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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833.

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20.
Hyppolit an Julia.

Wir sind in einem Hause und ich muß das todte
geschriebene Wort an Sie richten, dem warmen leben¬
digen gestatten Sie keinen Zugang. Warum verschließen
Sie sich in Ihrem Zimmer, warum nehmen Sie mir
meinen Tag, das Licht ihrer Augen? Ist es meine
Schuld, daß ich Sie später gesehen als die gute Al¬
berta? Ich habe ein heißes glühendes Herz, mein Fräu¬
lein, ich schwöre es Ihnen, ich will, ich werde Ihr
kaltes Gemüth erwärmen; nur Ihre Hand reichen Sie
mir, durch die Fingerspitzen will ich mein Leben bis zu
Ihrem Herzen treiben. Nie habe ich einem Weibe meine
Liebe erklärt, Ihnen, Julia, sage ich, daß ich vergehe
in Liebessehnsucht nach Dir. Du bist meine Sonne,
mein Mond, der ganze gestirnte Himmel meiner Wün¬
sche, meine Erde, meine Welt, meine ganze Hoffnung
auf Seligkeit. Antworten Sie mir, meine ganze Seele
fleht, antworten Sie mir gütig, öffnen Sie Ihre Zim¬
mer, ich muß Sie sehen, ich verschmachte in dieser
Wüste. Ihr Anblick ist mir die erfrischende Quelle; ich

20.
Hyppolit an Julia.

Wir ſind in einem Hauſe und ich muß das todte
geſchriebene Wort an Sie richten, dem warmen leben¬
digen geſtatten Sie keinen Zugang. Warum verſchließen
Sie ſich in Ihrem Zimmer, warum nehmen Sie mir
meinen Tag, das Licht ihrer Augen? Iſt es meine
Schuld, daß ich Sie ſpäter geſehen als die gute Al¬
berta? Ich habe ein heißes glühendes Herz, mein Fräu¬
lein, ich ſchwöre es Ihnen, ich will, ich werde Ihr
kaltes Gemüth erwärmen; nur Ihre Hand reichen Sie
mir, durch die Fingerſpitzen will ich mein Leben bis zu
Ihrem Herzen treiben. Nie habe ich einem Weibe meine
Liebe erklärt, Ihnen, Julia, ſage ich, daß ich vergehe
in Liebesſehnſucht nach Dir. Du biſt meine Sonne,
mein Mond, der ganze geſtirnte Himmel meiner Wün¬
ſche, meine Erde, meine Welt, meine ganze Hoffnung
auf Seligkeit. Antworten Sie mir, meine ganze Seele
fleht, antworten Sie mir gütig, öffnen Sie Ihre Zim¬
mer, ich muß Sie ſehen, ich verſchmachte in dieſer
Wüſte. Ihr Anblick iſt mir die erfriſchende Quelle; ich

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[39/0051] 20. Hyppolit an Julia. Wir ſind in einem Hauſe und ich muß das todte geſchriebene Wort an Sie richten, dem warmen leben¬ digen geſtatten Sie keinen Zugang. Warum verſchließen Sie ſich in Ihrem Zimmer, warum nehmen Sie mir meinen Tag, das Licht ihrer Augen? Iſt es meine Schuld, daß ich Sie ſpäter geſehen als die gute Al¬ berta? Ich habe ein heißes glühendes Herz, mein Fräu¬ lein, ich ſchwöre es Ihnen, ich will, ich werde Ihr kaltes Gemüth erwärmen; nur Ihre Hand reichen Sie mir, durch die Fingerſpitzen will ich mein Leben bis zu Ihrem Herzen treiben. Nie habe ich einem Weibe meine Liebe erklärt, Ihnen, Julia, ſage ich, daß ich vergehe in Liebesſehnſucht nach Dir. Du biſt meine Sonne, mein Mond, der ganze geſtirnte Himmel meiner Wün¬ ſche, meine Erde, meine Welt, meine ganze Hoffnung auf Seligkeit. Antworten Sie mir, meine ganze Seele fleht, antworten Sie mir gütig, öffnen Sie Ihre Zim¬ mer, ich muß Sie ſehen, ich verſchmachte in dieſer Wüſte. Ihr Anblick iſt mir die erfriſchende Quelle; ich

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0102_1833/51>, abgerufen am 21.11.2024.