Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833.daß mir bald kein Zweifel blieb, der Graf wolle unserm daß mir bald kein Zweifel blieb, der Graf wolle unſerm <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0033" n="21"/> daß mir bald kein Zweifel blieb, der Graf wolle unſerm<lb/> Weibertreiben ans Leben gehn. Ich konnte nicht klar<lb/> heraustreten mit meinen Antworten, weil er es mit ſei¬<lb/> nen Fragen nicht that, und ich ſolchergeſtalt leicht eine<lb/> Betiſe begehen konnte; indeß ließ ich ihn doch nicht un¬<lb/> deutlich merken, wie dieſe ganze Wendung der Fahrt<lb/> nicht in meinen Kram paſſe, mir ſogar ſehr unangenehm<lb/> ſei. Die Welt iſt doch wahrhaftig eine ſo große Hei¬<lb/> rathskanzlei, daß man nur in ein Haus treten darf,<lb/> worin ein weibliches Weſen wohnt, um beim Heraus¬<lb/> gehn Heirathsfragezeichen auf dem Rücken zu haben.<lb/> Wird nicht alle Geſelligkeit dadurch zu Grunde gerichtet!<lb/> Sieh unſer Schloß an, wie iſt alles durch dieſe ver¬<lb/> zweifelte Einzäunung zerriſſen, zertheilt! Graf Fips<lb/> reiſ't ſchon ſeit 14 Tagen ab, und ärgert ſich alle Tage<lb/> dreimal, daß er noch da iſt und beſchließt 10 Mal, mor¬<lb/> gen werde er reiſen und immer nur ein Mal, daß er<lb/> noch einen Tag warten wolle. Wenn die Sonne auf¬<lb/> geht, da iſt die Erde unſchuldig und der unglückliche<lb/> Liebhaber hofft das Beſte — dieſer Fips iſt ein Maul¬<lb/> affe, aber er fühlt ſeinen traurigen Schmerz, einen Korb<lb/> am Frackſchoß zu tragen, ſo gut wie Einer. Was ihm<lb/> an Gefühl zur Empfängniß dieſes Schmerzes fehlt, das<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [21/0033]
daß mir bald kein Zweifel blieb, der Graf wolle unſerm
Weibertreiben ans Leben gehn. Ich konnte nicht klar
heraustreten mit meinen Antworten, weil er es mit ſei¬
nen Fragen nicht that, und ich ſolchergeſtalt leicht eine
Betiſe begehen konnte; indeß ließ ich ihn doch nicht un¬
deutlich merken, wie dieſe ganze Wendung der Fahrt
nicht in meinen Kram paſſe, mir ſogar ſehr unangenehm
ſei. Die Welt iſt doch wahrhaftig eine ſo große Hei¬
rathskanzlei, daß man nur in ein Haus treten darf,
worin ein weibliches Weſen wohnt, um beim Heraus¬
gehn Heirathsfragezeichen auf dem Rücken zu haben.
Wird nicht alle Geſelligkeit dadurch zu Grunde gerichtet!
Sieh unſer Schloß an, wie iſt alles durch dieſe ver¬
zweifelte Einzäunung zerriſſen, zertheilt! Graf Fips
reiſ't ſchon ſeit 14 Tagen ab, und ärgert ſich alle Tage
dreimal, daß er noch da iſt und beſchließt 10 Mal, mor¬
gen werde er reiſen und immer nur ein Mal, daß er
noch einen Tag warten wolle. Wenn die Sonne auf¬
geht, da iſt die Erde unſchuldig und der unglückliche
Liebhaber hofft das Beſte — dieſer Fips iſt ein Maul¬
affe, aber er fühlt ſeinen traurigen Schmerz, einen Korb
am Frackſchoß zu tragen, ſo gut wie Einer. Was ihm
an Gefühl zur Empfängniß dieſes Schmerzes fehlt, das
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