Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833.ästhetisches Gefühl, der gewandte Weltmann erfrischt es, äſthetiſches Gefühl, der gewandte Weltmann erfriſcht es, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0045" n="33"/> äſthetiſches Gefühl, der gewandte Weltmann erfriſcht es,<lb/> ſchon darum, weil jede Sicherheit im Zuſchauenden<lb/> oder Mitbetheiligten Sicherheit erzeugt. Aber Alles das<lb/> iſt ja nur Blatt und Blüthe der Kultur, die Frucht,<lb/> der Kern, bleibt ewig die Hauptſache, und des Tölpels<lb/> ſchönes gediegenes Wort wird mich immer erquicken,<lb/> des Weltmannes fades Geſchwätz wird mich anekeln, weil<lb/> der gebildete Menſch eben nicht wie die Ziege von<lb/> Blättern leben kann, ſondern Früchte braucht. Es ſtellt<lb/> ſich alſo dar, wie die Anbeter der feinen Manieren<lb/> oben auf dem Schaum des Fleiſchtopfes ſchwimmen,<lb/> den man abhebt und zur Erde wirft, nachdem er den<lb/> Koch einige Sekunden durch die Gewißheit erfreut hat,<lb/> das Fleiſch beginne gar zu werden. Sie künden Kul¬<lb/> tur an, ſind aber keine. Dies Scheinen und Sein,<lb/> Aeußere und Innere iſt der durchlaufende unterſchei¬<lb/> dende Typus des ſogenannten Vornehmen und Ge¬<lb/> bildeten. Es kommt dem ſogenannten feinen Menſchen<lb/> nicht im Geringſten darauf an, die geiſtigen Intereſſen<lb/> einer Geſellſchaft vor den Kopf zu ſtoßen, wenn er<lb/> das nur mit einem zierlichen Komplimente thut —<lb/> man ſpreche das Wichtigſte, erzähle, leſe das Inter¬<lb/> eſſanteſte: ein geſellſchaftliches Unding, was ſich eben<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [33/0045]
äſthetiſches Gefühl, der gewandte Weltmann erfriſcht es,
ſchon darum, weil jede Sicherheit im Zuſchauenden
oder Mitbetheiligten Sicherheit erzeugt. Aber Alles das
iſt ja nur Blatt und Blüthe der Kultur, die Frucht,
der Kern, bleibt ewig die Hauptſache, und des Tölpels
ſchönes gediegenes Wort wird mich immer erquicken,
des Weltmannes fades Geſchwätz wird mich anekeln, weil
der gebildete Menſch eben nicht wie die Ziege von
Blättern leben kann, ſondern Früchte braucht. Es ſtellt
ſich alſo dar, wie die Anbeter der feinen Manieren
oben auf dem Schaum des Fleiſchtopfes ſchwimmen,
den man abhebt und zur Erde wirft, nachdem er den
Koch einige Sekunden durch die Gewißheit erfreut hat,
das Fleiſch beginne gar zu werden. Sie künden Kul¬
tur an, ſind aber keine. Dies Scheinen und Sein,
Aeußere und Innere iſt der durchlaufende unterſchei¬
dende Typus des ſogenannten Vornehmen und Ge¬
bildeten. Es kommt dem ſogenannten feinen Menſchen
nicht im Geringſten darauf an, die geiſtigen Intereſſen
einer Geſellſchaft vor den Kopf zu ſtoßen, wenn er
das nur mit einem zierlichen Komplimente thut —
man ſpreche das Wichtigſte, erzähle, leſe das Inter¬
eſſanteſte: ein geſellſchaftliches Unding, was ſich eben
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