Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833.Lippe trug. Weil er keine Freiheit kannte im Glauben Lippe trug. Weil er keine Freiheit kannte im Glauben <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0035" n="23"/> Lippe trug. Weil er keine Freiheit kannte im Glauben<lb/> und Gefühl, ſo weiß er nun auch keine zu geſtatten.<lb/> Er iſt auch in der Eiferſucht Fanatiker und Schwärmer;<lb/> er iſt ſehr unangenehm. Es iſt kein Schmerz in ihm, ſon¬<lb/> dern Grimm. Ich ſelbſt bin aus meiner Ruhe aufge¬<lb/> ſtört, weil ich die fröhliche Camilla täglich mit verwein¬<lb/> ten Augen ſehe, weil ich kein heitres Wort mehr von ihren<lb/> Lippen höre, weil mich das gute Mädchen innig dauert,<lb/> und ich durchaus nicht weiß was ihr fehlt. Sollte<lb/> das unglückliche Mädchen etwa auch den Mörder Hyp¬<lb/> polit lieben?! Nun ſieh, was ſind das für Dinge,<lb/> was iſt das für unnütze Verwirrniß, die das Leben un¬<lb/> klar, unerquicklich macht. Ach, ich bin ärgerlich! Als<lb/> gäb' es auf der Welt keine andern Beziehungen mehr<lb/> als zwiſchen Mann und Weib! Ich bin der traurigen<lb/> Camilla ſelbſt ſo gut geworden, daß ich in mir ſelbſt<lb/> Verwirrung fürchte. Und nun führt das Geſchick die<lb/> Gräfin Julia hieher, und das Haus wird ein Tollhaus.<lb/> Ich will die Sache erſt noch etwas reifen laſſen, eh' ich<lb/> Dir breiter davon ſpreche. Wir geben uns alle mögliche<lb/> Mühe, wichtige, ſpannende, ja verletzende Geſpräche über<lb/> allgemeine Gegenſtände auf's Tapet zu bringen, ſobald<lb/> wir bei Tiſch oder beim Thee alle verſammelt ſind, <hi rendition="#g">da</hi><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [23/0035]
Lippe trug. Weil er keine Freiheit kannte im Glauben
und Gefühl, ſo weiß er nun auch keine zu geſtatten.
Er iſt auch in der Eiferſucht Fanatiker und Schwärmer;
er iſt ſehr unangenehm. Es iſt kein Schmerz in ihm, ſon¬
dern Grimm. Ich ſelbſt bin aus meiner Ruhe aufge¬
ſtört, weil ich die fröhliche Camilla täglich mit verwein¬
ten Augen ſehe, weil ich kein heitres Wort mehr von ihren
Lippen höre, weil mich das gute Mädchen innig dauert,
und ich durchaus nicht weiß was ihr fehlt. Sollte
das unglückliche Mädchen etwa auch den Mörder Hyp¬
polit lieben?! Nun ſieh, was ſind das für Dinge,
was iſt das für unnütze Verwirrniß, die das Leben un¬
klar, unerquicklich macht. Ach, ich bin ärgerlich! Als
gäb' es auf der Welt keine andern Beziehungen mehr
als zwiſchen Mann und Weib! Ich bin der traurigen
Camilla ſelbſt ſo gut geworden, daß ich in mir ſelbſt
Verwirrung fürchte. Und nun führt das Geſchick die
Gräfin Julia hieher, und das Haus wird ein Tollhaus.
Ich will die Sache erſt noch etwas reifen laſſen, eh' ich
Dir breiter davon ſpreche. Wir geben uns alle mögliche
Mühe, wichtige, ſpannende, ja verletzende Geſpräche über
allgemeine Gegenſtände auf's Tapet zu bringen, ſobald
wir bei Tiſch oder beim Thee alle verſammelt ſind, da
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