geworden. Er hat von allen Re¬<lb/> ligionsphiloſophemen genippt, iſt abwechſelnd Atheiſt,<lb/> Deiſt, Proteſtant, Quäker und Pantheiſt geweſen und<lb/> wie alle extreme Geiſter, die in der eignen Poſitivität<lb/> keinen Haltpunkt finden, am Ende romaniſcher Katholik<lb/> geworden, der aber noch immer mit Aufmerkſamkeit Re¬<lb/> ligionsgeſpräche anhört. Sein Aeußeres iſt imponirend.<lb/> Von hohem ſtarken Wuchſe hat ſein Gang jene adlige<lb/> Gemeſſenheit und Sicherheit, die wir noch in unſrer<lb/> frühen Jugend ſo oft an den damaligen Grafen und<lb/> Baronen geſehen. Die Geberden, Geſticulationen, Be¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [10/0022]
ben — davon iſt man jetzt nach den Julitagen allge¬
mein überzeugt, daß Graf Fips nicht reüſſirt.“ —
So viel aus jenem Briefe. Denke Dir nun den
Grafen als einen Fünfziger, als einen Mann von den
feinſten Sitten, dem gebildetſten, artigſten Betragen, der
in allen Dingen Kenntniſſe, und für Alles große Em¬
pfänglichkeit beſitzt. Es iſt wahr, ſein Wiſſen iſt meiſt
oberflächlich; er hat die Klaſſiker geleſen aber nicht
empfunden, er kokettirt mit den Griechen und ein
abgeſchmackter hohler Römer läuft ihm hie und da da¬
zwiſchen; er hat Geſchichte ſtudirt, weil er ſie aber oft
an ſo verſchiedenen Fäden aufgereiht hat, ſo ſind ſeine
Anſichten verworren geworden. Er hat von allen Re¬
ligionsphiloſophemen genippt, iſt abwechſelnd Atheiſt,
Deiſt, Proteſtant, Quäker und Pantheiſt geweſen und
wie alle extreme Geiſter, die in der eignen Poſitivität
keinen Haltpunkt finden, am Ende romaniſcher Katholik
geworden, der aber noch immer mit Aufmerkſamkeit Re¬
ligionsgeſpräche anhört. Sein Aeußeres iſt imponirend.
Von hohem ſtarken Wuchſe hat ſein Gang jene adlige
Gemeſſenheit und Sicherheit, die wir noch in unſrer
frühen Jugend ſo oft an den damaligen Grafen und
Baronen geſehen. Die Geberden, Geſticulationen, Be¬
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